BAD SCHUSSENRIED — Keine knacki­ge Kälte, in den Niede­run­gen nur wenig Schnee und selbst auf den Alb- und Allgäu­hö­hen äußerst begrenz­te Winter­sport­mög­lich­kei­ten, richti­ges Winter­wet­ter sieht defini­tiv anders aus. Wieder einmal ein Schmal­spur­win­ter! Dabei hatte er ja eigent­lich recht verhei­ßungs­voll begonnen.

Für die Meteo­ro­lo­gen ging mit dem Febru­ar bereits ganz offizi­ell der Winter zu Ende. Mit einem Durch­schnitts­wert von 2,2°C war er zu mild, wie auch schon seine acht Vorgän­ger. Nimmt man den vom Klima­wan­del gepräg­ten Bezugs­zeit­raum 1991 bis 2020, dann lagen die Tempe­ra­tu­ren zwei Grad über der Norm, im Vergleich zum Mittel­wert der Jahre 1961 bis 1990 sogar um drei Grad, klima­to­lo­gisch gesehen “jede Menge Holz”. 

Maßgeb­lich dazu beigetra­gen hat der Febru­ar, der wie der gesam­te Winter, der fünft­mil­des­te seit Messbe­ginn der Wetter­war­te Süd vor 55 Jahren war. An der Zentra­le in Bad Schus­sen­ried wurden vom 1. Dezem­ber bis zum 28. Febru­ar ledig­lich 59 Frost­ta­ge (30-jähri­ger Mittel­wert: 74,3 Tage), äußerst beschei­de­ne drei Eista­ge mit Dauer­frost (33,1 Tage), nur 20 Tage mit einer Schnee­de­cke (51,1 Tage) und kein einzi­ger Tag mit unter minus zehn Grad regis­triert, Tage, die für die Boden­be­schaf­fen­heit und für die natür­li­che Schäd­lings­be­kämp­fung von Bedeu­tung sind.

Die wärms­te Periode des gesam­ten Winters wurde um den Jahres­wech­sel verzeich­net. Sowohl an Silves­ter als auch am Neujahrs­tag gab es Rekord­wer­te um die 15 Grad oder darüber und damit Tempe­ra­tur­ver­hält­nis­se wie sonst erst Mitte April. Die Sonnen­schein­dau­er lag deutlich über dem Soll: ansehn­li­che 208 Stunden und damit rund 50 Stunden mehr als nach der langjäh­ri­gen Statis­tik zu erwar­ten wäre.
Der Winter war überwie­gend von Tiefdruck­ge­bie­ten geprägt, vor allem der Febru­ar, in dem gleich mehre­re Sturm­tiefs für ordent­li­che Windbö­en und turbu­len­tes Wetter­ge­sche­hen sorgten, im Vergleich zu Norddeutsch­land aller­dings nur in stark abgeschwäch­ter Form. Die Schäden hielten sich hierzu­lan­de in Grenzen.

Trotz der regen Tiefdruck­tä­tig­keit verbuch­ten die aller­meis­ten der 250 Wetter- und Nieder­schlags­sta­tio­nen im Messnetz der Wetter­war­te Süd einen zu trocke­nen Winter. Beson­ders auffäl­lig ist jedoch die Schnee­ar­mut. Selbst im früher einmal schnee­si­che­ren Isny und auf den Albhö­hen war das Winter­sport­ver­gnü­gen auf wenige Tage beschränkt und die Schlitt­schuh­läu­fer kamen ohnehin nicht auf ihre Kosten, zumin­dest mal nicht auf den meist eisfrei­en Tümpeln und Seen der Region. 

Ein derart milder Winter ist nicht unbedingt ein gutes Omen für den bevor­ste­hen­den Frühling, weil dann nicht selten verspä­te­te Kälte­rück­fäl­le die aufkei­men­den Frühlings­ge­füh­le auf Eis legen. Aber warten wir ab! Das Wetter macht eh was es will, in Zeiten des Klima­wan­dels ohnehin.