WEINGARTEN/ULM — Der Planungs- und Konzep­ti­ons­wett­be­werb für ein neues Quartier ist entschie­den. Die Erstplat­zier­ten – Stein­hoff / Haehnel Archi­tek­ten aus Stutt­gart – konnten mit ihrem Entwurf punkten und werden mit der Weiter­be­ar­bei­tung beauf­tragt. Auf dem ca. drei Hektar großen Gelän­de werden etwa 160 Wohnein­hei­ten sowie 2.500 Quadrat­me­ter Gewer­be­flä­che und eine dreizü­gi­ge Kinder­ta­ges­stät­te entste­hen. Die drei einge­reich­ten Wettbe­werbs­ent­wür­fe sind vom 28. Novem­ber bis einschließ­lich 11. Dezem­ber 2022 im Foyer des 14 Nothel­fers für die Öffent­lich­keit ausgestellt. 

Am 10. Novem­ber 2022 tagte das Preis­ge­richt unter dem Vorsitz von Dr. Fred Gresens im Foyer des ehema­li­gen 14 Nothel­fers. Die Jury der Fachpreis­rich­ter war mit Oberbür­ger­meis­ter Clemens Moll, Jens Herbst, Fachbe­reichs­lei­ter Planen und Bauen der Stadt Weingar­ten, den Archi­tek­ten und Planern Ursula Hochrein, Rüdiger Krisch und Prof. Dr. Thomas Stark sowie Nikolai und Rainer Staiger von pro invest hochran­gig besetzt. Als stimm­be­rech­tig­te Sachpreis­rich­ter nahmen sowohl Frakti­ons­mit­glie­der des Gemein­de­rats als auch Mitglie­der der Stadt­ver­wal­tung teil.

Ziel des Wettbe­werbs war es, auf den weniger wertig genutz­ten Flächen des Areals ein identi­täts­stif­ten­des und urbanes Wohnquar­tier zu planen, mit energe­ti­schem und ökolo­gi­schem Anspruch. Dabei sollte der Fokus auf eine vielfäl­ti­ge Durch­mi­schung von verschie­de­nen Wohnfor­men in stimmi­gem Genera­tio­nen- und Nutzungs­mix liegen – mit kleinen bis großen Einhei­ten für junge Bewoh­ner, Senio­ren und Famili­en – zum Eigen­erwerb, aber auch als geför­der­ter Wohnraum. Des Weite­ren sollten Gewer­be- und Dienst­leis­tungs­flä­chen sowie eine dreizü­gi­ge Kinder­ta­ges­stät­te geschaf­fen werden. Die notwen­di­gen Stell­plät­ze sollten in Tiefga­ra­gen unter­ge­bracht werden. Der Park sollte revita­li­siert und renatu­riert und für die Öffent­lich­keit zugäng­lich gemacht werden.

Der Wettbe­werb wurde im Juni 2022 als Planungs- und Konzep­ti­ons­wett­be­werb ausge­schrie­ben. Bis Ende Oktober 2022 konnten Lösungs­an­sät­ze für die anspruchs­vol­le Aufga­ben­stel­lung erarbei­tet und einge­reicht werden. Am 10. Novem­ber 2022 tagte das Preis­ge­richt in nicht-öffent­li­cher Sitzung. Die anonym bewer­te­ten Arbei­ten wurden vom Preis­ge­richt mit drei Rängen ausge­zeich­net. Die teilneh­men­den Büros waren Stein­hoff / Haehnel Archi­tek­ten aus Stutt­gart, Feuer­stein Hammer Pfeif­fer Partner­schafts­ge­sell­schaft aus Lindau und Lanz Schwa­ger Archi­tek­ten Partner­schafts­ge­sell­schaft aus Konstanz.

