BERLIN (dpa) — Ihre Anfän­ge waren alles andere als glamou­rös und an eine lange Karrie­re im Musik-Business glaub­ten sie damals selbst nicht. Mittler­wei­le stehen sie schon seit vier Jahrzehn­ten auf der Bühne: Die Ärzte.

Vier Jahrzehn­te nach ihrem ersten Auftritt als Die Ärzte sind sich die Berli­ner Musiker der mit ihrer Bekannt­heit gewach­se­nen Bedeu­tung bewusst. «Ganz am Anfang war Applaus optio­nal», sagte Gitar­rist Farin Urlaub (58) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin 40 Jahre nach dem Debüt am 26. Septem­ber 1982 im Berli­ner «Beset­ze­reck», einem besetz­ten Haus im Szene-Kiez Kreuz­berg. «Für dieses erste Konzert haben wir auch noch Plaka­te selber gezeichnet.»

«Du hast auch manch­mal ein Lied beendet und dann halt zugehört, wie die Leute Bier trinken», so Farin Urlaub. «Man fühlte sich da nicht so wie Rockstars. Das ist jetzt schon ein bisschen anders. Wir haben ziemlich viel Aufmerk­sam­keit, und wir gehen hoffent­lich auch verant­wor­tungs­voll damit um.» Die Musiker («Schrei nach Liebe», «Zu spät») engagie­ren sich einzeln oder als Band mit vielen Aktio­nen für kleine Clubs in der Krise, gegen Rechts­extre­mis­mus oder für Flüchtlingsinitiativen.

Rod seit 1993 als Bassist dabei

Jan Vetter, so der bürger­li­che Name von Farin Urlaub, und Schlag­zeu­ger Dirk Felsen­hei­mer, besser bekannt als Bela B (59), hatten sich zwei Jahre zuvor kennen­ge­lernt und bei Soilent Grün gespielt. Nach Auflö­sung der Punkband gründe­ten die beiden Musiker zusam­men mit Bassist Hans «Sahnie» Runge in Berlin Die Ärzte. Nach einer fünf Jahre währen­den Auflö­sung der Band ist Rodri­go «Rod» Gonzá­lez (54) seit 1993 als Bassist dabei.

«Unsere erste Tour durch den deutsch­spra­chi­gen Raum haben wir Welttour­nee genannt, den Größen­wahn haben wir uns geleis­tet», sagte Bela B rückbli­ckend der dpa. «Schließ­lich dachten wir, das ist alles in ein, zwei Jahren wieder vorbei.»

Der erste Auftritt im «Beset­ze­reck» sei mit 50 oder 60 Leuten nicht ausver­kauft gewesen. «Während des Konzerts gab es ein bisschen Unmut, weil einige der Anwesen­den uns von Soilent Grün kannten, eine sehr schnel­le Punkband mit zum Teil politi­schen Texten. Den hatte unsere neue Ausrich­tung erst mal weniger gefal­len.» Die Ärzte waren auch Pop und Klamauk.

Inzwi­schen mehre­re Hundert Songs

Grund­le­gen­des hat sich für Farin Urlaub seitdem im Reper­toire verän­dert. «Wir spielen jetzt natür­lich ein bisschen besser als früher, und es sind mehr Leute da. Was aber ein Riesen­un­ter­schied ist: Wir haben ja auf den ersten Konzer­ten mit Mühe und Not 20 Lieder gespielt, weil wir gerade mal 18 Songs geschrie­ben hatten und zusätz­lich zwei Cover­ver­sio­nen gespielt haben.»

Für die Setlis­ten hat das Trio heute bei mehre­ren hundert Songs «viele Optio­nen für jede Positi­on», das sei «schon sehr luxuri­ös». Einige Lieder sind ganz raus. «Elke» etwa spielt die Band schon seit Jahren nicht mehr. Farin Urlaub begrün­de­te dies jüngst während eines Auftritts mit den «Fat Shaming»-Passagen im Text.

Das erste Konzert war «nur rückbli­ckend betrach­tet so ein wirklich wichti­ger großer Moment». Die Stimmung damals war für den Gitar­ris­ten eine andere: «Ich weiß noch, dass ich hinter­her dachte: So, jetzt haben wir mal ein Konzert mit der neuen Band gespielt. Aber das Gefühl war nicht: Jetzt geht es los. Das kam dann so ein Jahr später.»

Schlag­zeu­ger Bela B markier­te diese Zeiten­wen­de: «Erst ungefähr andert­halb Jahre später mussten wir unsere eigene Anlage nicht mehr selber abbau­en. Da kamen dann erstmals wirkli­che Rockstar­ge­füh­le auf.»