LONDON (dpa) — Bestes Album, bester Song — und «Artist of the Year»: Adele ist nun die erfolg­reichs­te Künst­le­rin in der Geschich­te der Brit Awards. Derweil speku­lie­ren briti­sche Medien über ihren Beziehungsstatus.

Der kurzfris­ti­ge Besuch in ihrer Heimat­stadt hat sich für Adele gelohnt. Mit drei Preisen krönte sich die Sänge­rin zur «Königin der Brit Awards» und stell­te den anderen Super­star des Abends, Ed Sheeran, in den Schatten.

Gut möglich, dass es demnächst weite­re gute Nachrich­ten von ihr gibt. Weil Adele zur Preis­ver­lei­hung einen auffäl­li­gen Ring trug, speku­lie­ren briti­sche Medien über eine Verlo­bung. Ob sie bei einem Talkshow-Auftritt am Freitag mehr verrät?

Rund drei Wochen nachdem sie in einem Video unter Tränen die Absage ihrer Konzert­rei­he in Las Vegas verkün­de­te, wurde die 33-Jähri­ge auch bei der presti­ge­träch­ti­gen Ehrung in London sehr emotio­nal. Als sie zum Ende der Gala den wichtigs­ten Preis für das «Album des Jahres» entge­gen­nahm, kämpf­te die Sänge­rin mit den Tränen.

«Ich möchte diesen Preis meinem Sohn widmen», sagte Adele. «Und Simon, seinem Vater. Denn dieses Album war unsere gemein­sa­me Reise, nicht nur meine.» Auf «30» verar­bei­tet sie die Trennung von ihrem Ex-Mann Simon Konecki. Unter anderem die Single «I Drink Wine», die sie unter großem Jubel in der Londo­ner o2-Arena sang, dreht sich darum. «Ich bin sehr stolz auf mich und darauf, dass ich dabei geblie­ben bin und ein Album über etwas so Persön­li­ches gemacht habe.»

Mit den Auszeich­nun­gen als «Artist of the Year» und für die Single des Jahres («Easy On Me») kann sich Adele nun insge­samt zwölf Brit Awards ins Regal stellen. Damit ist sie die erfolg­reichs­te Künst­le­rin in der Geschich­te der «Brits», die 1977 anläss­lich des Silber­nen Thron­ju­bi­lä­ums von Königin Elisa­beth II. erstmals verge­ben wurden.

Sheeran ging hinge­gen leer aus — in allen vier Katego­rien, in denen der Sänger nominiert war, hatte er gegen Adele das Nachse­hen. Einzig den bereits vorab festste­hen­den Songwri­ter-Preis nahm er mit nach Hause. Das lag vor allem am neuen Modus: Erstmals gab es keine getrenn­ten Brit-Auszeich­nun­gen für männli­che und weibli­che Künst­ler, sondern nur die geschlechts­neu­tra­le Rubrik «Artist Of The Year». «Dass es nur noch eine Katego­rie gibt, fanden alle gut, bis die Männer festge­stellt haben, dass sie gegen Adele antre­ten müssen», bemerk­te Modera­tor Mo Gilligan süffisant.

Die Siege­rin des Abends wirkte trotz ihres Erfolgs nicht zufrie­den mit der Änderung. «Ich weiß, warum es geändert wurde, aber ich liebe es, eine Frau zu sein», kommen­tier­te Adele. «Ich bin wirklich gern eine weibli­che Künstlerin.»

Die Entschei­dung der Veran­stal­ter, nur noch geschlechts­neu­tra­le Katego­rien zu verge­ben, war heftig umstrit­ten. Die Begrün­dung: Der Preis solle sich ausschließ­lich auf die Musik und das Werk der Ausge­zeich­ne­ten bezie­hen, und nicht darauf, wie sie sich identi­fi­zier­ten. Die Show solle damit «so inklu­siv und relevant wie möglich» sein. Dem stimm­ten nicht alle zu, selbst die konser­va­ti­ve Regie­rung misch­te sich ein. Kultur­mi­nis­te­rin Nadine Dorries nannte die Entschei­dung damals «traurig». Es bestehe die Gefahr, dass Frauen nicht «fair reprä­sen­tiert» werden könnten.

Nun hat Adele die Anhän­ge­rin von Premier­mi­nis­ter Boris Johnson Lügen gestraft. Und nicht nur sie. Frauen gaben den Ton an. Die Londo­ner Rappe­rin Little Simz, die einen spekta­ku­lä­ren Auftritt hinleg­te, wurde als «Newco­mer des Jahres» geehrt, Popstar Dua Lipa in der Katego­rie «Pop/R&B» und Sänge­rin Becky Hill als «Best Dance Act». Als «Inter­na­tio­nal Artist Of The Year» wurde Billie Eilish ausgezeichnet.

Doch Adele stahl allen die Show. Der Hype um die Sänge­rin mit dem deutli­chen Ostlon­do­ner Cockney-Dialekt hat neue Höhen erreicht. Sie versteht das Spiel mit den Medien. In einem langen «Vogue»-Porträt zeigte sie sich nahbar, verletz­lich, deute­te tiefe Einbli­cke an — und behielt doch die Kontrolle.

Mit Spannung wird nun ihr Auftritt in der belieb­ten «Graham Norton Show» am Freitag erwar­tet — und ob sie sich dort zu einer mögli­chen Verlo­bung mit ihrem Lebens­ge­fähr­ten, dem US-Sport­agen­ten Richard Paul, äußert. Modera­tor Norton schreckt vor direk­ten Fragen nämlich nicht zurück.

Längst ist Adele, die mittler­wei­le in Kalifor­ni­en lebt, eine briti­sche Ikone. Als einzi­ge Solokünst­ler-Persön­lich­keit hat sie nun drei Mal den Titel fürs «Album des Jahres» gewon­nen — nur die Bands Coldplay und Arctic Monkeys haben die gleiche Anzahl erreicht.

Obwohl er weitge­hend leer ausging, zeigte sich Ed Sheeran zufrie­den. In seiner Dankes­re­de würdig­te der 30-Jähri­ge vor allem die Unter­stüt­zung seiner Ehefrau Cherry Seaborn. Er war für alle drei Preise, die Adele mitnahm, nominiert — und hätte ziemlich sicher den abgeschaff­ten Preis als bester männli­cher Künst­ler bekom­men. Mit «Bad Habits» und auch dem Gemein­schafts­hit «Merry Christ­mas» mit Elton John war Sheeran 2021 kaum zu überhören.

Auch der als «Artist of the Year» unter­le­ge­ne Sam Fender («Seven­teen Going Under») gewann einen Brit — in der Sparte «Alternative/Rock». Das Duo Silk Sonic aus Bruno Mars und Ander­son Paak wurde zur «Besten Inter­na­tio­na­len Gruppe» gekürt und stach damit Abba aus. Die Schwe­den waren 45 Jahre nach ihrer letzten Nominie­rung wieder im Rennen.

Von Philip Dethlefs und Benedikt von Imhoff, dpa