STUTTGART (dpa/lsw) — Die Corona-Krise lässt nach einer Umfra­ge für viele Menschen Krebs­früh­erken­nung in den Hinter­grund treten. Fast jeder fünfte Befrag­te habe angege­ben, seit Beginn der Pande­mie eine oder mehre­re geplan­te Unter­su­chun­gen zur Krebs­früh­erken­nung nicht wahrge­nom­men zu haben, teilte die AOK am Montag in Stutt­gart mit. Dabei spiele die Angst vor einer Anste­ckung in der Arztpra­xis für acht Prozent der vom Meinungs­for­schungs­in­sti­tut Forsa befrag­ten 1000 Männer und Frauen im Südwes­ten eine große Rolle. Sechs Prozent verwie­sen auf andere Sorgen wegen der Pande­mie und fünf Prozent bekamen coronabe­dingt keinen Termin oder er wurde abgesagt.

Diese Entwick­lung schlägt sich auch in der stark rückläu­fi­gen Zahl bei den Krebs­ope­ra­tio­nen nieder. So seien beispiels­wei­se Darmkrebs-Opera­tio­nen in der zweiten Pande­mie­wel­le laut dem Wissen­schaft­li­chen Insti­tut der AOK um 20 Prozent zurück­ge­gan­gen. Das Insti­tut sieht darin eine Folge der deutlich reduzier­ten ambulan­ten Diagnostik.

Die größte gesetz­li­che Kasse im Land ruft mit der Kampa­gne «Fühl mal» die Menschen dazu auf, die Früherken­nungs­un­ter­su­chun­gen wahrzu­neh­men, sich selbst abzutas­ten und ein gesun­des Leben zu führen. Bei einigen häufi­gen Krebs­ar­ten wie zum Beispiel Brust­krebs hänge das Überle­ben auch vom Zeitpunkt der Entde­ckung des Tumors ab.

Angaben des Robert Koch-Insti­tuts zufol­ge erkrankt in Deutsch­land fast jeder Zweite oder jede Zweite im Laufe des Lebens an Krebs. Pro Jahr werden in Deutsch­land rund 490.000 Neuerkran­kun­gen festge­stellt. Doch ledig­lich zwölf Prozent der Befrag­ten schät­zen das Risiko, an Krebs zu erkran­ken, richtig ein. Zwei von drei Befrag­ten haben wenig oder gar keine Sorge vor einer mögli­chen Erkrankung.