NEW YORK (dpa) — Das höchs­te Gebäu­de der Welt ist das Empire State Building schon lange nicht mehr, aber immer noch gehört es zu den bekann­tes­ten Wolken­krat­zern New Yorks. Jetzt wird es 90 Jahre alt.

Kurz vor einem Kabinetts­tref­fen drück­te der damali­ge US-Präsi­dent Herber Hoover am 1. Mai 1931 um 11.30 Uhr im Weißen Haus noch kurz auf einen Knopf — und schal­te­te damit die Lichter am rund 300 Kilome­ter entfern­ten Empire State Building an. Der damals höchs­te Wolken­krat­zer der Welt war offizi­ell eröffnet.

Mehre­re hundert gelade­ne Gäste ström­ten hinein zur Einwei­hungs­par­ty, tausen­de Schau­lus­ti­ge musste die Polizei zurück­hal­ten, wie die «New York Times» damals berichtete.

Am Samstag (1. Mai) feiert das mitten in Manhat­tan gelege­ne Hochhaus nun seinen 90. Geburts­tag — das höchs­te Gebäu­de der Welt ist das mit Anten­ne inzwi­schen rund 443 Meter hohe Empire State Building aller­dings schon lange nicht mehr. Den Titel verlor es 1972 an das frühe­re World Trade Center, heute sind allei­ne in New York rund ein halbes Dutzend Türme höher. Aber noch immer zählt das Empire State Buildung zu den bekann­tes­ten und belieb­tes­ten Wolken­krat­zern der Stadt, die Betrei­ber sprechen gar von dem «berühm­tes­ten Gebäu­de der Welt».

Gebaut wurde der schlich­te Art-déco-Turm in rasan­tem Tempo: Nachdem das alte Waldorf-Astoria-Hotel an der Ecke Fifth Avenue, 33. Straße abgeris­sen war, wuchs der Bau in nicht einmal 14 Monaten in die Höhe, durch­schnitt­lich mehr als vier Stock­wer­ke pro Woche. Das klapp­te, weil viele Teile vorge­fer­tigt waren und der Einsatz der 3500 Bauar­bei­ter general­stabs­mä­ßig geplant war.

Die Eröff­nung der 102 Stock­wer­ke platz­te dann mitten in die Weltwirt­schafts­kri­se. Das Gebäu­de wurde trotz­dem schnell zur Touris­ten­at­trak­ti­on und zwei Jahre später in dem Erfolgs­film «King Kong und die weiße Frau» zum Holly­wood-Star. 1976 hatten schon 50 Millio­nen Besucher das Gebäu­de und den Panora­ma-Blick über Manhat­tan von seinen beiden Aussichts­platt­for­men bestaunt.

Während der Corona-Pande­mie ließen die Betrei­ber die Lichter an der Spitze des Gebäu­des zeitwei­se wie einen Herzschlag rot pulsie­ren — um so den Menschen zu signa­li­sie­ren, dass die Stadt noch am Leben ist. Das Infek­ti­ons­ge­sche­hen im einsti­gen Epizen­trum New York hat sich inzwi­schen stabi­li­siert, die Impfkam­pa­gne kommt rasch voran — und so arbei­tet sich auch das Empire State Building gerade mühsam aus der Krise heraus. Wievie­le der rund 16 000 Menschen, die einst jeden Tag zur Arbeit ins das Gebäu­de pendel­ten, werden wieder zurück­kom­men? Wann werden wieder vier Millio­nen Touris­ten pro Jahr zu Besuch kommen?

Zudem wuchs schon vor der Pande­mie die Konkur­renz um Besucher auf den Aussichts­platt­for­men. Zuletzt waren am World Trade Center und im neuen Viertel Hudson Yards spekta­ku­lä­re neue Besucher­ter­ras­sen entstan­den, für dieses Jahr ist eine neue Platt­form auf dem «One Vander­bilt» direkt neben dem Haupt­bahn­hof Grand Central angekündigt.

Aber das «berühm­tes­te Gebäu­de der Welt» sieht sich gerüs­tet. Der Platz­hirsch hatte 2019 zurück­ge­schla­gen und seine Ausstel­lungs­räu­me und zwei Aussichts­platt­for­men für 165 Millio­nen Dollar komplett überholt und renoviert — und sich fit für die Insta­gram-Ära präsen­tiert. Von einem «Muss-Anlauf­ziel», hatte danach die «New York Times» geschrie­ben — «sogar für abgestumpf­te Eingeborene».

Von Chris­ti­na Horsten, dpa