MASELHEIM (dpa/lsw) — Für die Grünen war Elmar Braun sowas wie der Neil Armstrong der Rathäuser. Als erster Bürgermeister der Partei schreibt er 1991 Geschichte. Drei Mal wird Braun wiedergewählt. Nun tritt der 66-Jährige ab.
Als erster grüner Bürgermeister hat Elmar Braun 1991 Schlagzeilen gemacht. Nun tritt der Rathauschef des oberschwäbischen Maselheims (Landkreis Biberach) nach mehr als 30 Jahren ab. Bei der Bürgermeister-Wahl an diesem Sonntag stellt sich der 66-Jährige nicht zur Wiederwahl. «Ich habe 32 Jahre hinter mir — das ist fast mein halbes Leben», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Jetzt sei die Zeit für etwas Neues gekommen. In Zukunft will Braun als Berater in Führungsfragen fungieren und sich mehr seinen privaten Hobbys widmen. Zuvor hatten mehrere Medien über seinen Abtritt berichtet.
Braun gilt als Grünen-Urgestein und Ratgeber. In der Partei gab er sogar Bürgermeister-Kurse. Mit Deutschlands erstem grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann verbindet ihn eine langjährige Freundschaft.
Vier Mal wurde er zum Bürgermeister seiner Heimatgemeinde mit ihren rund 4600 Einwohnern gewählt. Bei seiner ersten Wahl 1991 bekam Braun rund 53 Prozent, bei der zweiten 70, bei der dritten 82,4 und bei der vergangenen 85,1 Prozent der Stimmen. Parteikollege Cem Özdemir hatte ihm damals über Facebook mit den Worten «wir Grünen sind stolz auf ihn» gratuliert.
Braun gilt als «Öko» in seiner Partei. Mit der Idee für einen verordneten «Veggie-Day» konnte er aber nie etwas anfangen. «Man muss die Leute überzeugen, statt ihnen etwas aufzuzwingen», sagte er. Seiner Partei rät er, liberaler zu werden und die Menschen mehr mitzunehmen, indem sie ihr Tun noch stärker erklären. Politikverdrossenheit komme von der Überforderung der Bürger.
Ende der 70er steigt Braun in der CDU-Hochburg Oberschwaben in die Lokalpolitik ein, im Nebenerwerb wird der Biologie-Laborant zum Ökobauern, in den 80ern stößt er zur Ökopartei. «Grüne, das war ja damals ein Schimpfwort», hatte er kurz vor seiner Wiederwahl 2015 gesagt. Vier Jahre sitzt er sogar im Landesvorstand der Partei.
Der 66-Jährige lebt auf seinem Bauernhof, mit Hühnerstall, einem Bienenstock und Motorradschuppen. Die «Bikes» sind sein großes Hobby. Er könne noch gar nicht sagen, wie es sich anfühle, den Posten des Rathauschefs nach so vielen Jahren zu räumen. «Ein stückweit ist natürlich Erleichterung dabei, aber auch Beschwernis», sagte Braun. Er habe zwischen der Position und seinem Privatleben kaum unterschieden. Drei Kandidaten bewerben sich um seine Nachfolge.