Lockdown und Homeof­fice — das heißt: deutlich leere­re Straßen. Die Zahl der Toten und Verletz­ten im Straßen­ver­kehr sank während der Corona-Pande­mie deutlich.

Das wegen der Pande­mie gerin­ge­re Verkehrs­auf­kom­men habe sich deutlich auf das Unfall­ge­sche­hen im Straßen­ver­kehr ausge­wirkt, erklär­te das Statis­ti­sche Bundes­amt am Freitag.

In den ersten sechs Monaten starben demnach 1281 Menschen bei Straßen­ver­kehrs­un­fäl­len. Nach vorläu­fi­gen Ergeb­nis­sen der Behör­de waren das 195 Menschen oder 13,2 Prozent weniger als im 1. Halbjahr 2019. Die Zahl der Verletz­ten ging um 18,7 Prozent auf knapp 148 100 zurück.

Der Lockdown mit Homeof­fice oder Kurzar­beit bedeu­te­te: Es waren weniger Berufs­pend­ler unter­wegs. Gerade in den ersten Monaten der Pande­mie waren die Straßen deutlich leerer. «Es gab eine deutlich gerin­ge­re Verkehrs­stär­ke, und das bedeu­te­te weniger Konflik­te», sagte der Forscher Siegfried Brock­mann von der Unfall­for­schung der Versi­che­run­gen am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Weniger Verkehr bedeu­te zudem vor allem in den Städten weniger Stress für die Verkehrs­teil­neh­mer. Auch dies könne eine Rolle spielen.

Eine Spreche­rin des ADAC führte die Ergeb­nis­se der Statis­tik insbe­son­de­re auf die Abnah­me des Verkehrs außer­halb der Städte während der Corona-Pande­mie zurück. «Denn vor allem außer­orts auf Landstra­ßen ereig­nen sich in norma­len Zeiten die meisten schwe­re Unfäl­le mit Verletz­ten und Toten», sagte Katrin van Randen­borgh. «Auf den Land- und Bundes­stra­ßen besteht weiter­hin der größte Handlungs­be­darf, um die Zahl der Getöte­ten zu senken.» Gleich­zei­tig spiegel­ten die Zahlen die Zunah­me des Freizeit­ver­kehrs mit dem Motor­rad. «Während der Pkw- und LKW-Verkehr gerade in den Monaten seit März stark abgenom­men hat, waren gegen den Trend mehr Motor­rad-Fahrer unterwegs.»

Bundes­weit starben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres in Deutsch­land je 1 Milli­on Einwoh­ner durch­schnitt­lich 15 Menschen im Straßen­ver­kehr. Es gab aber nach Angaben des Statis­ti­schen Bundes­am­tes deutli­che regio­na­le Unter­schie­de. Deutlich über dem Durch­schnitt lagen Branden­burg mit 27 Verkehrs­to­ten je 1 Milli­on Einwoh­ner, Sachsen-Anhalt mit 24 sowie Nieder­sach­sen und Schles­wig-Holstein mit jeweils 22.

In den Stadt­staa­ten Hamburg und Berlin lag der Wert mit vier bezie­hungs­wei­se acht Verkehrs­to­ten je 1 Milli­on Einwoh­ner deutlich unter dem Bundes­durch­schnitt. Ebenfalls niedrig war die Zahl in Nordrhein-Westfa­len und im Saarland mit jeweils elf Verkehrs­to­ten je 1 Milli­on Einwoh­ner sowie in Baden-Württem­berg mit 13 und Hessen mit 14.

Unfall­for­scher Brock­mann beton­te, Fußgän­ger und Fahrrad­fah­rer hätten von der Entwick­lung der Unfall­zah­len zwar ebenfalls profi­tiert, «aber in erheb­lich gerin­ge­rem Maße». Der Umstieg aufs Fahrrad habe vielmehr zum Beispiel in Berlin zu einem Anstieg der Unfäl­le mit Fahrrad­fah­rern geführt. Sollten auch nach dem Ende der Corona-Pande­mie mehr Menschen Fahrrad fahren, könne das auch eine höhere Unfall­ge­fahr bedeu­ten, so lange die Infra­struk­tur nicht entspre­chend verän­dert sei: «Das Grund­pro­blem des Radfah­rens ist der Kreuzungsunfall.»

Die Polizei verzeich­ne­te in den ersten sechs Monaten dieses Jahres nach Angaben des Statis­ti­schen Bundes­amts 18,3 Prozent weniger Unfäl­le als im 1. Halbjahr 2019. Die Zahl sank auf rund 1,1 Millio­nen, hieß es. Damit erreich­te die Zahl aller Unfäl­le den zweit­nied­rigs­ten Wert seit der deutschen Verei­ni­gung. Nur im 1. Halbjahr 1998 gab es weniger Unfälle.

Bei knapp 954.600 Unfäl­len im ersten Halbjahr 2020 blieb es bei Sachschä­den — ein Rückgang um 18,6 Prozent. Bei rund 118.700 Unfäl­len gab es Verletz­te oder Tote.