BERLIN (dpa) — Mehre­re Bundes­län­der haben sie bereits, nun will der Bund nachle­gen und einheit­li­che Erleich­te­run­gen für Geimpf­te und Genese­ne auf den Weg bringen.

Vollstän­dig Geimpf­te und von Covid-19 Genese­ne können sich wohl schon bald auf bundes­wei­te Erleich­te­run­gen in der Corona-Pande­mie freuen.

Vizekanz­ler Olaf Scholz (SPD) kündig­te am Sonntag­abend in der ARD-Sendung «Bericht aus Berlin» an, er halte es für realis­tisch, dass die entspre­chen­de geplan­te Verord­nung am Mittwoch ins Kabinett komme und Ende der Woche die Zustim­mung von Bundes­tag und Bundes­rat erhal­ten könne. «Wir haben den Ehrgeiz, dass wir diese Zustim­mung bekom­men und für die Rechte der Bürge­rin­nen und Bürger wäre das auch richtig.» An diesem Montag kommt das Corona-Kabinett mit Kanzle­rin Angela Merkel (CDU) und mehre­ren Minis­tern zusam­men. Die nächs­te Bundes­rats­sit­zung ist Freitag.

Justiz­mi­nis­te­rin Chris­ti­ne Lambrecht (SPD) hatte zuvor einen Entwurf vorge­legt, über den sich die Bundes­re­gie­rung bis «Anfang der Woche» intern habe abstim­men wollen. Vollstän­dig Geimpf­ten und Genese­nen solle es demnach bundes­weit künftig wieder möglich sein, «ohne vorhe­ri­ge Testung zum Beispiel Laden­ge­schäf­te zu betre­ten, Zoos und botani­sche Gärten zu besuchen oder die Dienst­leis­tun­gen von Friseu­ren und Fußpfle­gern in Anspruch zu nehmen». Zudem sollen sie sich nicht an die lokal gelten­den Ausgangs­be­schrän­kun­gen halten müssen. Masken­pflicht an manchen Orten und Abstands­ge­bo­te sollen aber für alle weiter gelten.

Auch Saarlands Minis­ter­prä­si­dent Tobias Hans dringt auf eine schnel­le Einigung. «Die weitge­hen­den Grund­rechts­ein­schrän­kun­gen dürfen kein Dauer­zu­stand werden», sagte der CDU-Politi­ker den Zeitun­gen der Funke Medien­grup­pe (Montag). Es sei gut, dass «jetzt auch Bundes-Pläne auf dem Tisch liegen». Diese sollten in dieser Woche in Bundes­tag und Bundes­rat verab­schie­det werden. Neben dem Saarland hatten bereits mehre­re Bundes­län­der wie Rhein­land-Pfalz, Hessen, Bayern und Nordrhein-Westfa­len vorab ihre Verord­nun­gen angepasst und Geimpf­ten sowie Genese­nen mehr Freihei­ten in der Corona-Pande­mie zurückgegeben.

Der Städte- und Gemein­de­bund forder­te derweil angesichts der zuletzt rückläu­fi­gen Zahl der Corona-Neuin­fek­tio­nen von der Bundes­re­gie­rung einen langfris­ti­gen Öffnungs­plan. «Nach über einem Jahr Pande­mie ist das Motto «Wir fahren auf Sicht» kaum noch vermit­tel­bar. Langfris­ti­ge Perspek­ti­ven — wenn auch unter Vorbe­halt sinken­der Infek­ti­ons­zah­len — sollten jetzt auf den Weg gebracht werden», sagte Haupt­ge­schäfts­füh­rer Gerd Lands­berg der «Rheini­schen Post» (Montag). Bei mögli­chen Erleich­te­run­gen für vollstän­dig Geimpf­te sei eine langfris­ti­ge Planung versäumt worden. Die Politik stehe deshalb nun unter enormem Zeitdruck.

Der Präsi­dent der Deutschen Inter­dis­zi­pli­nä­ren Verei­ni­gung für Inten­siv- und Notfall­me­di­zin (Divi) geht davon aus, dass sich die zuletzt rückläu­fi­gen Neuin­fek­ti­ons­zah­len auch in Kürze auf den Inten­siv­sta­tio­nen wider­spie­geln werden. «Auf den Inten­siv­sta­tio­nen werden wir dieses rückläu­fi­ge Infek­ti­ons­ge­sche­hen in einer Woche sehen können, davon sind wir überzeugt», sagte Gernot Marx der «Rheini­schen Post» (Montag). Die positi­ve Entwick­lung der Kennzah­len hängen nach seiner Ansicht unmit­tel­bar mit den Maßnah­men der Bundes-Notbrem­se sowie dem deutli­chen Fortschritt beim Impfen zusammen.

Von Entspan­nung auf den Inten­siv­sta­tio­nen könne aber weite­rin keine Rede sein. «Alle Menschen, die auf den Statio­nen arbei­ten, sind weiter­hin maximal gefor­dert», sagte Marx. Zuletzt hatten sich Exper­ten mit Blick auf das Infek­ti­ons­ge­sche­hen in Deutsch­land vorsich­tig optimis­tisch gezeigt.