KÖLN (dpa) — Das deutsche C‑Prominententum bezieht wieder seine Pritschen: Eine neue Staffel des RTL-Dschun­gel­camps beginnt und verheißt viel Reis, Bohnen und Gezank. Ob sich der alte Zauber wieder einstellt?

Retro ist ja gerade schwer angesagt im deutschen Fernse­hen. Und so kommt man nicht um den Gedan­ken herum, dass auch in der neuen Staffel von «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» ein bisschen Nostal­gie-Gold schlum­mern könnte, das RTL mit Beginn der Ausstrah­lung am Freitag (21.30 Uhr) zu Tage zu fördern gedenkt. Eigent­lich ist (fast) alles wie früher. Und das kann nach den zurück­lie­gen­den Corona-Jahren ein wärmen­der Gedan­ke sein.

Zunächst: Das Dschun­gel­camp ist wieder dort, wo es angefan­gen hat — es wird wieder in Austra­li­en produ­ziert. Anfang 2021 hatte es wegen Corona keine regulä­re Staffel gegeben, sondern eine latent herun­ter­ge­dimm­te Ersatz-Varian­te aus dem so gar nicht dschun­ge­li­gen Hürth bei Köln. 2022 kam das Format zurück — aller­dings wurde in Südafri­ka gecampt, nicht wie üblich in Down Under. Das war ganz schön, fühlte sich aber auch anders an. Ein bisschen so, als habe jemand im eigenen Wohnzim­mer alle Möbel um einen Meter verrückt.

Darüber hinaus: Auch eine schnel­le Durch­sicht des neuen Promi-Perso­nals lässt biswei­len Erinne­run­gen an vergan­ge­ne Unter­hal­tungs­zei­ten aufstei­gen. Manches Reali­ty-Format fokus­siert sich mittler­wei­le darauf, beson­ders verhal­tens­auf­fäl­li­ge Kandi­da­ten aus wieder­um anderen Reali­ty-Forma­ten zweit­zu­ver­wer­ten. Diese bringen dann viel Krawall, aber wenig Geschich­te mit. An Geschich­ten mangelt es im Dschun­gel — auf dem Papier — nun zunächst mal nicht.

Einer der Camper, der Sänger Markus Mörl (63), ist so etwas wie «Mister 1982/1983». Damals schaff­te es der Hesse inner­halb kurzer Zeit, einen etwas infan­ti­len Hit («Ich will Spaß») zu landen und mit seiner Kolle­gin Nena eine Art Kino-Traum­paar der Neue Deutsche Welle zu bilden (Filmti­tel: «Gib Gas, ich will Spaß!»). Was danach geschah? Wird er womög­lich am Lager­feu­er aufklä­ren. Mit Lucas Corda­lis (55) zieht der Sohn von Costa Corda­lis ein, der 2004 als erster RTL-Dschun­gel­kö­nig Fernseh­ge­schich­te geschrie­ben hat.

Martin Semmel­rog­ge (67), der 1981 im Kino-Erfolg «Das Boot» mitspiel­te, war wieder­um schon immer gut für die ein oder andere Schlag­zei­le auch abseits der Schau­spie­le­rei. Schon vor dem Dschun­gel-Start war das nicht anders, da es tagelang ein gewis­ses Rätsel­ra­ten gab, ob er wirklich sein Feldbett bezie­hen wird. RTL.de verkün­de­te am Tag vor dem Start, ein Update dazu werde es in der ersten Show geben. In der offizi­el­len Auflis­tung der zwölf Kandi­da­ten tauch­te er am Donners­tag nicht mehr auf, statt­des­sen wurde die Visagis­tin Djami­la Rowe als Kandi­da­tin bekanntgegeben.

Spieler­frau­en

Hinzu kommen zwei Namen, die man mit Zeiten verbin­det, in denen die deutsche Fußball­na­tio­nal­mann­schaft noch nicht in Vorrun­den ausschied. Verena Kerth (41) ist dabei, Radio­mo­de­ra­to­rin und einer größe­ren Öffent­lich­keit bekannt gewor­den durch ihre Liaison mit dem «Torwart-Titan» Oliver Kahn. Vor dem Dschun­gel­camp gab sie bei RTL zu Proto­koll, noch nie campen gewesen zu sein. Vielversprechend.

Claudia Effen­berg (57) wieder­um, Designe­rin, ist die Ehefrau des ehema­li­gen FC-Bayern-Kapitäns Stefan Effen­berg (54). Sie glaubt, Konflik­te «sehr gut lösen» zu können — «nachdem meine Kinder mich Mutter Teresa nennen und mein Mann sagt, dass ich einer der lustigs­ten und angenehms­ten Menschen bin». Darüber hinaus scheint der Ex-Kicker ihr eine Art Bench­mark bezüg­lich der Strapa­zen in der Show gesetzt zu haben, von denen man sich in der Not mit dem Ausruf «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» erlösen kann. «Als Stefan gehört hat, dass ich in den Dschun­gel gehe, hat er gesagt “Du weißt schon, dass ich die Champi­ons League gewon­nen habe, du wirst diesen einen Satz defini­tiv nicht sagen”», so Claudia Effenberg.

Der «Checker vom Neckar» über seine Laktoseintoleranz

Wie üblich steht vollkom­men in den Sternen, ob aus inter­es­san­ten Namen am Ende auch inter­es­san­te Camp-Bewoh­ner werden. Sozusa­gen als Siche­rungs­netz sind daher auch ein paar Leute dabei, von denen man recht gut weiß, was sie liefern. Das sind dann oft die erprob­ten Kandi­da­ten aus anderen Shows. Etwa Cosimo Citio­lo (41), der vor allem durch die Casting-Show «Deutsch­land sucht den Super­star» gegan­gen ist und den Spitz­na­men «Checker vom Neckar» trägt. Über seine Camping-Erfah­rung sagte er RTL: «Ich war mal zelten, aber leider habe ich so viel gepupst. Danach wollte niemand mit mir weiter­zel­ten.» Damals habe er aber noch nicht gewusst, dass er lakto­se­into­le­rant sei. Nun ernäh­re er sich anders und das Problem sei behoben. Puh!

Neu dabei ist auch der Co-Modera­tor Jan Köppen. Er löst Daniel Hartwich ab und wird fortan mit Sonja Zietlow durch die Sendung führen, in der ein Nachfol­ger für den amtie­ren­den Dschun­gel­kö­nig Filip Pavlo­vic gesucht wird. «Von oben herab jeman­den fertig zu machen, ist nicht meine Art und mein Anspruch», sagt er der Deutschen Presse-Agentur über seinen avisier­ten Umgang mit den darben­den Reis-und-Bohnen-Promis im Camp. «Ich nehme jeden Einzel­nen, der reingeht, ernst als Mensch.» Das Finale soll am 29. Januar steigen.

Von Jonas-Erik Schmidt, dpa