BERLIN (dpa) — 900 Panzer­fäus­te, 100.000 Handgra­na­ten, 16 Millio­nen Schuss Muniti­on: Die Waffen­lis­te für die Ukrai­ne ist lang. Doch das, was Kiew am dringends­ten fordert, findet sich nicht darauf.

Die Ukrai­ne hat seit Kriegs­be­ginn von Deutsch­land gut 2500 Luftab­wehr­ra­ke­ten, 900 Panzer­fäus­te mit 3000 Schuss Muniti­on, 100 Maschi­nen­ge­weh­re und 15 Bunker­fäus­te mit 50 Raketen erhalten.

Hinzu kommen 100.000 Handgra­na­ten, 2000 Minen, rund 5300 Spreng­la­dun­gen sowie mehr als 16 Millio­nen Schuss Muniti­on verschie­de­ner Kaliber für Handfeu­er­waf­fen vom Sturm­ge­wehr bis zum schwe­ren Maschi­nen­ge­wehr, wie die Deutsche Presse-Agentur aus ukrai­ni­schen Regie­rungs­krei­sen erfuhr. Nicht enthal­ten in der Liste sind schwe­re Waffen wie Panzer oder Artillerie.

Die Bundes­re­gie­rung hatte sich zwei Tage nach dem russi­schen Angriff auf die Ukrai­ne dafür entschie­den, Waffen in das Kriegs­ge­biet zu liefern — ein Tabubruch. Anfangs gab die Bundes­re­gie­rung noch bekannt, welche Waffen sie liefert, seit länge­rer Zeit aber nicht mehr. Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­te können sich nur noch in der Geheim­schutz­stel­le darüber informieren.

Keine Waffen mehr aus Bundeswehrbeständen

Die in den ukrai­ni­schen Regie­rungs­krei­sen genann­ten Waffen sind bereits im Kriegs­ge­biet angekom­men. Auf der Liste stehen auch 1000 Ersatz­tei­le für Maschi­nen­ge­weh­re, 100.000 Spreng­schnü­re und 250.000 Anzünder.

Scholz hatte am Diens­tag das weite­re Vorge­hen bei den Waffen­lie­fe­run­gen erläu­tert. Danach will die Bundes­re­gie­rung keine Waffen mehr aus Bundes­wehr­be­stän­den liefern, weil sie der Meinung ist, dass die Truppe dann nicht mehr ihre Aufga­ben bei der Landes- und Bündnis­ver­tei­di­gung erfül­len kann.

Statt­des­sen will die Bundes­re­gie­rung direk­te Rüstungs­lie­fe­run­gen der Indus­trie an die Ukrai­ne finan­zie­ren. Der Geldtopf dafür soll von 225 Millio­nen auf zwei Milli­ar­den Euro aufge­füllt werden, wie Scholz bereits in der vergan­ge­nen Woche angekün­digt hat. Über einen Ringtausch soll zudem die Liefe­rung von Waffen sowje­ti­scher Bauart aus osteu­ro­päi­schen Nato-Ländern in die Ukrai­ne ermög­licht werden. Dafür sollen einzel­ne Länder Ersatz aus Deutsch­land erhalten.

Andere Bündnis­part­ner, die moder­ne­res Gerät schicken, sollen mit Muniti­on und Ausbil­dung unter­stützt werden. So will sich Deutsch­land beispiels­wei­se an der Liefe­rung schwe­rer Artil­le­rie aus den Nieder­lan­den oder den USA in die Ukrai­ne indirekt beteiligen.