Auszü­ge aus der Beurtei­lung der Jury zur Arbeit von Lanz Schwa­ger Archi­tek­ten Partner­schafts­ge­sell­schaft aus Konstanz:
„Die Arbeit reagiert in Baufeld 3 an der städte­bau­lich sehr relevan­ten Grund­stücks­ecke mit einem großvo­lu­mi­gen Baukör­per mit zweige­schos­si­gem Sockel und einem vier- bzw. fünfge­schos­si­gen Aufbau. Die Kubatur wird in der Ausfor­mung als städte­bau­li­cher Hochpunkt grund­sätz­lich positiv gesehen, das Gesamt­vo­lu­men jedoch als für diesen Stand­ort nicht angemes­sen gesehen. Auch die innere Organi­sa­ti­on des massi­ven Bauwerks mit einge­schnit­te­nen Licht­hö­fen wird kritisch bewer­tet. … Die Kita und weite­re Wohnbe­bau­ung werden im Baufeld 4 als eigen­stän­di­ge Baukör­per entlang der Hangkan­te platziert. Hier wird der sensi­ble Umgang mit dem Hospi­tal­bach positiv vermerkt, sehr kritisch jedoch die Kreuzung der fußläu­fi­gen Wegefüh­rung zur Kita mit der Zufahrt zur Tiefgarage.“

Auszü­ge aus der Beurtei­lung der Jury zur Arbeit von Feuer­stein Hammer Pfeif­fer Partner­schafts­ge­sell­schaft aus Lindau:
„Die städte­bau­li­che Setzung entwi­ckelt drei maßstäb­li­che Quartiersteile.
Die Öffnung des Baufel­des 3 nach Nordwes­ten wird kontro­vers disku­tiert. … Auch die aus Sicht der Wohnun­gen im Hochpunkt richti­ge Orien­tie­rung nach Süden lässt den wichti­gen und weithin sicht­ba­ren Charak­ter der Nordfas­sa­de des Hochpunk­tes hinter­fra­gen. In Baufeld 2 schaf­fen die Baukör­per einen maßstäb­li­chen gemein­schaft­li­chen Grünen Hof. … Die Verzah­nung zum Park ist gelun­gen, die Erhöhung der dorti­gen Aufent­halts­qua­li­tät jedoch zu wenig ausge­ar­bei­tet. … Das südli­che Quartier ist maßstäb­lich und die Erschlie­ßung für Fußgän­ger zwischen den denkmal­ge­schütz­ten Gebäu­den wird begrüßt. Der Abstand zum Hospi­tal­bach ist zu gering. Insge­samt ein vor allem auch aus städte­bau­li­cher Sicht inter­es­san­ter Beitrag, der jedoch im Detail nicht in allen Berei­chen zu überzeu­gen vermag.“

Auszü­ge aus der Beurtei­lung der Jury zum ausge­zeich­ne­ten Entwurf von Stein­hoff / Haehnel Archi­tek­ten aus Stuttgart:
„Die städte­bau­li­che Grund­dis­po­si­ti­on und Raumbil­dung der Arbeit ist angemes­sen, die vorge­schla­ge­nen Gebäu­de fügen sich mit großer Selbst­ver­ständ­lich­keit in den Stadt­grund­riss ein. Die Lage des zentra­len Quartiers­plat­zes wird in der Jury inten­siv disku­tiert und letzt­lich positiv bewer­tet, insbe­son­de­re in der Wirkung ins Quartier hinein und der Nähe zu den Klinik­ge­bäu­den und dem Ärzte­haus. Der erwünsch­te Hochpunkt ist in die äußers­te Nordwest-Ecke gerückt und formu­liert einen starken städte­bau­li­chen Akzent in die Stadt hinein. … Die Vorschlä­ge für den bestehen­den Park werten diesen markant auf. … Die Arbeit ist ein sehr wertvol­ler Beitrag zur gestell­ten Aufga­be und kann eine gute Grund­la­ge für die weite­re Entwick­lung des Gebiets bilden.“

Im Rahmen eines Presse­ter­mins am 23. Novem­ber 2022 begrüß­te Rainer Staiger, Geschäfts­füh­rer der pro invest, die Gäste. Im Anschluss erläu­ter­te Oberbür­ger­meis­ter Clemens Moll die städte­bau­li­chen Entwick­lun­gen und das Poten­zi­al des Projekts 14 Nothel­fer² aus Sicht der Stadt Weingar­ten. „Der Sieger­ent­wurf ist sehr durch­dacht geplant. Beson­ders die Anbin­dung des Wohnbe­reichs an den bestehen­den Park gefällt mir. Ich bin davon überzeugt, dass der geplan­te Quartiers­platz mit seiner Südaus­rich­tung eine große Aufent­halts­qua­li­tät bekommt und somit zur Begeg­nung der Menschen beiträgt. Ebenso gefällt mir der markan­te Hochpunkt an der Ecke Raven­bur­ger / Moosbrug­ger­stra­ße“, so Oberbür­ger­meis­ter Moll. 

