KÖLN (dpa) — Hape Kerke­ling freut sich, dass «man mal aus der Bude raus kann»: Das deutsche Fernse­hen ist nach einer Corona-Pause in Feier­lau­ne. In Köln werden Protago­nis­ten und Produk­tio­nen geehrt.

Markus Lanz (52), Andrea Kiewel (56) und Joko Winter­scheidt (42) bekom­men den Fernseh­preis — und der zurück­ge­kehr­te Hape Kerke­ling (56) eine ganze Revue.

Mit einer großen Gala hat das deutsche Fernse­hen in Köln seine heraus­ra­gen­den Protago­nis­ten des vergan­ge­nen Jahres gewür­digt. Der Deutsche Fernseh­preis feier­te am Donners­tag­abend sein Comeback als Fernseh­show — und viele Promis ein Wieder­se­hen auf dem roten Teppich nach langer Corona-Pause.

Markus Lanz setzte sich mit seiner nach ihm benann­ten ZDF-Talkshow in der Katego­rie «Beste Infor­ma­ti­on» durch, was bemer­kens­wert war. Er war dort gegen die beiden klassi­schen Polit­ma­ga­zi­ne «Frontal» (ZDF) und «Panora­ma» (ARD/NDR) angetre­ten. Der 52-Jähri­ge sagte, eigent­lich sei es aber ganz einfach: In seiner Sendung habe er es oft mit Menschen zu tun, die auf jede Frage die richti­ge Antwort hätten. «Unser Job ist es im Grunde, auf jede Antwort die richti­ge Frage zu finden.» Emotio­nal wurde der Talker zum Schluss seiner Dankes­re­de. «Ich weiß, dass in den Südti­ro­ler Bergern jetzt eine ältere Dame sitzt mit 87, die es nicht leicht hatte im Leben und der ich sehr, sehr viel verdan­ke», sagte Lanz. «Mama: Das ist für dich.»

Auch Joko Winter­scheidt konnte sich als einer der großen Gewin­ner des Abends betrach­ten. Er trium­phier­te nicht nur mit seiner Quizsen­dung «Wer stiehlt mir die Show?» (ProSie­ben) in der Sparte der Unter­hal­tungs­shows, sondern holte sich mit seinem Kompa­gnon Klaas Heufer-Umlauf auch eine Auszeich­nung für «Joko & Klaas – Live: Pflege ist #Nicht­Selbst­ver­ständ­lich» (ProSie­ben). Ende März hatten die beiden Modera­to­ren ihren Sender dazu bewegt, den Alltag einer Pflege­kraft über mehre­re Stunden in Echtzeit zu zeigen.

Da die beiden Modera­to­ren nicht bei der Gala weilten, ließen sie stell­ver­tre­tend zwei betei­lig­te Pflege­kräf­te den Preis entge­gen­neh­men. Pfleger Alexan­der Jorde redete den Gästen ins Gewis­sen, Pflege­rin­nen und Pfleger nicht zu verges­sen: «Eine gute Pflege und ein gutes Gesund­heits­sys­tem sind vor allem eins: nicht selbst­ver­ständ­lich.» Dafür gab viel Applaus.

Andrea Kiewel erhielt die Auszeich­nung als beste Einzel-Modera­ti­on in der Unter­hal­tung für den «ZDF-Fernseh­gar­ten». In der Infor­ma­ti­on siegte Anja Resch­ke für «Panora­ma» (ARD/NDR). Beste Schau­spie­le­rin wurde Petra Schmidt-Schal­ler, bester Schau­spie­ler Sascha Alexan­der Geršak. Beide waren in dem Mehrtei­ler «Die Toten von Marnow» (ARD) zu sehen gewesen. Bei Geršak floss zudem seine Leistung in «Polizei­ruf 110: Der Verur­teil­te» (ARD) in die Entschei­dung ein.

Beste Drama-Serie wurde «Para — Wir sind King» (TNT), bester Mehrtei­ler «Oktober­fest 1900» (ARD). Beide Produk­tio­nen hatten vor der Verlei­hung auf Grund ihrer Vielzahl an Nominie­run­gen als Favori­ten des Abends gegol­ten. Aller­dings wurde nicht aus jeder Nominie­rung auch ein Preis. Eine kleine Überra­schung gab es bei den Comedy- und Late-Night-Shows. Am Ende lag dort «Freitag­nacht Jews» (WDR) mit Daniel Donskoy vorne — und ließ die etablier­ten Satire-Kräfte Carolin Kebekus («Die Carolin Kebekus Show», ARD) und Jan Böhmer­mann («ZDF Magazin Royale», ZDF) hinter sich.

Der Deutsche Fernseh­preis wird seit dem Jahr 1999 für hervor­ra­gen­de Leistun­gen beim Fernse­hen verlie­hen. Gestif­tet wird er von RTL, ZDF, Sat.1, ARD und der Deutschen Telekom. In diesem Jahr lag die Feder­füh­rung bei RTL. Der Sender insze­nier­te die Verlei­hung als große Open-Air-Gala am Kölner Tanzbrun­nen, einem Areal am Rhein mit Blick auf den Dom. Im Gegen­satz zu Ausga­ben aus den vergan­ge­nen Jahren gab es auch wieder eine Übertra­gung zur besten Sende­zeit im Fernse­hen. Modera­to­rin Barba­ra Schöne­ber­ger verkün­de­te: «Der Fernseh­preis in der Prime­time ist das größte Comeback nach Abba und Olaf Scholz.»

Für viele Gäste auf dem roten Teppich war es somit auch das erste Wieder­se­hen seit Ausbruch der Corona-Pande­mie. «Ich freu’ mich, dass es endlich mal wieder soweit ist», sagte Enter­tai­ner Hape Kerke­ling (56). «Dass man mal aus der Bude raus kann und nach 16 Monaten Isola­ti­on wieder unter Menschen kommt.» Schau­spie­le­rin Marie-Luise Marjan, besser bekannt als «Mutter Beimer» aus der «Linden­stra­ße», ließ sich vorsorg­lich eine Gäste­lis­te aushän­di­gen. «Ich wollte einfach noch mal schau­en: Wer ist alles nominiert? Wer tritt auf? Wer ist hier?», erklär­te sie. «Ich kenne ja nun nicht alle.»

Kerke­ling bekam den Ehren­preis für sein Lebens­werk. In eine kleinen Revue wurden die Statio­nen seiner Karrie­re nachge­spielt. Sogar der «lusti­sche Glücks­ha­se» aus der Fernseh-Satire «Kein Pardon», in der Kerke­ling einen zum Showmas­ter aufge­stie­ge­nen vom Schnitt­chen-Schmie­rer spiel­te, durfte auftre­ten. Die Bemer­kung, er sei ja noch sehr jung für einen Preis fürs Lebens­werk, belus­tig­te Kerke­ling, der nach einer TV-Absti­nenz bald mit neuen Forma­ten zurück­kehrt, aller­dings. Das habe er das letzte Mal gehört, als er elf Jahre alt gewesen sei. Damals habe man ihm gesagt: «Du bist aber jung. Du darfst nicht ins Kino in “Nebel des Grauens”».

Der Modera­tor und Autor («Ich bin dann mal weg») dankte der Jury, seinen Fans und der LGBTQ-Commu­ni­ty, die ihn über viele Jahrzehn­te mitge­tra­gen habe. LGBTQ steht für Lesben, Schwu­le, Bisexu­el­le, Trans­se­xu­el­le und queere Menschen.