Maurice Ravel, John Coltra­ne, Charlie Parker, David Bowie und Pink Floyd: Das Saxofon gehört zu den belieb­tes­ten Instru­men­ten der Musik­ge­schich­te. Der Weg dorthin war beschwerlich.

PARIS (dpa) — Sein Instru­ment stell­te die Jazzwelt auf den Kopf. Und ohne das Saxofon gäbe es auch die legen­dä­ren Soli in «Money» von Pink Floyd und «The Logical Song» von Super­tramp nicht.

Adolphe Sax hat es vor 175 Jahren am 21. März 1846 paten­tie­ren lassen. Heute gehört das Saxofon zu den belieb­tes­ten Instru­men­ten der Musik­ge­schich­te. Doch das war nicht immer so.

Der belgi­sche Musiker und Instru­men­ten­bau­er wollte ein Bassinstru­ment schaf­fen, das auch in tiefen Lagen noch gut klang und sich bei Konzer­ten unter freiem Himmel durch­set­zen konnte. Auf seinem Patent-Antrag beschrieb er seine Erfin­dung deshalb wie folgt: ein Instru­ment, das sich aufgrund des Stimm­cha­rak­ters den Saiten­in­stru­men­ten nähern könne, aber mehr Kraft und Inten­si­tät hätte als letztere.

Sax hat das Blasin­stru­ment bereits Anfang der 1840er Jahre erfun­den, damals wohnte er noch in Brüssel. Auf der dorti­gen Indus­trie­mes­se führte er 1841 sein Saxofon vor — mit nur wenig Erfolg. In der Hoffnung, sein Glück in Paris zu finden, eröff­ne­te er kurze Zeit später in der franzö­si­schen Haupt­stadt seine Werkstatt.

Sein Saxofon hielt zwar Einzug in franzö­si­sche Militär­ka­pel­len, doch in den Pariser Opern­par­ti­tu­ren kam es kaum zum Einsatz — trotz der Unter­stüt­zung des Musik­kri­ti­kers und Kompo­nis­ten Hector Berli­oz, der zu seinen bedeu­tends­ten Verfech­tern zählte. «Einmal tief und ruhig, dann träume­risch und melan­cho­lisch, zuwei­len zart, wie der Hauch eines Echos», schwärm­te Berli­oz in einem Zeitungs­ar­ti­kel. Er kompo­nier­te 1843 das aller­ers­te Werk mit Saxofon «Chant sacré» oder auch «Hymne sacré» genannt.

In Deutsch­land begann man in den 1930er Jahren, sich mit dem Saxofon in der Opern- und Konzert­mu­sik ausein­an­der­zu­set­zen. Der deutsche Kompo­nist und Dirigent Edmund von Borck kompo­nier­te mit «Konzert für Saxophon und Orches­ter op.6» das erste Solokon­zert für die Erfin­dung von Sax. Man wage sich nur langsam an dieses eigen­ar­ti­ge, in der Klang­far­be höchst indivi­du­el­le Instru­ment heran, schrieb er 1932 in einem Zeitungs­ar­ti­kel. Es ließe sich unschwer erken­nen, welche Bedeu­tung in Zukunft die Verwen­dung eines oder mehre­rer Saxofo­ne in der ernsten Kunst­mu­sik gewin­nen könne, führte er weiter aus.

Der eigent­li­che Sieges­zug des Instru­ments begann jedoch erst mit dem Aufkom­men des Jazz. Der Klari­net­tist Sidney Bechet entdeck­te seine Leiden­schaft für das Saxofon, ebenso wie Coleman Hawkins. Das Saxofon löste die Trompe­te als dominie­ren­des Jazzin­stru­ment ab.

Von Lounge, Hip-Hop über Folk und Pop: Viele Musik­rich­tun­gen haben im Saxofon heute eine unerschöpf­li­che Klang­quel­le gefun­den. Was die Begeis­te­rung für das Saxofon ausmacht? «Kein Instru­ment verschlingt seine Solis­ten so wie das Saxophon. Es treibt sie in den Rausch, in die dauern­de Selbst­über­schrei­tung, die Auszeh­rung», schrieb der deutsche Intel­lek­tu­el­le und Jazzfan Roger Willemsen.

Im Vorwort zu dem anläss­lich des 200. Geburts­ta­ges von Adolphe Sax im Jahr 2014 erschie­ne­nen Buch «Saxopho­ne. Ein Instru­ment und sein Erfin­der» führt er weiter aus: «Vielleicht liegt es daran, dass kein anderes Instru­ment so viel physi­sches Engage­ment vom Musiker verlangt. Man muss es in den Mund nehmen und gerade­zu umarmen, um ihm einen Ton zu entlocken.»

Dem belgi­schen Musiker und Instru­men­ten­bau­er brach­te das neue Instru­ment zu Lebzei­ten nur kurzes Glück. Neider beschul­dig­ten ihn des Plagi­ats. Erfolg­reich streb­te er zwar Klagen gegen seine Wider­sa­cher an, doch die Rechts­streits koste­ten ihn viel Geld. Mehrmals stand er vor dem Konkurs.