BERLIN (dpa) –Mit steigen­den Tempe­ra­tu­ren sinken die Corona-Infek­ti­ons­zah­len. Doch auch im Sommer dürfte die Pande­mie nicht einfach vorbei sein, warnt Virolo­ge Drosten. Und empfiehlt weiter Schutzmaßnahmen.

In Deutsch­land entspannt sich das Infek­ti­ons­ge­sche­hen – der Virolo­ge Chris­ti­an Drosten geht aber nicht von einem Sommer gänzlich frei von Corona-Sorgen aus.

Zum einen sei der jetzi­ge Impffort­schritt nicht ausrei­chend, zum anderen sei die Infek­ti­ons­tä­tig­keit durch die Omikron-Varian­te weiter hoch, sagte der Wissen­schaft­ler von der Berli­ner Chari­té im Podcast «Corona­vi­rus-Update» bei NDR-Info. «Deshalb gehe ich davon aus, dass es keinen infek­ti­ons­frei­en Sommer geben wird.»

Corona und Jahreszeiten

Drosten gab zu beden­ken, dass beispiels­wei­se in Südafri­ka die Omikron-Welle mitten im Hochsom­mer steil gestie­gen sei. Er gehe im Sommer in Deutsch­land zwar nicht davon aus, dass man eine «ungebän­dig­te» Welle sehen werde, aber «man wird sich auch im Sommer mit diesem Omikron-Virus anste­cken können». Entspre­chend halte er es auch im Sommer für ratsam, weiter in Innen­räu­men Masken zu tragen. Beson­ders das Tragen von FFP2-Masken in Innen­räu­men sei auf lange Sicht «die effizi­en­tes­te Maßnah­me überhaupt».

Mit Blick auf im weite­ren Jahres­ver­lauf wieder sinken­de Tempe­ra­tu­ren äußer­te Drosten die Einschät­zung, es werde auch wieder zu einer Winter­wel­le kommen. Diese werde zwar nach seiner Hoffnung nicht mit einer schwe­ren Krank­heits­last in der Bevöl­ke­rung einher­ge­hen, die Gefahr von Arbeits­aus­fäl­len im großen Stil werde es aber weiter geben. «Die Pande­mie ist nicht nur vorbei, wenn durch die Impfung die Krank­heits­schwe­re abgeschnit­ten ist, sondern wenn durch bestimm­te Modifi­ka­tio­nen in der Bevöl­ke­rung auch diese hohe Übertrag­bar­keit beendet ist», mahnte er.

Omikron-Subtyp BA.2

Ein Unsicher­heits­fak­tor für die Entwick­lung bleibe der wohl noch leich­ter übertrag­ba­re und sich immer weiter ausbrei­ten­de Omikron-Subtyp BA.2, erklär­te Drosten. In seinem aktuells­ten Wochen­be­richt weist das Robert Koch-Insti­tut (RKI) den Anteil in einer Stich­pro­be positi­ver Befun­de mit etwa 24 Prozent aus.

Drosten sagte, aus bishe­ri­gen Studi­en­da­ten aus mehre­ren Ländern lasse sich zunächst nicht sicher ablei­ten, ob BA.2 zu schwe­re­ren Krank­heits­ver­läu­fen führe. Die Daten hätten noch sehr vorläu­fi­gen Charak­ter. Aller­dings hoffe er auf Erkennt­nis­se aus Hongkong, wo viele Ältere sehr zöger­lich mit der Impfung gewesen seien und sich unter Omikron in dieser Gruppe nun eine schwe­re Krank­heits­last zeige.

Trotz der bereits erfol­gen­den Anpas­sung der Impfstof­fe auf Omikron bekräf­tig­te Drosten seinen Appell, sich zunächst mit den schon vorhan­de­nen Impfstof­fen impfen und boostern zu lassen. Eine US-Studie mit Makaken habe etwa gezeigt, dass die Booster-Wirkung einer dritten Impfung mit dem Moder­na-Vakzin gegen Omikron gleich gut wie die mit einem für Omikron angepass­ten Impfstoff sei. Zwar ließen sich daraus für Menschen noch keine konkre­ten Schlüs­se ziehen. Drosten riet aber klar: «Man soll nicht warten, man soll die dritte Dosis ruhig mit dem alten Impfstoff nehmen. Auffri­schen kann man immer noch.»