TOKIO (dpa) — Die Olympi­schen Spiele von Tokio stehen kurz vor dem Abschluss. Am letzten Tag gehen die deutschen Sport­ler und Sport­le­rin­nen leer aus. Im Marathon feiert der Favorit einen souve­rä­nen Sieg.

Am letzten Tag der Olympi­schen Spiele von Tokio gibt es für das deutsche Team keine Medail­le mehr.

Ein großer Triumph gelingt am Sonntag hinge­gen dem kenia­ni­schen Marathon-Star Eliud Kipcho­ge. Die Debat­te um das Reit-Drama von Fünfkämp­fe­rin Schleu geht weiter.

TRIUMPH: Laufstar Eliud Kipcho­ge hat als dritter Leicht­ath­let in der Olympia-Geschich­te zum zweiten Mal Gold im Marathon gewon­nen. Der 36 Jahre alte Kenia­ner, der schon in Rio 2016 als Erster ins Ziel kam, setzte sich in Sappo­ro in 2:08:38 Stunden klar vor Abdi Nageeye (2:09:58) aus den Nieder­lan­den durch. Dritter wurde der Belgi­er Bashir Abdi (2:10:00). Zwei Trium­phe über die 42,195 Kilome­ter waren zuvor nur dem Äthio­pi­er Abebe Bikila (1960, 1964) und Walde­mar Cierpin­ski aus Halle/Saale (1976, 1980) gelun­gen. Die deutschen Läufer hatten mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun.

OHNE MEDAILLE I: Maximi­li­an Levy hat bei den olympi­schen Bahnrad-Wettbe­wer­ben eine Medail­le im Keirin verpasst. Der 34-Jähri­ge aus Cottbus musste sich im Finale des Kampf­sprints mit Platz sechs begnü­gen. Olympia­sie­ger wurde der Brite Jason Kenny vor Mohd Awang aus Malay­sia und dem Nieder­län­der Harrie Lavrey­sen. Stefan Bötti­cher (Chemnitz) war im Velodrom von Izu im Viertel­fi­na­le ausgeschieden.

OHNE MEDAILLE II: Die dreifa­che Bahnrad-Weltmeis­te­rin Emma Hinze hat bei den Olympi­schen Spielen die Bronze-Medail­le im Sprint verpasst. Die 23-Jähri­ge aus Cottbus verlor das kleine Finale auf der Bahn in Izu in zwei Läufen gegen Lee Wai-Sze aus Hongkong. Olympia­sie­ge­rin wurde die Kanadie­rin Kelsey Mitchell durch ein 2:0 gegen die Ukrai­ne­rin Olena Stari­ko­wa, die Lea Sophie Fried­rich (Dassow) im Viertel­fi­na­le ausge­schal­tet hatte.

FORTSETZUNG OFFEN: Die Moder­ne Fünfkämp­fe­rin Annika Schleu hat nach dem Reit-Drama bei den Olympi­schen Spielen in Tokio noch nicht über ihre sport­li­che Zukunft entschie­den. «Dass diese Entschei­dung noch offen ist, war aber bereits vor den Gescheh­nis­sen klar», sagte die 31 Jahre alte Berli­ne­rin der Deutschen Presse-Agentur. Ob sie nach ihren Olympia-Teilnah­men in London 2012, Rio de Janei­ro 2016 und Tokio 2021 auch an den Spielen in drei Jahren in Paris teilneh­men wird, will Deutsch­lands beste Moder­ne Fünfkämp­fe­rin in Ruhe abwägen: «Wie es für mich im Sport weiter­geht, habe ich noch nicht entschieden.»

GEWEHRT: Fünfkampf-Traine­rin Kim Raisner hat sich nach ihrem Olympia-Ausschluss gegen Tierquä­le­rei-Vorwür­fe zur Wehr gesetzt, bereut aber ihre Wortwahl. «Ja, im Nachhin­ein kann man vielleicht sagen, das war zu harsch», sagte die Bundes­trai­ne­rin der Deutschen Presse-Agentur bei den Sommer­spie­len in Tokio. Die Kritik an ihrem Verhal­ten sei aber insge­samt «zu hart» gewesen. Fünfkämp­fe­rin Annika Schleu hatte am Freitag bis zum Reiten auf Gold-Kurs gelegen, bis das ihr zugelos­te Pferd verwei­ger­te. Mit den Worten «Hau mal richtig drauf! Hau drauf!», hatte Raisner Schleu zum Einsatz der Gerte aufge­ru­fen. Daran hatte es viel Kritik gegeben, der Weltver­band schloss Raisner von den Spielen aus und begrün­de­te, die Traine­rin habe das Pferd mit der Faust geschla­gen. «Ich weiß, auch dieser Klaps auf den Hintern, der hätte nicht sein müssen, aber der war nicht doll», sagte die 48 Jahre alte Raisner.

