Corona-Risiko­ge­biet heißt nicht gleich Grenz­schlie­ßung. Kretsch­mann und Kolle­gen beruhi­gen. Elsäs­ser decken sich dennoch in Baden ein. Und im Südwes­ten ist ein Artikel wieder gefragt: Toilettenpapier.

An keiner der Außen­gren­zen zu Frank­reich, Luxem­burg und Belgi­en könne das tägli­che Leben, Arbei­ten und Studie­ren durch einen komplet­ten Lockdown lahmge­legt werden, beton­ten Minis­ter­prä­si­den­tin Malu Dreyer (SPD, Rhein­land-Pfalz), Minis­ter­prä­si­dent Tobias Hans (CDU, Saarland) und Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann (Grüne, Baden-Württem­berg) am Freitag. Als es im März zu Grenz­schlie­ßun­gen kam, habe es noch keine Testun­gen und Nachver­fol­gun­gen von Infek­ti­ons­ket­ten gegeben. Man setze auf eine grenz­über­schrei­ten­de Pandemiebekämpfung.

Franzö­si­sche Politi­ker und der Kehler Oberbür­ger­meis­ter Toni Vetra­no (CDU) hatten zuvor vor erneu­tem Chaos gewarnt. Neue Grenz­schlie­ßun­gen und eine Rückkehr zu einer ähnli­chen Situa­ti­on wie im Frühjahr müssten vermie­den werden, sagte der franzö­si­sche Vorsit­zen­de der deutsch-franzö­si­schen Parla­men­ta­ri­er-Versamm­lung, Chris­to­phe Arend.

Gerüch­te über Grenz­schlie­ßun­gen hatten am Donners­tag nach Angaben der Stadt Kehl dort für einen «Ausnah­me­zu­stand» gesorgt. Es habe meter­lan­ge Schlan­gen vor den Läden und Tabak­ge­schäf­ten gegeben, unzäh­li­ge Autos an Tankstel­len und bis zu 100 Menschen gleich­zei­tig in den lokalen Droge­rie­märk­ten. «Es war so viel los, wie sonst nur an einem franzö­si­schen Feier­tag», berich­te­te eine Spreche­rin. Trotz Niesel­re­gens habe sich ein Meer von Menschen durch die Stadt bewegt. Auch am Freitag seien vor allem Droge­rie­märk­te noch gut besucht gewesen. Viele Produk­te sind diesseits des Rheins günsti­ger als in Frankreich.

Auslö­ser für die Hamster­käu­fe seien Medien­be­rich­te gewesen, wonach das Robert Koch-Insti­tut (RKI) die Region Grand Est aufgrund der Entwick­lung der Corona-Lage zum Risiko­ge­biet erklärt. Die Bundes­re­gie­rung hat inzwi­schen von Samstag an fast ganz Frank­reich — darun­ter das an Baden-Württem­berg grenzen­de Elsass — als Corona-Risiko­ge­biet eingestuft.

Eine «erhöh­te Nachfra­ge» nach Toilet­ten­pa­pier und Desin­fek­ti­ons­mit­teln verzeich­net etwa die Droge­rie­markt-Kette dm in Kehl. Eine Spreche­rin beton­te aber: «Die Produk­te sind verfüg­bar, auf eine erhöh­te Nachfra­ge sind wir eingestellt.»

Angesichts steigen­der Corona-Zahlen sorgen offen­bar auch schon manche Baden-Württem­ber­ger vor: So sei seit Samstag mehr Toilet­ten­pa­pier gekauft worden, berich­te­te Sabine Hagmann, Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin des Handels­ver­ban­des Baden-Württem­berg. Sie beton­te zugleich: «Es gibt gar keinen Grund, zusätz­li­che Vorrä­te anzule­gen. Die Waren­ver­sor­gung ist stabil.» Die Liefer­ket­ten arbei­te­ten problem­los. «Man hat aus der Vergan­gen­heit gelernt.» In den Lagern gebe es «ganz viel Toilet­ten­pa­pier», das müsse man nur ordern. «Wenn jeder nur kauft, was er braucht, gibt es nirgends Engpäs­se», unter­strich sie.