In einem chaoti­schen Grand Prix fährt Lewis Hamil­ton in Mugel­lo zum nächs­ten Formel-1-Sieg. Der Merce­des-Star kommt einer weite­ren Bestmar­ke von Micha­el Schuma­cher ganz nah. Für Ferra­ri setzt es beim großen Jubilä­ums­ren­nen auf der Hausstre­cke wieder ein Debakel.

Auf der Hausstre­cke der Scude­ria wurde der chancen­lo­se Sebas­ti­an Vettel am Sonntag nur Zehnter, während die Silber­pfei­le den 100. Merce­des-Erfolg seit dem Wieder­ein­stieg als Werks­team vor zehn Jahren feier­ten. Der Finne Valtte­ri Bottas als Zweiter machte beim wilden Großen Preis der Toska­na mit mehre­ren Unfall-Unter­bre­chun­gen den Merce­des-Tag perfekt. Dritter wurde der Thailän­der Alexan­der Albon, der im Red Bull erstmals einen Podest­platz eroberte.

Der Brite Hamil­ton baute durch seinen 90. Karrie­re-Triumph seinen WM-Vorsprung auf 55 Punkte vor Bottas aus und kann im kommen­den Rennen in Russland mit Rekord­hal­ter Micha­el Schuma­cher (91 Siege) gleich­zie­hen. Im ersten Grand Prix nach Bekannt­wer­den seines Wechsels zu Aston Martin ab 2021 konnte Vettel im hoffnungs­los unter­le­ge­nen Ferra­ri auch von hefti­gen Unfäl­len kaum profi­tie­ren und ergat­ter­te nur einen WM-Punkt. Teamkol­le­ge Charles Leclerc war als Achter ebenfalls abgehängt.

Schon der Start ins Ferra­ri-Jubilä­um münde­te im Chaos. Hamil­ton kam von der 95. Pole Positi­on seiner Karrie­re schlecht weg, Bottas raste sofort auf Rang eins. Dahin­ter versag­te der Motor von Max Verst­ap­pens Red Bull, der Nieder­län­der fiel ins Mittel­feld zurück und wurde dann von Kimi Räikkö­nen im Alfa Romeo unsanft ins Kiesbett gescho­ben. Schon zuletzt in Monza war der vermeint­lich stärks­te Merce­des-Jäger Verst­ap­pen nicht ins Ziel gekommen.

Auch für Toro-Rosso-Pilot Pierre Gasly aus Frank­reich, in der Vorwo­che noch Sensa­ti­ons­sie­ger, war der Arbeits­tag nach wenigen Kilome­tern wegen dieses Unfalls schon vorbei. Weil sich auch der Spani­er Carlos Sainz noch in seinem McLaren auf der Strecke drehte, mussten die folgen­den Fahrer mühsam auswei­chen. Vettel sah Sainz erst spät und beschä­dig­te sich am McLaren den Front­flü­gel. Die Rennlei­tung griff ein und beorder­te das Safety-Car auf die Strecke.

Acht Runden kreisel­te Bernd Maylän­der im diesmal ferra­ri-rot lackier­ten Merce­des-Sport­wa­gen zur Sicher­heit vor dem Feld. Dann wurde das Rennen wieder freige­ge­ben — und erneut kam es zum Crash.

Bottas fuhr an der Spitze langsam Schlan­gen­li­ni­en, hielt damit den Rest zu lange auf. Weil am hinte­ren Ende die ersten Fahrer schon beschleu­nig­ten, krach­te Antonio Giovi­n­az­zi mit seinem Alfa Romeo in den Haas-Rennwa­gen von Kevin Magnus­sen. Auch Sainz und Williams-Pilot Nicho­las Latifi wurden in den Unfall verwi­ckelt. «Wollen die uns umbrin­gen?», schimpf­te Haas-Pilot Romain Grosjean am Funk.

Die Zielge­ra­de war übersät von Trümmer­tei­len, das Rennen wurde wie schon eine Woche zuvor in Monza vorerst gestoppt. Ein solches Spekta­kel hatten die Formel-1-Macher wohl eher nicht im Sinn, als sie in der Corona-Notsai­son erstmals einen Grand Prix an die Ferra­ri-Hausstre­cke in der Toska­na verga­ben. Immer­hin bekamen die knapp 3000 Zuschau­er, die erstmals in diesem Jahr bei einem Rennen zugelas­sen waren, aufre­gen­de Action in Überlän­ge geboten.

Nach 25 Minuten Pause formier­ten sich nur noch 13 der 20 Piloten zum Neustart. Wegen überhitz­ter Bremsen an seinem Renault hatte auch der Franzo­se Esteban Ocon aufge­ben müssen.

Diesmal aber ging alles glatt, als die roten Ampeln erloschen. An der Spitze stell­te Hamil­ton die norma­le Hackord­nung wieder her, saugte sich zunächst im Windschat­ten an Teamkol­le­ge Bottas heran und zog dann vorbei. Dahin­ter gab Leclerc als Dritter den Gastge­bern ein wenig Hoffnung auf ein Erfolgs­er­leb­nis zum großen Festtag. Doch bald konnte sich der Monegas­se nicht mehr gegen die Verfol­ger wehren. «Wir sind so langsam», funkte er an die Box — und fiel weit zurück.

Auch Ferra­ri-Rivale Vettel war einmal mehr chancen­los. Mit unter­le­ge­nem Motor ist die Aussicht für Ferra­ri, die seit einem Jahr anhal­ten­de Sieglos-Serie zu beenden, besten­falls minimal.

Dagegen läuft für Super­star Hamil­ton auf dem Weg zu seinem siebten Titel wieder alles nach Plan. Auch eine weite­re Renn-Unter­bre­chung nach einem hefti­gen Abflug von Lance Stroll im Racing Point nach 45 Runden brach­te den Briten nicht mehr vom Siegkurs ab.

Nachdem er in Monza noch wegen einer Zeitstra­fe das Podium verpasst hatte, kann er nun in Sotschi Schuma­chers Siegre­kord brechen. Mit der 222. Platzie­rung in den Punkten holte er sich schon in Mugel­lo eine weite­re Bestmar­ke des Rekordchampions.