In vielen Regio­nen Deutsch­lands drohen in den nächs­ten Tagen Unwet­ter mit hefti­gem Regen. Bereits Diens­tag­nach­mit­tag galten Warnun­gen für mehre­re Bundes­län­der im Westen und Süden Deutsch­lands, rund um die Eifel war sogar die höchs­te Unwet­ter­warn­stu­fe wegen extrem ergie­bi­gen Dauer­re­gens ausgerufen.

Auch für weite­re Teile von Nordrhein-Westfa­len und Rhein­land-Pfalz sowie für Teile des Saarlan­des und Hessens warnte der Deutsche Wetter­dienst (DWD) in Offen­bach vor Stark­re­gen und Gewit­tern. Zu rechnen sei mit der Überflu­tung von Kellern und Straßen, mit Hochwas­ser in Bächen und Flüssen, mit Erdrut­schen und örtlich auch mit Blitzschäden.

Ferner könnten in Teilen Bayerns bei schwe­ren Gewit­tern Bäume entwur­zelt werden oder Dachzie­gel herab­stür­zen. Hagel­schlag könne zu Schäden an Gebäu­den, Autos und in der Landwirt­schaft führen.

«Tiefdruck­ge­bie­te in Verbin­dung mit warmer und sehr feuch­ter Luft — das bedeu­tet im Sommer oft nichts Gutes», erläu­ter­te DWD-Meteo­ro­lo­ge Felix Dietzsch. «Eine solche Wetter­la­ge führt in der Regel zu anhal­ten­den und kräfti­gen Nieder­schlä­gen, die früher oder später das eine oder andere Fass zum Überlau­fen bringen. So verhält es sich auch heute und in den kommen­den Tagen», erklär­te er.

Über Deutsch­land liege derzeit Tief «Bernd», das sich im Laufe des Diens­tags vor allem über der östli­chen Hälfte Deutsch­lands verstär­ken sollte. Vom Nachmit­tag an entwi­ckel­ten sich dann vor allem über Bayern und Thürin­gen schwe­re Gewit­ter. «Diese formie­ren sich im Laufe des Abends allmäh­lich zu einem linien­för­mi­gen Komplex und können hefti­gen Stark­re­gen, Sturm- bzw. Orkan­bö­en und großen Hagel bringen», berich­te­te Dietzsch. «Im Laufe der Nacht zieht dieser Gewit­ter­kom­plex dann weiter nordwärts Richtung Branden­burg, Sachsen-Anhalt und Nieder­sach­sen. Vor allem überflu­te­te Straßen und Keller sind in den betrof­fe­nen Gebie­ten zu erwarten.»

Im äußeren Westen und Südwes­ten seien bereits seit Montag­abend Stark­re­gen­ge­bie­te unter­wegs. Mit der Verla­ge­rung von «Bernd» zögen weite­re Stark­re­gen­ge­bie­te vor allem in Richtung Nordrhein-Westfa­len und Rhein­land-Pfalz und sorgten dort bis in den Donners­tag hinein für anhal­tend hohe Nieder­schlags­men­gen. «Dort fallen verbrei­tet unwet­ter­ar­ti­ge Mengen von über 60 Liter pro Quadrat­me­ter. Die höchs­ten Mengen werden voraus­sicht­lich im Umfeld der Eifel fallen. Hier sind verbrei­te­ter über 80 Liter zu erwar­ten», erläu­ter­te DWD-Meteo­ro­lo­ge Dietzsch. Stellen­wei­se und eng begrenzt könnten sogar bis knapp 200 Liter inner­halb von 48 Stunden herunterkommen.

Allzu große Hoffnung auf Besse­rung machte Dietzsch nicht: «Kräfti­ger Regen und Gewit­ter werden uns wohl noch bis mindes­tens Freitag beglei­ten. Erst zum Wochen­en­de zeich­net sich von Nordwes­ten her eine zuneh­men­de Wetter­be­ru­hi­gung ab. Dann wird es verbrei­tet freund­lich bei angeneh­men Sommer­tem­pe­ra­tu­ren um 25 bis 28 Grad.»

Am Rhein in Köln haben kräfti­ge Regen­fäl­le den Wasser­stand bereits deutlich steigen lassen. Im Stadt­teil Deutz schwapp­te das Wasser auf die Uferpro­me­na­de. Der Pegel­stand lag in Köln am Diens­tag­mit­tag bei 5,39 Metern — mit langsam steigen­der Tendenz, wie die Stadt­ent­wäs­se­rungs­be­trie­be mitteil­ten. Von der sogenann­ten Hochwas­ser­mar­ke I (6,20 Meter) lag der Wasser­stand damit aber noch ein Stück entfernt. Ab dieser Marke gelten erste Einschrän­kun­gen für den Schiffs­ver­kehr. Die automa­tisch erstell­te Zehn-Tages-Vorher­sa­ge der Wasser­stra­ßen­ver­wal­tung des Bundes (WSV) rechne­te mit der Überschrei­tung der Hochwas­ser­mar­ke I am Donners­tag oder Freitag.

In Bayern lief das Hochwas­ser in Westmit­tel­fran­ken und Nordschwa­ben zunächst ab, wie das Bayeri­sche Landes­amt für Umwelt in Augsburg berich­te­te. Die Pegel an den westli­chen Zuflüs­sen zur Rednitz und Regnitz, im Oberlauf der Altmühl und an der Wörnitz gingen langsam zurück, hieß es. Aller­dings könne lokaler Stark­re­gen wieder zu einem gefähr­li­chen Anstieg führen, vor allem im Osten Bayerns. In der vergan­ge­nen Woche war vor allem Mittel­fran­ken von Hochwas­ser betrof­fen gewesen. Stark­re­gen hatte für vollge­lau­fe­ne Keller, überflu­te­te Straßen und verein­zel­te Strom­aus­fäl­le gesorgt.

Waldbe­sit­zern hinge­gen kommt der Regen gelegen, wie es von deren Vertre­tung in Baden-Württem­berg hieß: «Der Wald kann im Moment jeden Tropfen Regen­was­ser gebrau­chen», sagte der dorti­ge Forst­kam­mer-Geschäfts­füh­rer Jerg Hilt am Diens­tag. «Wir sind heilfroh, dass wir nicht das vierte Trocken­jahr in Folge haben.»

Nach dem jüngs­ten Waldzu­stands­be­richt des Agrar­mi­nis­te­ri­ums Baden-Württem­berg gelten 46 Prozent der Waldflä­che als deutlich geschä­digt. Schäden sind laut dem Bericht, der sich auf stich­pro­ben­ar­ti­ge Unter­su­chun­gen des Nadel- und Blatt-Behangs stützt, auf die Folgen von Dürre und Hitze zurückzuführen.

Auch nach Angaben der Forst­kam­mer wirkt das extre­me Trocken­jahr 2018 noch nach, weil es 2019 und 2020 zu wenig Nieder­schlä­ge gab. «Der Wald hat ein langes Gedächt­nis», sagte Hilt der Deutschen Presse-Agentur.