BAD WALDSEE (dpa/lsw) — Kurzar­beit trotz voller Auftrags­bü­cher: Für den Wohnmo­bil­her­stel­ler Hymer Group könnte das bald Reali­tät werden. Die Corona-Pande­mie hat den Carava­ning-Boom verstärkt, bringt aber die Produk­ti­on ins Stocken. Das wirkt sich auch auf die Wohnmo­bil-Preise aus.

Rekord­um­satz, so viele Fahrzeu­ge wie nie und mehr Mitar­bei­ter denn je: Das geänder­te Reise­ver­hal­ten vieler Deutscher in der Corona-Pande­mie hat dem Wohnmo­bil­her­stel­ler Hymer Group ein Rekord­jahr beschert. Der Umsatz sei im Finanz­jahr 2020/21 um 23 Prozent auf einen Rekord­wert von 2,7 Milli­ar­den Euro gestie­gen, sagte der Vorstands­vor­sit­zen­de der Erwin Hymer Group (EHG), Martin Brandt, am Donners­tag in Bad Waldsee (Landkreis Ravens­burg). 65.000 ausge­lie­fer­te Fahrzeu­ge zwischen 1. August 2020 und 31. Juli 2021 seien ebenfalls eine neue Bestmar­ke, im Vorjah­res­zeit­raum waren es rund 10.000 weniger.

Im Zuge der großen Nachfra­ge kletter­te bei der Hymer Group demnach auch die Zahl der Mitar­bei­ter um 1534 auf einen Rekord­wert von 8883 Beschäf­tig­ten. Beson­ders groß war das Inter­es­se bei Camper­vans: Die Zahl der produ­zier­ten Fahrzeu­ge stieg um 60 Prozent auf rund 21.000. Vor allem bei jünge­ren Menschen seien diese beliebt, sagte Brandt. «Die nutzen das auch für einen Wochen­end­trip. Wir glauben, dass dieser Trend anhal­ten wird.»

Trotz voller Auftrags­bü­cher könnten viele Mitar­bei­ter bald in Kurzar­beit gehen müssen. Denn die Corona-Pande­mie hat nicht nur eine höhere Nachfra­ge zur Folge, sondern auch anhal­ten­de Proble­me bei den Liefer­ket­ten. «Wir leben im Moment von der Hand in den Mund», sagte Brandt. Vor allem bei Chassis-Liefe­run­gen und Fahrge­stel­len gebe es Engpäs­se. Bis zum Jahres­en­de seien daher immer wieder Produk­ti­ons­stopps und Kurzar­beit möglich, sagte Brandt. Eine siche­re Planung sei derzeit nicht möglich.

Auch für Kunden hat das Auswir­kun­gen. Wer ein spezi­el­les Wohnmo­bil kaufen wolle, müsse darauf unter Umstän­den bis zu einein­halb Jahre warten, sagte EHG-Vorstands­chef Brandt. Viele Händler hätten nicht mehr allzu viele Fahrzeu­ge auf Lager. Auch mit steigen­den Preisen müsse man rechnen: «Wir kriegen diese Preis­er­hö­hun­gen über unsere Liefe­ran­ten und werden sie weiter­ge­ben müssen.»

Die Erwin Hymer Group gehört seit Febru­ar 2019 zum US-Branchen­rie­sen Thor Indus­tries. Zum Gewinn macht das deutsche Unter­neh­men grund­sätz­lich keine Angaben. Zur Hymer Group gehören unter anderem die Reise­mo­bil- und Caravan­mar­ken Bürst­ner, Dethl­effs und Hymer sowie die Vermie­tung McRent und das Reise­por­tal freeontour.