WANGEN — Unter dem Thema „Die Fichte im Klima­wan­del“ ist die Waldbe­ge­hung von Verwal­tung und Gemein­de­rat mit Oberbür­ger­meis­ter Micha­el Lang an der Spitze in diesem Herbst gestan­den. Am regne­ri­schen Freitag­nach­mit­tag folgten den Forst­leu­ten Marijan Gogic, Leiter des Forst­amts beim Landkreis Ravens­burg, Korbi­ni­an Feier­le, Förster des Wange­ner Stadt­wal­des und seinem Vorgän­ger, Paul Müller, einige Vertre­te­rin­nen und Vertre­ter des Gemein­de­rats und inter­es­sier­te Bürge­rin­nen und Bürger. 

Angesichts des Klima­wan­dels, wird der Fichte, dem Brotbaum der Region, keine große Zukunft mehr gegeben. Marijan Gogic zitier­te aus einem Gutach­ten der Forst­li­chen Versuchs­an­stalt in Freiburg, die der Fichte deshalb keine gute Progno­se gibt, weil diese Baumart durch die trocken-heißen Sommer ein massi­ves Käfer­pro­blem bekom­me. „Der Borken­kä­fer wird der Fichte den Garaus machen“, sagte Gogic. Die Freibur­ger Wissen­schaft­ler haben einen Katalog von Baumar­ten erarbei­tet, die heute mit Blick auf die Zukunft im Wald gepflanzt werden sollten. Für die Wange­ner Höhen­la­ge heißt es da, die Fichte sei nur noch als wesent­li­che Beimi­schung zu empfeh­len, aber nicht führend. Die Führungs­rol­le fällt danach Buchen, Eichen Winter­lin­den oder Spitz­ahorn zu.

Entspre­chend gehen die Arbei­ten im Wange­ner Stadt­wald und im Hospi­tal­wald schon seit Jahren vor sich. Paul Müller hat den Wandel zum gemisch­ten Baumbe­stand begon­nen und den Anteil der Fichte von 82 auf 60 Prozent gesenkt. Sein Nachfol­ger Korbi­ni­an Feier­le setzt diesen Weg nun fort. Unter anderem habe er schon Dougla­si­en gepflanzt und dafür Förder­mit­tel bekom­men, sagte er.

Diese Wirtschafts­stra­te­gie betrifft den Stadt­wald ebenso wie jenen, der zur Hospi­tal­stif­tung gehört und von der Stadt Wangen mit verwal­tet wird. Er umfasst 64 Hektar. Am Durren­berg in Deuchel­ried, wo die Waldbe­ge­hung statt­fand, steht das mit Abstand größte zusam­men­hän­gen­de Stück Hospi­tal­wald mit 18,8 Hektar, wie Korbi­ni­an Feier­le erläu­ter­te. Am Waldrand Richtung Neubau­ge­biet hat die Ernte der über hundert­jäh­ri­gen Fichten begon­nen und die Auffors­tung mit andern Baumar­ten. „Wir haben von Osten begon­nen, bevor der Sturm kommt“, sagte Feier­le. Stürme haben in den vergan­ge­nen Jahren häufig zu unplan­mä­ßi­gen Ernten im Wald beigetra­gen, wie Marijan Gogic sagte. Betrof­fen war in der Regel der Fichten­be­stand. Allein in den Jahren 2018 bis 2021 gab es nach seinen Worten in Deutsch­land 40 Millio­nen Kubik­me­ter Käfer­holz. Wangen sei in dieser Zeit mit einem blauen Auge davon­ge­kom­men. Und dennoch ist die Wirkung von Stürmen, Schnee­bruch und Borken­kä­fer auch in Wangen ables­bar: Im Stadt­wald wurden von 2006 bis 2021 insge­samt 52 000 Festme­ter Holz geern­tet, 60 Prozent davon planmä­ßig, der Rest zufäl­lig. Im Spital­wald waren es 70 Prozent geplant, 30 Prozent zufäl­lig bei insge­samt 12 000 Festme­ter im selben Zeitraum.

Die gut 20-köpfi­ge Gruppe ging den steilen Weg hinun­ter in den Tobel­wald Richtung Argen. „Hier darf sich der Wald entwi­ckeln, wie er mag“, sagte Paul Müller. Zwar wird auch hier der Wald bewirt­schaf­tet, aber es herrscht ein völlig anderes Waldbild vor wie oben auf der Höhe. Gerade um diese Zeit ist es augen­fäl­lig, denn Buchen dominie­ren an dieser Stelle und bieten mit ihren bunten Blättern ein grandio­ses Farben­spiel. Unten in Epplings angekom­men wiesen die Forst­leu­te auf einen Dauer­kon­flikt hin, der ihnen die Arbeit manch­mal erschwert. An der Wende­plat­te stehen oft viele Autos und parken den Weg in den Wald für Maschi­nen zu. Die Förster baten darum, dort möglichst gar nicht zu parken. 

Auf dem Rückweg zeigt sich am Waldrand Richtung Wolfaz wieder ein anderes Bild, denn hier wurden vor einigen Jahren Eichen, Ahorn und Weißtan­nen gepflanzt. Paul Müller warb für möglichst viele Spazier­gän­ge in die Wälder, damit die Waldbil­der sich in den Köpfen festigen. 

Am Rande ging es auch um die Frage, was der Wald denn finan­zi­ell „abwirft“. Dabei wurde klar: Reich­tü­mer werden nicht verdient. Aktuell erwirt­schaf­tet die Hospi­tal­stif­tung aus ihrem Wald einen Gewinn von rund 27 000 Euro. OB Micha­el Lang beton­te am Ende, für die Stadt sei die Unter­schei­dung von Stadt- und Hospi­tal­wald nicht entschei­dend. „Wir betrach­ten beides als eine Einheit, weil es auch manch­mal Zufall ist, wozu ein Stück Wald gehört“, sagte er und resümier­te: „Unser Wald ist uns wichtig.“