KARLSRUHE (dpa/lsw) — Einzel­händ­ler im Südwes­ten fühlen sich gegen­über großen Online­händ­lern benach­tei­ligt und behin­dert. «Viele haben verstärkt den Eindruck, dass statio­nä­ren Händlern, die unver­zicht­ba­re Arbeit­ge­ber, Ausbil­der und Steuer­zah­ler sind, mehr bürokra­ti­sche und steuer­li­che Hürden in den Weg gelegt werden als großen Online­kon­zer­nen», sagte die Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin des Handels­ver­ban­des Baden-Württem­berg, Sabine Hagmann.

Als Beispiel nannte sie die Ablöse für Stell­plät­ze. Diese Abgabe müssten Händler zahlen, auch wenn es keine Fläche für Parkplät­ze gebe — während die Liefer­wa­gen der Paket­bo­ten überall in den Städten unter­wegs seien. Auch die Gewer­be­steu­er, die statio­nä­re Händler auf die Miete zahlen müssen, sei unfair. Insge­samt hätten die Pande­mie und die damit verbun­de­nen Schlie­ßun­gen den Handel wie auch die Innen­städ­te stark geschwächt, während der Online­han­del beschleu­nigt worden sei.

Hagmann forder­te ein großes Inves­ti­ti­ons­pro­gramm für den Einzel­han­del. Gleich­zei­tig benötig­ten auch die Innen­städ­te enorme Inves­ti­tio­nen. Die fünf Millio­nen Euro, die das Land dafür zur Verfü­gung stelle, seien viel zu wenig. «Zum Vergleich: Hessen stemmt in der gleichen Zeit 40 Millio­nen Euro allein für die Innen­städ­te, NRW im ersten Schritt 70 Millio­nen», sagte sie. «Die 5 Millio­nen hier im Südwes­ten klingen dagegen, als hätte Baden-Württem­berg nicht wirklich dassel­be Problem — dem ist aber nicht so.»

Das Wirtschafts­mi­nis­te­ri­um hatte das Förder­pro­gramm Ende Septem­ber verkün­det. Alle Städte und Gemein­den können sich unabhän­gig von der Einwoh­ner­zahl bewer­ben, um beispiels­wei­se einen Zuschuss für Veran­stal­tun­gen zu bekom­men. Auch ein Programm für Innen­stadt­be­ra­ter wurde aufge­legt, die Städten bestimm­ter Größe bei der Entwick­lung ihrer Zentren zur Seite stehen sollen.