PEKING (dpa) — Eine neue Analy­se eines Fachjour­nals bestä­tigt, dass sich das Corona-Virus deutlich schnel­ler in der Welt verbrei­tet haben soll als nach den ersten Nachwei­sen bekannt.

Nach einer neuen Daten­mo­del­lie­rung dürften die ersten Fälle von Sars-CoV‑2 beim Menschen zwischen etwa Anfang Oktober und Mitte Novem­ber 2019 in China aufge­tre­ten sein. Das bestä­tigt eine im Fachjour­nal «PLOS Patho­gens» vorge­stell­te Analyse.

Der Rechnung zufol­ge sei ein Datum um den 17. Novem­ber herum wahrschein­lich, berich­ten die Forscher. Das Virus dürfte sich demnach deutlich schnel­ler in der Welt verbrei­tet haben als nach den ersten Nachwei­sen bekannt.

Die ersten offizi­ell bestä­tig­ten Infek­tio­nen mit dem neuar­ti­gen Erreger waren Anfang Dezem­ber 2019 in der zentral­chi­ne­si­schen Metro­po­le Wuhan erfasst worden. Exper­ten nehmen aber schon lange an, dass das Virus schon davor bei Menschen kursier­te. Diese Vermu­tung hatte auch das Ermitt­lungs­team der Weltge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on (WHO) geäußert, das im Januar und Febru­ar in China nach dem Ursprung des Virus gesucht hatte.

Die Wissen­schaft­ler um David Roberts von der briti­schen Univer­si­ty of Kent errech­ne­ten den wahrschein­lichs­ten Zeitraum für das Übersprin­gen des Erregers vom Tier auf den Menschen anhand der Daten für die ersten bestä­tig­ten Fälle in China und im Ausland. Sie nutzten dabei ein mathe­ma­ti­sches Modell, mit dem im Natur­schutz­be­reich Progno­sen zum Ausster­ben von Arten gemacht werden.

Ursache für Übertra­gung auf Menschen unklar

Demnach dürfte sich das Virus wohl schon im Januar weltweit verbrei­tet haben. Nach den Berech­nun­gen der Wissen­schaft­ler könnte es um den 3. Januar in Japan die ersten Infek­tio­nen außer­halb Chinas gegeben haben. Der erste Fall in Europa wäre nach ihrer Berech­nung in Spani­en um den 12. Januar, der erste in den USA um den 16. Januar gewesen.

Die Wissen­schaft­ler weisen aller­dings darauf hin, dass ihre Schluss­fol­ge­run­gen «nur so gut sind wie die Daten, die benutzt wurden». Fakto­ren wie die Quali­tät der ersten verfüg­ba­ren Nachweis­ver­fah­ren in den einzel­nen Ländern dürften demnach die Ergeb­nis­se beein­flusst haben. Zudem verlau­fen viele Infek­tio­nen symptom­los — oder mit eher leich­ten Erkäl­tungs­sym­pto­men, mit denen Menschen gerade am Beginn der Pande­mie häufig keinen Arzt aufsuch­ten und daher auch nicht getes­tet wurden.

Wie genau Sars-CoV‑2 auf den Menschen überging, ist nach wie vor ungeklärt. Ein Großteil der Exper­ten weltweit geht davon aus, dass das Virus von Fleder­mäu­sen ausge­hend über einen noch unbekann­ten Zwischen­wirt — etwa Marder­hun­de in Pelztier­far­men — auf den Menschen übertra­gen wurde. Vor allem in der US-Politik wird aber auch immer wieder eine verse­hent­li­che oder absicht­li­che Entste­hung im Labor zur Sprache gebracht — sehr zum Unmut Chinas.

Ob sich der tatsäch­li­che Hergang noch klären lässt, ist ungewiss — Exper­ten hatten mehrfach angemerkt, dass dazu bisher keine Analy­sen aus China bekannt wurden. Ob Daten unter Verschluss gehal­ten werden oder es sie schlicht­weg nicht gibt, ist dabei unklar.