Nikolai Staiger, welcher die Projekt­ent­wick­lung der pro invest leitet, erläu­ter­te die drei einge­reich­ten Entwür­fe anhand der Jury-Bewer­tungs­kri­te­ri­en, mit Fokus auf die Sicht­wei­se eines Projekt­ent­wick­lers. Insbe­son­de­re den prämier­ten Entwurf beleuch­te­te er vertie­fend. Bei diesem sieht Nikolai Staiger die prägnan­te und durch die Höhen­staf­fe­lun­gen filigran wirken­de Eckbe­bau­ung an der Ravens­bur­ger / Moosbrug­ger­stra­ße als äußerst gelun­gen. Der indivi­du­ell nutzba­re Gewer­be­teil umsäumt eine geschütz­te und einla­den­de Quartiers­mit­te, die insbe­son­de­re durch die Außen­be­stuh­lung zum Verwei­len einlädt. Auch die Wohnge­bäu­de umsäu­men eigene Quartiers­mit­tel­punk­te, die sich in einla­den­der Form zum Park hin öffnen. Die Kinder­ta­ge­stät­te, die von allen Archi­tek­tur­bü­ros im Süden des Areals geplant wurde, zeich­net sich durch klare Gliede­run­gen und geschütz­te Außen­flä­chen aus. Die zweige­schos­si­ge Tiefga­ra­ge ist klar struk­tu­riert und erlaubt eine sehr gute Trennung zwischen öffent­lich nutzba­ren Parkplät­zen und abgeschrank­ten Privatparkplätzen.

Spannend war der Vortrag des Preis­trä­gers, Roland Haehnel von Stein­hoff / Haehnel Archi­tek­ten aus Stutt­gart. In diesem Vortrag wurden nicht sofort erkenn­ba­re Beson­der­hei­ten heraus­ge­ar­bei­tet. Insbe­son­de­re veran­schau­lich­te Roland Haehnel die feinfüh­li­ge Symbio­se zwischen den Neubau­maß­nah­men und den Bestands­ge­bäu­den des 14 Nothelfers.

Rapha­el Staiger, Leiter der Bauträ­ger­ak­ti­vi­tä­ten und verant­wort­lich für die techni­schen und baube­glei­ten­den Projekt­maß­nah­men, infor­mier­te über die Termin­ab­fol­ge des Bebau­ungs­plan­ver­fah­rens. Mit großem Stolz und gleich­zei­tig Dank an die Stadt­ver­wal­tung und Stadt­rä­te der Stadt Weingar­ten berich­te­te er, dass seit dem Projekt­start am 14. April 2022 jede einzel­ne Etappe minuti­ös einge­hal­ten wurde – durch­aus eine Selten­heit. In den Monaten bis Febru­ar 2023 erfolgt die Überar­bei­tung der Planung bis hin zum „Freeze of Concept“. Ab April dürfen die Bürger auf die Ausla­ge des Bebau­ungs­plans gespannt sein. Alle Betei­lig­ten sind zuver­sicht­lich, dass bereits im Sommer nächs­ten Jahres der Satzungs­be­schluss gefasst wird. Damit steht einem Baube­ginn Anfang 2024 nichts mehr im Weg.

Die Arbei­ten und entspre­chen­den Model­le zum Planungs- und Konzep­ti­ons­wett­be­werb „Ein neues Quartier für Weingar­ten“ werden vom 28. Novem­ber bis 11. Dezem­ber 2022 ausge­stellt. Sie werden an der Glasfas­sa­de des Foyers des 14 Nothel­fer angebracht und können somit ganztä­gig angese­hen werden. Am 2. und 9. Dezem­ber 2022 ist das Foyer in der Zeit von 14 bis 17 Uhr für den Publi­kums­ver­kehr geöffnet.