Die Corona-Infek­ti­ons­zah­len sind so hoch wie zuletzt im April. Von den Kommu­nen werden Forde­run­gen laut, das Leben wieder mehr einzu­schrän­ken. Am Diens­tag berät die Kanzle­rin mit den Ministerpräsidenten.

Vor einem neuen Treffen von Kanzle­rin Angela Merkel (CDU) mit den Regie­rungs­chefs der Länder setzte sich der Landkreis­tag am Wochen­en­de für einheit­li­che Obergren­zen für priva­te Feiern ein. Der Städte- und Gemein­de­bund verlangt eine Auswei­tung der Masken­pflicht bei hohen Infek­ti­ons­zah­len auf beleb­te Plätze und Weihnachts­märk­te. Doch nicht alle Bundes­län­der sehen gleicher­ma­ßen Handlungsbedarf.

Am Diens­tag will Merkel mit den Regie­rungs­chefs der Länder über Folge­run­gen aus den wieder steigen­den Zahlen beraten. Zuletzt gab es in Deutsch­land immer wieder Tage mit mehr als 2000 Corona-Neuin­fek­tio­nen. Am Sonntag melde­te das Robert Koch-Insti­tut weite­re 1411 Fälle. An Sonnta­gen sind die gemel­de­ten Zahlen erfah­rungs­ge­mäß niedri­ger, weil am Wochen­en­de nicht alle Gesund­heits­äm­ter Daten weiter­lei­ten. Am Samstag gab es mit 2507 neuen Infek­tio­nen den höchs­te Wert seit April.

Wegen der Pande­mie raten Ärzte in diesem Herbst beson­ders zur Impfung gegen Grippe. SPD-Gesund­heits­exper­te Karl Lauter­bach forder­te in der «Welt am Sonntag» kosten­lo­se Impfun­gen für alle Versi­cher­ten. Bisher überneh­men viele Anbie­ter die Kosten nur für Menschen, die zu einer Risiko­grup­pe zählen. Dass der Impfstoff knapp werden könnte, fürch­tet Lauter­bach nicht. «Wir können es uns leisten, diesen allen Versi­cher­ten kosten­frei zur Verfü­gung zu stellen.»

Der Städte- und Gemein­de­bund forder­te eine Masken­pflicht überall dort, wo außer­halb von Privat­räu­men der nötige Abstand nicht einge­hal­ten werden kann und Neuin­fek­tio­nen einen kriti­schen Wert errei­chen. Das könne etwa für Weihnachts­märk­te und beleb­te Plätze gelten, wenn in einem Ort mehr als 50 Neuin­fek­tio­nen pro Woche auf 100.000 Einwoh­ner gemel­det würden, sagte Haupt­ge­schäfts­füh­rer Gerd Lands­berg den Zeitun­gen der Funke Mediengruppe.

Einschät­zun­gen zufol­ge stecken sich viele Menschen bei priva­ten Feiern wie Hochzei­ten oder Geburts­ta­gen an. Der Landkreis­tag forder­te deshalb eine bundes­wei­te Obergren­ze von höchs­tens 50 Teilneh­mern. «Ab 50 Teilneh­mern wird es logis­tisch extrem schwie­rig, die Kontak­te nachzu­ver­fol­gen, wenn ein Covid-Positi­ver unter der Gesell­schaft war», sagte Verbands­prä­si­dent Reinhard Sager der «Neuen Osnabrü­cker Zeitung». Bislang gibt es keine einheit­li­che Begrenzung.

NRW-Gesund­heits­mi­nis­ter Karl-Josef Laumann (CDU) lehnte Beschrän­kun­gen in priva­ten Räumen ab. Nordrhein-Westfa­len werde vorschrei­ben, dass Feiern mit mehr als 50 Perso­nen in angemie­te­ten Räumen dem Gesund­heits­amt angezeigt werden müssten, sagte er der «Welt». Partys in priva­ten Räumen sollten aber ausge­nom­men bleiben. «Wir sind der Meinung, dass der Staat, wenn irgend möglich, bei priva­ten Feiern in einer Wohnung oder in der Garage nichts zu suchen hat», sagte Laumann. «Wir wollen nicht mit dem Ordnungs­amt in die Wohnun­gen oder Häuser, weil wir die Privat­sphä­re achten.»

Sachsen-Anhalt will auch nach den Beratun­gen mit Merkel weiter einen eigenen Weg gehen. Minis­ter­prä­si­dent Reiner Hasel­off (CDU) sagte der «Bild am Sonntag»: «Die Infek­tio­nen in Sachsen-Anhalt gehen leicht nach oben, sind aber noch nachver­folg­bar und aktuell kein Grund darüber nachzu­den­ken, die Maßnah­men wieder zu verschär­fen.» Sachsen-Anhalt war bereits aus frühe­ren Verein­ba­run­gen ausge­schert: In dem Bundes­land müssen Masken­ver­wei­ge­rer keine Strafe zahlen.

Nach einer Umfra­ge des Meinungs­for­schungs­in­sti­tuts Kantar für «Bild am Sonntag» sprechen sich die Menschen in Deutsch­land mehrheit­lich gegen eine Verschär­fung der Corona-Regeln aus. Demnach wollen 57 Prozent die Maßnah­men in ihrer aktuel­len Form beibe­hal­ten. 8 Prozent sprachen sich für eine Locke­rung aus, 33 Prozent für eine Verschärfung.