TÜBINGEN (dpa/lsw) — Boris Palmer hat viele Gegner — doch es formie­ren sich auch Unter­stüt­zer, die wollen, dass er OB in Tübin­gen bleibt. Einer von ihnen ist als «singen­de Föhnwel­le» bekannt.

Unter den zahlrei­chen Unter­stüt­zern von Boris Palmer, der zur OB-Wahl in Tübin­gen wegen des Streits mit den Grünen als unabhän­gi­ger Kandi­dat antritt, ist auch Sänger Dieter Thomas Kuhn. Der als «singen­de Föhnwel­le» bekannt gewor­de­ne Tübin­ger Schla­ger­bar­de («Guantan­ame­ra») sagte, Palmer habe viel für die Univer­si­täts­stadt getan und dort viel bewegt. «Im Inneren seiner Seele ist Palmer der Grüns­te aller Grünen», sagte Kuhn der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage.

Leider habe sich Palmer in viele Dinge einge­mischt und sei dabei oft auch missver­stan­den worden, sagte Kuhn. «Ein Rassist ist er nicht.» Palmer sei gerad­li­nig und ehrlich. «Ihm fehlt ein Stück weit Diplo­ma­tie, obwohl die auch verlo­gen sein kann.» Kuhn ist einer von mehr als 1000 Tübin­gern, deren Name auf der Liste einer Wähler­initia­ti­ve steht, die Palmer bei der OB-Wahl unter­stützt. Darin findet sich auch der Gründer des Biotech-Unter­neh­mens Curevac Ingmar Hoerr, Ehren­bür­ger von Tübin­gen, und die frühe­re Bundes­jus­tiz­mi­nis­te­rin Herta Däubler-Gmelin.

Der 49 Jahre alte Palmer ist seit 2007 OB in der Univer­si­täts­stadt. Zur nächs­ten Wahl tritt er nicht für die Grünen, sondern als unabhän­gi­ger Kandi­dat an. Hinter­grund ist ein Streit um einen Ausschluss aus seiner Partei. Knapp ein Jahr nach dem Beschluss für ein Ordnungs­ver­fah­ren wegen Tabubrü­chen und Rassis­mus­vor­wür­fen verstän­dig­ten sich die Südwest-Grünen und der 49-Jähri­ge auf einen Kompro­miss. Danach lässt Palmer seine Mitglied­schaft bei den Grünen bis Ende 2023 ruhen. Die Grünen wollen im kommen­den Jahr mit ihm Gesprä­che führen, wie er «zukünf­tig kontro­ver­se inner­par­tei­li­che Meinun­gen äußern könnte unter Beach­tung der Grund­sät­ze und Ordnung der Partei».