HOUSTON (dpa) — Lange Rausche­bär­te, Hüte mit breiter Krempe — so kennt man ZZ Top. Bassist Dusty Hill stand über 50 Jahre lang bei der Kultband am Bass. Zuletzt musste er sich erstmals vertre­ten lassen.

Dusty Hill, eines der bärti­gen Mitglie­der der Rockband ZZ Top, ist tot.

«Wir sind traurig über die heuti­ge Nachricht, dass unser Kumpel Dusty Hill zu Hause in Houston, Texas, im Schlaf gestor­ben ist», teilten die weite­ren Mitglie­der der Gruppe, Billy Gibbons und Frank Beard, auf der Websei­te der Band mit. Hill wurde 72 Jahre alt. «Zusam­men mit Legio­nen von ZZ Top-Fans auf der ganzen Welt werden wir Deine stand­haf­te Präsenz, Deine Gutmü­tig­keit und Dein dauer­haf­tes Engage­ment vermis­sen», hieß es.

Nähere Infor­ma­tio­nen zur Todes­ur­sa­che gab es zunächst nicht. Das Magazin «Varie­ty» berich­te­te aber, dass Gibbons und Beard in den vergan­ge­nen Wochen zum ersten Mal in einem halben Jahrhun­dert Bandge­schich­te ohne Hill aufge­tre­ten waren. Demzu­fol­ge war Hill offizi­ell wegen einer Behand­lung an der Hüfte ausge­fal­len und wurde durch Elwood Francis ersetzt.

Trauer unter Musikkollegen
Die Rockwelt reagier­te erschüt­tert: «Meine Gedan­ken sind bei Billy Gibbons und Frank Beard und allen ZZ Top-Fans auf der ganzen Welt», schrieb Musiker Ozzy Osbourne. Kiss-Front­mann Paul Stanley nannte Hill eine Ikone und einen Gentle­man. Und Micha­el Peter Balzary (Flea), Bassist der Red Hot Chili Peppers, sagte: «Ich liebe Dusty Hill. Ein wahrer Rocker.»

ZZ Top wurden im Sommer 1969 in Houston/Texas gegrün­det. Zum 50-jähri­gen Bestehen der Altmeis­ter des Blues­rock im Jahr 2019 gehör­ten Hills und Gibbons lange Bärte längst zu den Marken­zei­chen der Musiker — genau­so wie die markan­ten Gitar­ren­riffs der Band. «Manche Leute tragen falsche Bärte zur Tarnung, das konnten wir leider nicht», hatte Hill einmal im Inter­view gescherzt. «Wo ich hinging, zog ich sofort eine Menschen­men­ge an.»

Der kommer­zi­el­le Durch­bruch gelang 1973 mit «Tres Hombres». Das dritte Studio­al­bum gilt heute als Klassi­ker. Sechs Alben veröf­fent­lich­ten Gibbons, Hill und Beard allein in den 70ern. In Deutsch­land gaben sie damals verein­zel­te Auftrit­te, in den USA absol­vier­ten sie von 1976 bis 1977 die riesi­ge «World Wide Texas Tour» mit fast 100 Konzerten.

Der größte Wende­punkt ihrer Karrie­re kam aber in den 80ern, als Gibbons erstmals mit einem damals brand­neu­en Fairlight Synthe­si­zer experi­men­tier­te. Nach ersten elektro­ni­schen Experi­men­ten auf dem nur mäßig erfolg­rei­chen «El Loco» (1981) schaff­ten ZZ Top zwei Jahre später einen Meilen­stein — der aller­dings nicht jedem gefiel.

Mit Synthe­si­zern, Drumcom­pu­tern und Sequen­zern frisch­ten sie ihren Rock-Sound auf, erfan­den sich neu und veröf­fent­lich­ten 1983 das kraft­vol­le und pulsie­ren­de «Elimi­na­tor». Hartge­sot­te­ne Blues-Fans warfen der Gruppe Verrat vor. Doch die Verkaufs­zah­len gaben ihnen Recht. «Elimi­na­tor» ist bis heute das kommer­zi­ell erfolg­reichs­te Album der «Little Ol’ Band From Texas» (die kleine alte Band aus Texas).