GOLD-SERIE: Einen Tag nach dem Männer-Team haben auch die ameri­ka­ni­schen Frauen ihr nächs­tes olympi­sches Gold im Basket­ball gewon­nen. Die favori­sier­te US-Auswahl besieg­te im Finale in der Saita­ma Super Arena in Tokio Gastge­ber Japan souve­rän mit 90:75 (50:39). Erfolg­reichs­te Werfe­rin war Britt­ney Griner mit 30 Punkten. Es war der siebte Olympia-Titel in Serie für die US-Basket­bal­le­rin­nen und ihr neunter insge­samt. Am Samstag hatten schon ihre Lands­män­ner um NBA-Star Kevin Durant durch ein 87:82 (44:39) gegen Frank­reich zum 16. Mal Olympia-Gold gewon­nen — und zum vierten Mal nacheinander.

DIAGNOSE: Karate­ka Jonathan Horne hat bei seinem Vorrun­den-Aus in Tokio mehre­re Bänder­ris­se im rechten Ellen­bo­gen erlit­ten. Das ergab eine MRT-Unter­su­chung am Sonntag, wie der Sport­di­rek­tor des Deutschen Karate Verban­des, Chris­ti­an Grüner, mitteil­te. «Durch das Ausren­ken des Ellen­bo­gen­ge­lenks wurde der Bandap­pa­rat und auch der Muskel­an­satz Oberarm/Unterarm in Mitlei­den­schaft gezogen», berich­te­te Grüner. Horne müsse nach seiner Abrei­se aus Japan operiert werden und könne nach etwa sechs bis acht Wochen wieder mit dem Training beginnen.

CORONA: Bei den Olympi­schen Spielen sind weite­re 26 Corona-Fälle regis­triert worden. Darun­ter befand sich laut einer Mittei­lung der Olympia-Organi­sa­to­ren kein Athlet. Die Gesamt­zahl der Corona-Infizier­ten im Zusam­men­hang mit den Sommer­spie­len erhöh­te sich auf 430, davon waren bislang 32 Bewoh­ner des olympi­schen Dorfs. Seit dem 1. Juli wurden rund 600.000 Corona-Tests bei den Olympia-Betei­lig­ten vorgenommen.

ÄNDERUNG: Die Spitze des Inter­na­tio­na­len Olympi­schen Komitees bekommt noch mehr Einfluss. Künftig kann das IOC-Exeku­tiv­ko­mi­tee um Präsi­dent Thomas Bach eigen­stän­dig Sport­ar­ten oder einzel­ne Diszi­pli­nen vorläu­fig aus dem Programm von Olympi­schen Spielen ausschlie­ßen, ohne die Zustim­mung der Vollver­samm­lung des Dachver­bands zu benöti­gen. Dieser Änderung der olympi­schen Charta stimm­ten die IOC-Mitglie­der­auf ihrer 138. Sessi­on in Tokio zu. Bisher konnte die IOC-Exeku­ti­ve nur Empfeh­lun­gen zum Ausschluss von Sport­ar­ten ausspre­chen, die Sessi­on hatte das letzte Wort.

FAZIT: IOC-Präsi­dent Thomas Bach hat die Sommer­spie­le in Tokio als «sehr erfolg­rei­che Olympi­sche Spiele» bewer­tet. «Einige hatten vorher bereits von Geister­spie­len gespro­chen. Wir haben das Gegen­teil gesehen. Die Athle­ten haben diesen Spielen Seele gegeben», sagte der Chef des Inter­na­tio­na­len Olympi­schen Komitees bei der 138. IOC-Sessi­on in Tokio. Trotz des Ausschlus­ses aller Zuschau­er aus den Wettkampf­stät­ten in der Gastge­ber-Stadt wegen des Corona-Notstands sei es richtig gewesen, die bereits um ein Jahr verscho­be­nen Spiele auszu­tra­gen. «Wir können selbst­be­wusst sagen, diese Olympi­schen Spiele kamen zur richti­gen Zeit», sagte Bach.