Auch Estland hat die Bundes­re­gie­rung die Liefe­rung mehre­rer Artil­le­rie­ge­schüt­ze aus DDR-Altbe­stän­den an die Ukrai­ne geneh­migt, wie die Deutsche Presse-Agentur am Samstag aus Regie­rungs­krei­sen erfuhr. Auch den Nieder­lan­den geneh­mig­te sie denmach die Liefe­rung von 400 Panzer­fäus­ten aus deutscher Produktion.

Bisher hatte sie alle Expor­te tödli­cher Waffen in die Ukrai­ne prinzi­pi­ell abgelehnt, weil es sich um ein Krisen­ge­biet handelt.

Die Haubit­zen waren in den 90er Jahren von der Bundes­wehr unter Aufla­gen zuerst an Finnland gelie­fert und später an Estland weiter­ge­ge­ben worden. Dass Deutsch­land einer Weiter­ga­be zustim­men muss, ist in dem Vertrag zwischen Finnland und Estland geregelt.

Es geht dabei um Haubit­zen vom Modell D‑30 mit dem Kaliber 122 Milli­me­ter, die Mitte der 50er Jahre in der Sowjet­uni­on entwi­ckelt wurden. Die ehema­li­ge Natio­na­le Volks­ar­mee der DDR verfüg­te über mehr als 400 der Geschütze.

Die mehr als drei Tonnen schwe­ren Haubit­zen mit ihrem fast fünf Meter langen Kanonen­rohr können einge­setzt werden, um feind­li­che Truppen oder Panzer auf eine Entfer­nung bis zu etwa 15 Kilome­tern zu beschie­ßen. Das Modell D‑30 ist noch in vielen Staaten Teil der Ausrüs­tung, darun­ter auch in der Ukraine.

Seit Monaten gefordert

Die Ukrai­ne fordert von Deutsch­land seit Monaten die Liefe­rung tödli­cher Waffen und anderer Rüstungs­gü­ter. Bisher hatte die Bundes­re­gie­rung nur 5000 Helme zugesagt, die am Samstag an die ukrai­ni­schen Streit­kräf­te überge­ben wurden.

Nach Angaben des Bundes­mi­nis­te­ri­ums für Wirtschaft und Klima­schutz wurde am Samstag zudem die Ausfuhr von 14 sonder­ge­schütz­ten gepan­zer­ten Fahrzeu­gen für die Ukrai­ne geneh­migt. Die Fahrzeu­ge dienten dem Perso­nen­schutz, gegebe­nen­falls auch Evaku­ie­rungs­zwe­cken, hieß es. Sie sollen an ukrai­ni­sche Dienst­stel­len überge­ben werden. Zudem soll bis zu 10.000 Tonnen Treib­stoff über Polen in die Ukrai­ne gelie­fert werden. Weite­re Unter­stüt­zungs­leis­tun­gen würden derzeit geprüft.

Außen­mi­nis­te­rin Annale­na Baerbock und Vizekanz­ler Robert Habeck (beide Grüne) erklär­ten hierzu: «Nach dem scham­lo­sen Angriff Russlands muss sich die Ukrai­ne vertei­di­gen können. Sie hat ein unabding­ba­res Recht auf Selbst­ver­tei­di­gung. Die Bundes­re­gie­rung unter­stützt daher die Ukrai­ne auch bei der Ausstat­tung mit dringend benötig­tem Material.»

Strack-Zimmer­mann begrüßt Entscheidung

Die Vorsit­zen­de des Vertei­di­gungs­aus­schus­ses, Marie-Agnes Strack-Zimmer­mann, begrüß­te den Kurswech­sel der Bundes­re­gie­rung zur Liefe­rung von Militär­gü­tern. «Ich bin unend­lich froh, dass die Bundes­re­gie­rung sich nun dazu entschlos­sen hat, Expor­ten von militä­ri­schen Ausrüs­tungs­gü­tern in die Ukrai­ne zuzustim­men und sich mit den Partnern in der EU an der Abkop­pe­lung Russlands aus SWIFT zu betei­li­gen», sagte die FDP-Politikerin.

«Der verbre­che­ri­sche Angriffs­krieg Putins macht es absolut notwen­dig, dass die Bundes­re­gie­rung ihre Positi­on zu Waffen­lie­fe­run­gen an die drama­ti­sche Lage anpasst», sagte Strack-Zimmer­mann Die Ausgren­zung Russlands aus Swift werde Putin und seine Elite weiter isolie­ren und empfind­lich treffen. «Wir werden der Ukrai­ne nun alles an die Hand geben, was wir können», beton­te die Verteidigungspolitikerin.