ARGENBÜHL/RAVENSBURG — „Es ist eine Ehre, den Oster­wald zu beförs­tern“, sagt Moritz Penning, Forst­re­vier­lei­ter im Forst­re­vier 60 Argen­bühl. Gemein­sam mit dem zustän­di­gen Forst­amts­lei­ter des Landkrei­ses Ravens­burg, Marijan Gogić, und dem Vorsit­zen­den der Oster­wald­ge­nos­sen­schaft Eglofs, Josef Jehle, begeht er mit dem Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­ten Axel Müller den Oster­wald. In Kontakt waren Müller und Penning getre­ten, als es zum 1. März 2022 einen Revier­lei­ter­wech­sel gab.

In insge­samt 13 Forst­re­vie­re ist der Landkreis Ravens­burg aufge­teilt. Das Forst­re­vier Argen­bühl besteht aus 1176 Hektar Klein­pri­vat­wald, 882 Hektar Großpri­vat­wald sowie Körper­schafts­wald, der sich aus 80 Hektar Kirchen­wald und 23 Hektar Gemein­de­wald zusammensetzt.

Anhand einer Landkar­te zeigt Forst­amts­lei­ter Gogić zum Einstieg die Größe des Landkrei­ses Ravens­burg und dessen Waldun­gen – und er zeigt sich zugleich zufrie­den mit seinem Zustand: „Der Wald ist in keinem schlech­ten Zustand, wir liegen nicht in einer Haupt­scha­den­re­gi­on.“ Was aller­dings verbes­sert und geför­dert werden müsse, sei der Umbau von einer teilwei­sen Monokul­tur in einen Misch­wald. „Wir haben seit 120 Jahren Dougla­si­en hier. Es ist also gar nicht notwen­dig, auf komplett fremde Baumar­ten zu setzen“, so Gogić. Auch das Holz aus dem Klein­pri­vat­wald sollte aktiviert, also für den Markt zur Verfü­gung gestellt werden.

Josef Jehle vermit­telt die Geschich­te des Oster­walds, denn Eglofs war seit dem Hochmit­tel­al­ter reichs­frei. Über die Jahrhun­der­te hinweg wurden die Rechte bestä­tigt, bis es gegen Ende des alten Reichs zu einem großen Rechts­streit kam. Heute besteht die Oster­wald­ge­nos­sen­schaft aus 90 Mitglie­dern mit jewei­li­gen Anteilen.

Dass es dem Wald gut geht, liegt auch daran, dass er nach neues­ten Metho­den bewirt­schaf­tet wird. Das Holz wird selek­tiv geern­tet und eine natur­ge­mä­ße Waldwirt­schaft gepflegt. Nach der Holznut­zung spielt die bestehen­de Regie­jagd eine wichti­ge Rolle bei dieser Form der Waldwirt­schaft. Anteil­ha­ber der Oster­wald­ge­nos­sen­schaft können so von jährli­chen Gewinnen
profitieren.

Die rund 1200 Hektar Privat­wald im Forst­re­vier Argen­bühl gehören ca. 700 Eigen­tü­mern. Im Landkreis Ravens­burg gibt es etwa 6500 Klein­pri­vat­wald­be­sit­zer. 2500 von ihnen haben bereits einen Waldbe­wirt­schaf­tungs­ver­trag (Privat­wald­ver­ein­ba­rung) mit dem Kreis­forst­amt abgeschlos­sen. Das heißt, die betreu­ten Wälder werden vom Kreis­forst­amt fallwei­se gepflegt und fachkun­dig bewirt­schaf­tet. Nachhal­tig­keit und Natur­nä­he stehen dabei im Vordergrund.

Der Oster­wald bei Eglofs verfügt über ein Allein­stel­lungs­merk­mal. „Es ist ein wüchsi­ger, gesun­der Wald, der regel­mä­ßi­gen, wirtschaft­li­chen Erfolg abwirft und sehr stabil da steht“, beschreibt Josef Jehle den guten Zustand. Der Wald besteht zu 60 Prozent aus Fichten, zu 25 Prozent aus Tannen und zu 15 Prozent aus anderen Baumar­ten, wie Buche, Erle, Linde, Ulme, Dougla­sie, Kiefer, Lerche, Berg- und Feldahorn, Esche und Kirsche.

Moritz Penning ergänzt, dass im Oster­wald verschie­de­ne Alters­klas­sen von Bäumen auf kleiner Fläche stehen. Der Wald profi­tiert von einer guten Regen­men­ge von 1200 bis 1400 mm pro Jahr. Auf die tiefen Reifen­spu­ren im Waldbo­den angespro­chen sagt er, dass man an großen Forst­ma­schi­nen nicht vorbei­kom­me, wenn man siche­re, effizi­en­te und boden­scho­nen­de Waldwirt­schaft betrei­ben will. „Jeder möchte Papier zum Schrei­ben haben und an einem Holztisch sitzen, dazu gehört dann aber auch die Bewirt­schaf­tung des Waldes.“

Ein heißes Eisen ist das Thema Biosphä­ren­ge­biet, das Axel Müller anspricht. Das sind großräu­mi­ge Kultur­land­schaf­ten, die erhal­ten, geför­dert oder entwi­ckelt werden sollen. „Ich sehe es sehr kritisch, wie das voran­ge­trie­ben wird. Die Beden­ken der Waldbe­sit­zer kann ich gut verste­hen“, sagt Müller. Es käme darauf an, was das Biosphä­ren­ge­biet beinhal­tet, erwidert Josef Jehle. „Der Teufel steckt im Detail“, so der Vorsit­zen­de der Oster­wald­ge­nos­sen­schaft Eglofs, und weiter: „Ich denke es ist falsch überall eine Käseglo­cke drüber zu stülpen.“ Marijan Gogić sagt dazu: „Im Biosphä­ren­ge­biet wird es Beschrän­kun­gen geben.“ Die Großpri­vat­wald­be­sit­zer seien dagegen, aber die Kommu­ne entschei­de. Und Jehle merkt an, dass das Thema in den Landge­mein­den anders disku­tiert werde als in einem Stadtrat.

