Die Bundes­re­gie­rung hat einge­räumt, dass Dutzen­de von ehema­li­gen Ortskräf­ten und anderen gefähr­de­ten Menschen, die noch aus Afgha­ni­stan evaku­iert werden sollten, inzwi­schen ums Leben gekom­men sind. Das geht aus der Antwort der Bundes­re­gie­rung auf eine Anfra­ge der Linken-Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­ten Clara Bünger hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zunächst hatte der «Spiegel» darüber berichtet.

In den Zustän­dig­kei­ten der Minis­te­ri­en wurden unter­schied­li­che Zahlen an Todes­fäl­len von Menschen mit Aufnah­me­zu­sa­ge bekannt, darun­ter sechs beim Auswär­ti­gen Amt und 25 beim Vertei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um. Von diesen 25 ehema­li­gen Ortskräf­ten erlit­ten zwölf einen «natür­li­chen Tod» oder hatten einen Unfall, sechs kamen gewalt­sam ums Leben. Aller­dings gebe es bei keinem davon einen Hinweis darauf, dass sie wegen ihrer Tätig­keit für das deutsche Einsatz­kon­tin­gent getötet wurden. In anderen Fällen war die Todes­ur­sa­che unklar, hieß es.

Zehntau­sen­de Zusagen gegeben

Insge­samt habe die Bundes­re­gie­rung in den vergan­ge­nen 15 Monaten mehr als 36.000 Aufnah­men für ehema­li­ge afgha­ni­sche Ortskräf­te und weite­re beson­ders gefähr­de­te Afgha­nin­nen und Afgha­nen jeweils einschließ­lich ihrer berech­tig­ten Famili­en­an­ge­hö­ri­gen zugesagt. Mehr als zwei Drittel der Menschen, die eine Zusage für Deutsch­land erhal­ten haben, konnten demnach inzwi­schen aus Afgha­ni­stan ausrei­sen — meist über Pakistan. Als proble­ma­tisch bei den Verblie­be­nen erweist sich unterem anderem, dass die Taliban einen Reise­pass verlan­gen, den aber nicht alle Ausrei­se­wil­li­gen besitzen.

Die Linken-Abgeord­ne­te Bünger nennt die Bilanz ein «Desas­ter». Die alte Regie­rung habe sträf­lich dabei versagt, gefähr­de­te Menschen recht­zei­tig aus Afgha­ni­stan heraus­zu­ho­len, sagte sie dem «Spiegel». «Und die neue Regie­rung hat es nicht einmal geschafft, wenigs­tens dieje­ni­gen in Sicher­heit zu bringen, die eine Aufnah­me­zu­sa­ge erhal­ten haben.»

Die Bundes­wehr war Ende Juni 2021 nach fast 20 Jahren aus Afgha­ni­stan abgezo­gen. Die Taliban hatten Mitte August 2021 ohne größe­re Gegen­wehr der afgha­ni­schen Streit­kräf­te in der Haupt­stadt Kabul die Macht übernom­men. Seit Juli beschäf­tigt sich auch ein Unter­su­chungs­aus­schuss des Bundes­ta­ges mit den damali­gen Vorgän­gen. Dabei geht es auch um das Schick­sal der Ortskräf­te, die immer noch auf die Ausrei­se nach Deutsch­land warten.