TIGNES (dpa) — Tadej Pogacar hat in den Alpen seine Vormacht­stel­lung bei der Tour de France demons­triert. Die Etappen­sie­ge feier­ten aber jeweils Ausreißer.

Tadej Pogacar spielt bei der Tour de France nach Belie­ben mit der Konkur­renz, Emanu­el Buchmann bleibt nur noch die Etappen­jagd und Primoz Roglic ist schon auf dem Weg nach Hause. Das völlig verreg­ne­te Alpen-Wochen­en­de hat fast das gesam­te Peloton ans Limit geführt.

Nur Titel­ver­tei­di­ger Pogacar raste erst mit einer atembe­rau­ben­den Solo-Show ins Gelbe Trikot, leiste­te sich dann am Sonntag sogar eine Bummel­fahrt und wirkte vor dem ersten Ruhetag schlicht unantastbar.

«Ich habe die Tour nicht gekillt, es ist noch ein langer Weg», gab Pogacar brav zu Proto­koll. Vermut­lich musste er sich dabei ein Grinsen verknei­fen. Denn der Slowe­ne überließ den Tages­sieg in Le Grand-Bornand dem Belgi­er Dylan Teuns, bei der Bergan­kunft in Tignes siegte Ben O’Con­nor, aber in der Gesamt­wer­tung ist Pogacar längst enteilt.

Buchmann schon deutlich abgeschlagen

Auf dem Papier mögen die 2:01 Minuten Vorsprung vor dem zweit­plat­zier­ten O’Con­nor gering ausse­hen, doch der Austra­li­er machte mit Pogacars Gnaden bei seinem Solo-Sieg knapp sechs Minuten gut und liegt eher zufäl­lig auf einem Podiums­platz. Buchmann liegt über eine halbe Stunde zurück und wird in den Pyrenä­en sicher­lich Freihei­ten vom Pogacar-Team einge­räumt bekommen.

Zwar schal­te­te Pogacar am Sonntag auf dem Weg ins 2107 Meter hoch gelege­ne Skire­sort Tignes in den Verwal­tungs­mo­dus und konter­te ledig­lich Angrif­fe. Doch tags zuvor hatte der Vorjah­res­sie­ger die chancen­lo­se Konkur­renz im strömen­den Regen komplett demora­li­siert. Gut 30 Kilome­ter vor dem Ziel war Pogacar am vorletz­ten Berg angetre­ten, da war Buchmann an «einem schlech­ten Tag» schon lange nicht mehr in der Favori­ten-Gruppe dabei. Da zunächst der Ecuado­ria­ner Richard Carapaz noch folgen konnte, forcier­te der Jungstar das Tempo noch einmal, als wäre es das Leich­tes­te auf der Welt. «Er ist auf einem anderen Level als alle anderen», gab Sir Dave Brails­ford, Chef des erfolgs­ver­wöhn­ten briti­schen Ineos-Teams, unumwun­den zu.

Roglic steigt aus

Die geschock­te Konkur­renz wird sich neue Ziele stecken müssen. Das Team Bora-hansg­ro­he hofft mit Wilco Kelder­man weiter aufs Podium, Buchmann will eine Etappe gewin­nen. Der Vorjah­res­zwei­te Roglic beschloss unter­des­sen am Sonntag kurz vor dem Start der neunten Etappe, sich den Rest der Tour nicht mehr anzutun. Unter großen Schmer­zen aufgrund seines Sturzes auf der dritten Etappe gab der Slowe­ne das Rennen auf.

«Es hat einfach keinen Sinn mehr gehabt. Ich habe es versucht, aber die Schmer­zen waren einfach zu groß», sagte 31-Jähri­ge. Bereits am Samstag war Roglic als Dritt­letz­ter mit über 35 Minuten Rückstand ins Ziel gerollt. Aller­dings in bester Gesell­schaft, denn nur einen Platz vor dem Vuelta-Champi­on lag der frühe­re Tour-Sieger Geraint Thomas. Der ebenfalls von Sturz­ver­let­zun­gen gezeich­ne­te Waliser kämpft sich aber weiter durch die Tour.

Van der Poel denkt an Olympia

Das wollte Mathieu van der Poel mit Blick auf die Olympi­schen Spiele nicht tun. Der Nieder­län­der, der bis zum Samstag sechs Tage lang das Gelbe Trikot getra­gen hatte, trat nicht zur Etappe nach Tignes an. «Ich bin sehr stolz auf meine Leistun­gen in meiner ersten großen Rundfahrt und will mich nun auf meine anderen Ziele konzen­trie­ren», sagte der Cross-Weltmeis­ter, der in Tokio im Mountain­bike-Rennen starten will.

Die Tour-Fahrer können am Montag durch­schnau­fen. In Tignes steht der erste Ruhetag auf dem Programm. Am Diens­tag setzt das Peloton mit der Etappe von Albert­ville nach Valence seine Fahrt in Richtung Mittel­meer fort.

Von Tom Bachmann und Stefan Tabel­ing, dpa