TUTTLINGEN — Sich an Megatrends zu orien­tie­ren bedeu­tet, an einem Funda­ment auf Jahrzehn­te zu bauen: Im Rahmen des von der Medical­Moun­ta­ins GmbH initi­ier­ten Visions­pro­zes­ses für die Medizin­tech­nik haben sich die Arbeits­grup­pen erstmals in den gemein­sa­men Diskurs begeben. Der weite­re Weg wird von einem Adviso­ry Board begleitet. 

„Lawinen in Zeitlu­pe“: So sind „Megatrends“ aus Sicht von Tristan Horx vom gleich­na­mi­gen Zukunfts­in­sti­tut zu verste­hen. Auf ihn und weite­re Voraus­den­ker bezieht sich Elke Schlim­bach in ihrer Einfüh­rung am Workshop-Abend. Die Coachin umreißt das Ziel so: Der Blick auf langfris­tig prognos­ti­zier­ba­re Entwick­lun­gen ermög­licht „Zusam­men­hän­ge zu verste­hen und Ablei­tun­gen für die Zukunft herzu­stel­len“. Megatrends sind dabei nicht nur techno­lo­gisch oder wirtschaft­lich gemeint. 

Gesell­schaft­li­che, sozia­le Aspek­te sind ebenso relevant und entspre­chend zu berück­sich­ti­gen. Anders betrach­tet: Wie zwei Folien werden die zuvor im Kick-off-Event formu­lier­ten Erwar­tun­gen, Wünsche und Heraus­for­de­run­gen der Branche mit den zu erwar­ten­den Megatrends überein­an­der gescho­ben, durch­leuch­tet und in Zusam­men­hang gebracht. Denn wer die „Lawine in Zeitlu­pe“ heute schon wahrnimmt, kann ihr zwar nicht auswei­chen, aber ihre Energie für sich nutzen.

Zwölf Megatrends hat das Zukunfts­in­sti­tut ermit­telt, drei davon rücken bei dem ersten Treffen in den Fokus: „Silver Socie­ty“, „Wissens­kul­tur“, „Globa­li­sie­rung“ (siehe Infobox). Acht Arbeits­grup­pen nehmen sich der Aspek­te an und erörtern so beispiels­wei­se, wie sich eine älter werden­de Gesell­schaft auf künfti­ge Geschäfts­mo­del­le auswirkt oder welchen Einfluss die Globa­li­sie­rung auf die Sicht­bar­keit der süddeut­schen Medizin­tech­nik-Branche haben wird. „Es geht nicht darum, bereits Lösun­gen zu formu­lie­ren, sondern tatsäch­lich erst einmal alle Ideen zuzulas­sen“, sagt Medical­Moun­ta­ins-Geschäfts­füh­re­rin Yvonne Glien­ke über diese erste Etappe. „Ich glaube, es war für alle eine beson­de­re Erfah­rung und viele hätten gerne noch lange weiter­dis­ku­tiert.“ Die festge­hal­te­nen Gedan­ken zeugen von einem hohen kreati­ven und visio­nä­ren Poten­zi­al der mehr als 60 Teilneh­mer: „Solche Ideen entste­hen nur im Dialog, im Austausch, gemein­sam. So haben sie eine viel höhere Wirkmäch­tig­keit. Und darauf baut letzt­lich der gesam­te Visions­pro­zess auf“, erinnert Yvonne Glienke. 

„Gemein­sam“ bedeu­tet beim Visions­pro­zess auch, dass ein Adviso­ry Board den Weg beglei­ten wird. Darin finden sich Vertre­ter namhaf­ter Medizin­tech­nik-Unter­neh­men, um eine konstruk­ti­ve Evalua­ti­on der Schrit­te zu ermög­li­chen. Ein Mitglied des Boards ist Chris­ti­an O. Erbe, Geschäfts­füh­rer der Erbe Elektro­me­di­zin GmbH in Tübin­gen. Er führt das berühm­te Zitat von Altkanz­ler Helmut Schmidt ins Feld: „Wer Visio­nen hat, sollte zum Arzt gehen“. Und genau das werde getan. „Denn die Ärzte sind sowohl unsere Kunden wie auch unsere Forschungs- und Koope­ra­ti­ons­part­ner, wenn es um die Reali­sie­rung unserer Visio­nen geht“, sagt Chris­ti­an O. Erbe „Visio­nen und Ideen haben wir viele. Eher zu viele. Deshalb ist es notwen­dig, diese Kreati­vi­tät in strate­gi­sche Bahnen zu lenken. Und hierfür benöti­gen wir einen Visionsprozess.“

Das nächs­te Treffen der Arbeits­grup­pen finden im Juni statt. Dann werden weite­re Megatrends in den Blick genom­men. Die gesam­mel­ten Erkennt­nis­se münden Ende des Jahres in konkre­te­re Visions­ele­men­te, die Anfang Dezem­ber bei einer öffent­li­chen Veran­stal­tung vorge­stellt werden.