BERLIN (dpa) — Vor vier Jahren absol­vier­ten 15-jähri­ge Schüler in Deutsch­land zum letzten mal Pisa-Tests. Nun ist es wieder soweit. Spannend wird sein, ob sich die Leistun­gen durch die Pande­mie verschlech­tert haben.

Nach coronabe­ding­ter Verschie­bung um ein Jahr begin­nen an diesem Montag in Deutsch­land die neuen Pisa-Tests.

Die Testpha­se läuft bis zum 27. Mai, wie die Deutsche Presse-Agentur vom Zentrum für inter­na­tio­na­le Bildungs­ver­gleichs­stu­di­en (ZIB) an der TU München erfuhr, das für die Pisa-Studie in Deutsch­land zustän­dig ist. Es betei­li­gen sich demnach dieses Mal rund 7700 15-Jähri­ge an rund 270 Schulen im Land. Die ursprüng­lich für 2021 geplan­te Erhebung hatte die verant­wort­li­che OECD wegen der Corona-Krise um ein Jahr verschoben.

Größter inter­na­tio­na­ler Vergleich

Die Pisa-Studie ist der größte inter­na­tio­na­le Schul­leis­tungs­ver­gleich. Üblicher­wei­se im dreijäh­ri­gen Abstand werden dabei 15-jähri­ge Schüle­rin­nen und Schüler getes­tet. Standard­mä­ßig geht es um Aufga­ben aus den Berei­chen Mathe­ma­tik, Lesen und Natur­wis­sen­schaf­ten. Deutsch­lands Schüler hatten bei der letzten Studie von 2018, deren Ergeb­nis­se Ende 2019 veröf­fent­licht wurden, eher durch­schnitt­lich abgeschnit­ten. Teilge­nom­men hatten Schüler aus 79 Ländern.

In jeder Testpha­se gibt es einen Schwer­punkt. Nach der Lesekom­pe­tenz beim letzten Mal soll nun nach Angaben der deutschen Pisa-Koordi­na­to­ren ein beson­de­res Augen­merk auf Mathe­ma­tik gelegt werden. Seit zehn Jahren werde zudem jeweils eine weite­re Kompe­tenz unter­sucht, die ebenfalls für das lebens­lan­ge Lernen relevant sei, diesmal sei es das «kreati­ve Denken».

Neben den reinen Leistungs­tests werden im Zuge der Pisa-Studie mit Frage­bö­gen bei Schülern, Lehrkräf­ten und auch Eltern immer auch Angaben zum Schul­all­tag, Lernver­hal­ten, sozia­len Hinter­grund oder andere persön­li­che Daten erhoben, die später in Sonder­aus­wer­tun­gen veröf­fent­licht werden. Hier soll diesmal auch abgefragt werden, wie lange die Schule wegen Corona geschlos­sen war, wie gut sich Schüle­rin­nen und Schüler unter­stützt fühlten oder wie sie ihren Lernfort­schritt beurteilen.

Aufschluss über Pandemie-Auswirkungen

ZIB-Profes­so­rin Doris Lewal­ter, die den deutschen Teil der Studie leitet, sagte der dpa: «Wir erwar­ten, dass diese Pisa-Studie ein wichti­ger Baustein sein wird, um die Auswir­kun­gen der Pande­mie einord­nen und inter­na­tio­nal verglei­chen zu können.» Zu beach­ten sei aber, dass die Pisa-Studi­en unter­such­ten, wie gut 15-Jähri­ge grund­le­gen­de Kompe­ten­zen in alltäg­li­chen Situa­tio­nen anwen­den könnten. «Es geht nicht darum, das in den Lehrplä­nen vorge­ge­be­ne Wissen abzufra­gen. Für ein Gesamt­bild der Corona-Folgen sind deshalb weite­re Studi­en notwendig.»

OECD-Bildungs­di­rek­tor Andre­as Schlei­cher sagte auf die Frage, welche Spuren einge­schränk­ter Unter­richt und Schul­schlie­ßun­gen während der Corona-Krise auf die Pisa-Ergeb­nis­se haben könnten: «Insbe­son­de­re für Schüler, die es nicht gewohnt waren selbst­stän­dig zu lernen, die keinen Zugang zu digita­len Alter­na­tiv­an­ge­bo­ten hatten oder nicht das notwen­di­ge unter­stüt­zen­de Umfeld zu Hause, haben Schul­schlie­ßun­gen sicher länger­fris­ti­ge Spuren hinterlassen.»

Der inter­na­tio­na­le Vergleich werde aber vor allem zeigen, welchen Bildungs­sys­te­men es am besten gelun­gen sei, kreativ und flexi­bel auf die verän­der­ten Heraus­for­de­run­gen zu reagie­ren und die Auswir­kun­gen der Pande­mie auf Bildungs­er­folg in Grenzen zu halten. «Schon jetzt zeigen uns Leistungs­da­ten aus natio­na­len Lernstands­er­he­bun­gen, dass es nicht zwangs­läu­fig zu nachhal­ti­gen Leistungs­ein­brü­chen kommen muss», sagte Schleicher.

Die Ergeb­nis­se der nun begin­nen­den Pisa-Studie sollen im Dezem­ber 2023 veröf­fent­licht werden.