Wie wird der Rohstoff Holz aus dem Oster­wald und den anderen Waldbe­sitz­ar­ten vermark­tet? In der Holzver­wer­tungs­ge­nos­sen­schaft Oberschwa­ben eG sind vor allem Klein­pri­vat­wald­be­sit­zen­der und Körper­schaf­ten mit gerin­gem Waldbe­sitz Mitglied, aber auch die Oster­wald­ge­nos­sen­schaft. Die Genos­sen­schaft bündelt kleine­re Holzmen­gen und vermark­tet diese über die Firma Genoholz in Ravens­burg. Die Haupt­ern­te entfällt auf die Baumart Fichte.

So genann­te außer­plan­mä­ßi­ge Holznut­zun­gen entste­hen, wenn lokale Schadens­er­eig­nis­se wie Gewit­ter­stür­me oder Borken­kä­fer­be­fall auftritt. So auch die zwei lokalen Gewit­ter­stür­me an Pfings­ten und Fronleich­nam 2022. Drei Jahre lang hat dann der Forst­be­sit­zer Zeit für die Wieder­auf­fors­tung, wenn der Sturm­scha­den eine Fläche von mehr als einem Hektar betrifft. Dann ist auch eine Förde­rung durch das Land Baden-Württem­berg möglich.

„Schadens­er­eig­nis­se machen eine planmä­ßi­ge Forst­wirt­schaft zuneh­mend schwie­ri­ger“, erläu­tert Moritz Penning. Er empfiehlt heute einen Forst mit einem gemisch­ten Baumbe­stand. So sollte mindes­ten 50 Prozent der wieder­auf­ge­fors­te­ten Fläche aus stand­ort­an­ge­pass­ten Laubhöl­zern bestehen. Es sollten immer mehr als zwei Baumar­ten gepflanzt werden, um das Risiko von Ausfäl­len einer Baumart zu streu­en. Mehr Laubholz ist dabei empfehlenswert.

Nicht zufrie­den­stel­lend ist sein Eindruck von einem Klein­pri­vat­wald, der die nächs­te Stati­on der Waldbe­ge­hung ist. „Hier wurden Durch­fors­tungs­durch­gän­ge verpasst, und die Bäume haben sehr dünne Stämme und kleine Kronen. Bei uns im Genos­sen­schafts­wald haben die Bäume gleichen Alters einen größe­ren Stamm­um­fang.“ Fachkun­dig zeigt Penning Verbiss­schä­den an Weißtan­nen und Buchen, die Zeiger für eine überhöh­te Schalen­wild­po­pu­la­ti­on sind. Eine schär­fe­re Bejagung von Rehwild unter­stützt den Klein­pri­vat­wald­be­sit­zer in seinem Bestre­ben zum Umbau hin zu einem klima­sta­bi­len Misch­wald. Natür­lich verjüng­te Bäume haben eine größe­re Chance Resili­en­zen gegen die anhal­ten­den Klima­ver­än­de­run­gen auszubilden.

Ein anderes Waldstück wurde stark vom Sturm beschä­digt. „Bei dieser Menge Sturm­holz muss gehan­delt werden“, erläu­tert Penning. Das Sturm­holz müsse schnell aus dem Wald heraus­ge­bracht werden, damit es der Borken­kä­fer schwer habe. Nach der öffent­li­chen Bekannt­ga­be kann es auch zu einer Verfü­gung kommen, wenn die Besit­zer ihrer Verant­wor­tung und Pflege nicht nachkom­men. Denn der Borken­kä­fer vermehrt sich rasend schnell. Unter der Baumrin­de gräbt er zahllo­se Gänge. Pro Mutter­kä­fer entste­hen aus den Larven weite­re 40 bis 50 Käfer, die das Holz schädi­gen und den Preis drücken. Moritz Penning und Marijan Gogić schla­gen Baumrin­de ab und präsen­tie­ren den Übeltä­ter und sein Reich im Baumstamm direkt unter der Rinde. In Deutsch­land ist nur noch ein Insek­ti­zid gegen den Borken­kä­fer zugelas­sen. Die Verlän­ge­rung der Zulas­sung ist daher sehr wichtig für die Forstbesitzer.

Beruf­lich tagein tagsaus unter­wegs im Wald, das muss ein schöner Broter­werb sein, könnte man meinen. Doch tatsäch­lich sitzt auch Forst­re­vier­lei­ter Moritz Penning in 40 Prozent seiner Arbeits­zeit am Schreibtisch.

Nach zwei Stunden der gemein­sa­men Waldbe­ge­hung gab es ein Abschluss­ge­spräch: „Ich bin Forst­re­vier­lei­ter Penning, Forst­amts­lei­ter Gogić und Josef Jehle sehr dankbar für diese infor­ma­ti­ven und anschau­li­chen Einbli­cke. Obwohl ich schon viel zu diesem Thema gelesen habe und auch einen guten Überblick über unsere Forst­ge­bie­te im Landkreis Ravens­burg habe, kann nur der Besuch im Wald einen echten Eindruck von dessen Zustand vermit­teln. Diese persön­li­chen Einbli­cke helfen mir bei meiner Arbeit im Deutschen Bundes­tag sehr weiter“, fasst der direkt gewähl­te Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­te für Oberschwa­ben und das Allgäu, Axel Müller, diesen Termin zusammen.