PARIS/LÜBECK (dpa) — In wenigen Tagen soll der Arc de Triom­phe in Paris verhüllt sein. Der Lebens­traum des Künst­ler-Ehepaars Chris­to und Jeanne-Claude wird reali­siert. Das Ausrol­len der Stoff­bah­nen hat begonnen.

Der spekta­ku­lä­re Count­down der Chris­to-Verhül­lung des Pariser Triumph­bo­gens hat begon­nen. Über 70 Gebäu­de­klet­te­rer haben am Sonntag riesi­ge Stoff­bah­nen über das Wahrzei­chen der franzö­si­schen Metro­po­le ausgerollt.

Bis zum 18. Septem­ber soll die Verhül­lung des Arc de Triom­phe dann vollendet sein — und damit ein Lebens­traum des Künst­ler-Ehepaars Chris­to und Jeanne-Claude, dessen Erfül­lung beide jedoch nicht mehr miter­le­ben können. Jeanne-Claude starb 2009, Chris­to am 31. Mai 2020.

Mit dem Ausrol­len der 19 Stoff­bah­nen wurde am frühen Sonntag­mor­gen begon­nen. Dabei wurden die ersten drei Rollen zunächst auf einer der beiden Schmal­sei­ten des Bauwerks mitten in Paris entfal­tet. Bis zum Montag sollten alle Stoff­tei­le ausge­rollt sein. Ein Vorgang, der für Chris­to und Jeanne-Claude zum Kunst­werk gehört und deshalb auch nicht von Kränen oder Hubstei­gern ausge­führt wird.

Stoff­bah­nen kommen aus Lübeck

Das Materi­al für die Reali­sie­rung dieses Traums stammt aus Lübeck. Dort hat die Firma Geo — Die Luftwer­ker die 25.000 Quadrat­me­ter große Hülle gefer­tigt. Acht Näherin­nen haben rund sieben Monate daran gearbei­tet, die Stoff­bah­nen zuzuschnei­den und zusam­men­zu­nä­hen. «Die größten Bahnen sind 16 Meter breit und 52 Meter lang», sagte der Projekt­lei­ter des Lübecker Unter­neh­mens, Felix Dickenberger.

Ursprüng­lich war die Verhül­lung, für die Chris­to alle Pläne und Zeich­nun­gen bereits vor seinem Tod fertig­ge­stellt hatte, für den Herbst 2020 geplant. Nach Chris­tos Tod und wegen der Corona-Beschrän­kun­gen wurde sie jedoch auf 2021 verscho­ben. Deshalb wurden die ferti­gen Stoff­bah­nen in einer Halle in Greven in Mecklen­burg-Vorpom­mern zwischen­ge­la­gert. Von dort wurden sie mit Lastwa­gen nach Paris gebracht.

«Dafür wurden die Stoff­bah­nen auf große Papprol­len gewickelt, die dann per Kran verla­den wurden», sagte Dicken­ber­ger. «Das Materi­al, ein mit Alumi­ni­um beschich­te­tes Polypro­py­len-Gewebe, ist sehr rau und wiegt etwa 600 Gramm pro Quadrat­me­ter. Es wird norma­ler­wei­se als Unter­bau im Straßen­bau verwen­det», sagte er. Nach dem Ende der Kunst­ak­ti­on werde das Materi­al geschred­dert und recycelt.

Projekt-Idee aus den 60ern

Das Projekt geht auf den Beginn der 60er Jahre zurück. Chris­to und seine Frau Jeanne-Claude began­nen zu dieser Zeit, tempo­rä­re Arbei­ten für den öffent­li­chen Raum zu schaf­fen. Dabei entstand auch die Idee, den Arc de Triom­phe zu verpacken.

Chris­to produ­zier­te 1962/63 eine Fotomon­ta­ge der Verhül­lung, 1988 folgte eine Colla­ge, ehe er das Projekt 2017 fortsetz­te und weiter­ent­wi­ckel­te. Bereits 1985 hatten Chris­to und Jeanne-Claude die Pont Neuf einge­hüllt, die ältes­te Brücke von Paris.

Mit den Vorbe­rei­tun­gen der Verhül­lung des Triumph­bo­gens wurde am 15. Juli mit einer Unter­kon­struk­ti­on begon­nen, um das histo­ri­sche Bauwerk zu schüt­zen. Das Denkmal, das zwischen 1806 und 1836 auf dem zentra­len Pariser Place Charles-de-Gaulles errich­tet wurde — bis 1970 offizi­ell Place de l’Etoile genannt -, wurde von Kaiser Napole­on I. nach der Schlacht von Auster­litz im Jahr 1805 zur Verherr­li­chung seiner Siege in Auftrag gegeben. Der verhüll­te Triumph­bo­gen ist vom 18. Septem­ber bis 3. Oktober zu bewundern.