BERLIN (dpa) — Eine Woche bleibt den Partei­en noch, die Wählen­den von sich zu überzeu­gen. Baerbock, Scholz und Laschet treffen zum dritten TV-Triell aufein­an­der und zwei Partei­en holen noch einmal Anlauf.

Eine Woche vor der Bundes­tags­wahl stellen sich die drei Kanzler­kan­di­da­ten von Union, SPD und Grünen am Sonntag ihrem letzten großen Schlag­ab­tausch im Fernsehen.

Für Armin Laschet (CDU) wird bei dem dritten TV-Dreikampf (20.15 Uhr auf ProSie­ben, Sat.1 und Kabel­eins) entschei­dend sein, ob er mit seiner Union zu der in Umfra­gen führen­den SPD und ihrem Kandi­da­ten Olaf Scholz aufho­len kann. Bei Grünen und FDP sollen zudem Partei­ta­ge Schub für die letzte Wahlkampf­wo­che bringen.

In einer Insa-Umfra­ge hat die Union leicht um einen Prozent­punkt auf 21 Prozent zugelegt, liegt aber noch immer fünf Prozent­punk­te hinter der SPD. Die Sozial­de­mo­kra­ten liegen im «Sonntags­trend» für die «Bild am Sonntag» unver­än­dert bei 26 Prozent. Die Grünen mit Kanzler­kan­di­da­tin Annale­na Baerbock verhar­ren bei 15 Prozent. Die FDP büßt einen Punkt ein und liegt bei 12 Prozent. Die AfD steht unver­än­dert bei 11 und die Linke bei 6 Prozent. Die sonsti­gen Partei­en kommen gemein­sam auf 9 Prozent.

SPD hat Nase vorn in Wahlumfragen

Auch bei anderen Umfra­ge­insti­tu­ten hat die SPD derzeit die Nase vorn. Wahlum­fra­gen sind generell immer mit Unsicher­hei­ten behaf­tet. Unter anderem erschwe­ren nachlas­sen­de Partei­b­in­dun­gen und immer kurzfris­ti­ge­re Wahlent­schei­dun­gen den Meinungs­for­schungs­in­sti­tu­ten die Gewich­tung der erhobe­nen Daten. Grund­sätz­lich spiegeln Umfra­gen nur das Meinungs­bild zum Zeitpunkt der Befra­gung wider und sind keine Progno­sen auf den Wahlausgang.

Wieder leicht einge­büßt hat Laschet in der Kanzler­fra­ge — er liegt weiter deutlich hinter Scholz und gleich­auf mit Baerbock. Bei einer Direkt­wahl würden ihn der Insa-Umfra­ge zufol­ge 12 Prozent zum Kanzler wählen, ein Prozent­punkt weniger als in der Vorwo­che. Baerbock käme wie Laschet auf 12 Prozent (minus zwei Punkte), Scholz unver­än­dert auf 31 Prozent.

Grüne und FDP wollen vor dem TV-Triell mit Partei­ta­gen noch einmal für ihre Ziele werben. Zum vierstün­di­gen Partei­tag der Grünen (11.00 Uhr) werden neben Kanzler­kan­di­da­tin Baerbock und Co-Partei­chef Robert Habeck rund 100 Delegier­te sowie Spitzen-Grüne aus mehre­ren Ländern erwar­tet. Der Leitan­trag des Vorstands steht unter der Überschrift «Ein Sozial­pakt für klima­ge­rech­ten Wohlstand».

FDP will die Grünen noch einholen

Auf dem FDP-Partei­tag (11.00 Uhr) will sich Partei­chef Chris­ti­an Linder in einer Rede zum Wahlauf­ruf der Libera­len äußern, der schon Ziele und Kurs in erwar­te­ten Verhand­lun­gen über eine Betei­li­gung an einer Regie­rungs­ko­ali­ti­on bestimmt. Der Wahlauf­ruf soll dann beschlos­sen werden. Die FDP-Spitze hat eine Absage an höhere Steuern und ein Nein zur Aufwei­chung der Schul­den­brem­se zur Bedin­gung für eine Regie­rungs­be­tei­li­gung gemacht. Lindner äußer­te die Hoffnung, die Grünen noch einho­len zu können. Für die Gesprä­che über Koali­tio­nen wäre es ein Vorteil, «wenn Gelb und Grün gleich­auf sind», sagte er der «Bild am Sonntag.

Unions­kanz­ler­kan­di­dat Laschet hatte sich am Samstag bei Wahlkampf­auf­trit­ten trotz des Rückstands der Union in Umfra­gen zuver­sicht­lich gezeigt. «Das ist eine sehr knappe Wahl, ein sehr knappes Rennen», sagte der CDU-Chef in nordrhein-westfä­li­schen Delbrück-Stein­horst. «Jetzt haben wir noch acht Tage Zeit, und wir spüren alle, da bewegt sich was», sagte Laschet.

Bundes­tags­prä­si­dent Wolfgang Schäub­le sieht für die Entschei­dung von Kanzle­rin Angela Merkel, 2018 den CDU-Vorsitz abzuge­ben, einen Grund für das «enge Rennen» zwischen Union und SPD. Für ihn gehör­ten Partei­vor­sitz und Kanzler­amt in eine Hand, sagte Schäub­le dem «Tages­spie­gel» (Sonntag). «Das war jetzt über fast drei Jahre nicht der Fall, und deshalb gibt es auch keinen Amtsbo­nus. Im Gegen­teil», sagte der CDU-Politi­ker. Laschet stehe neben der langjäh­ri­gen erfolg­rei­chen Kanzle­rin und könne im Wahlkampf weder sagen, «wir machen alles neu», noch «wir machen einfach weiter so». Dies sei nach 16 Jahren Kanzler­schaft von Merkel «ein Problem» für seine Partei.

CSU-Landes­grup­pen­chef Alexan­der Dobrindt sagte dem «Spiegel», Maßstab für die Union könne nur sein, als Erster durchs Ziel zu gehen. «Wir können nicht zufrie­den sein, wenn wir unter 30 Prozent landen.» Aktuell müsse man wohl bereit sein, «auch ein schwä­che­res Ergeb­nis zu akzep­tie­ren». Er beton­te zugleich, die stärks­te Frakti­on habe den Regie­rungs­auf­trag. «Für eine Regie­rung unter Führung einer zweit­plat­zier­ten Union fehlt mir gerade die Fanta­sie. Aktuell sehen wir aber eine echte Chance, die SPD einzu­ho­len.» Lindner sagte hinge­gen in der «Bild am Sonntag», nach der Verfas­sung zähle nur die Mehrheit im Bundestag.

Scholz war für höheren Mindestlohn

SPD-Kanzler­kan­di­dat Scholz erklär­te einen höheren Mindest­lohn und eine Renten­ga­ran­tie zu Bedin­gun­gen für eine vom ihm geführ­te Koali­ti­on. «Ich verspre­che den Bürgern: Der Mindest­lohn wird mit mir als Kanzler im nächs­ten Jahr auf 12 Euro angeho­ben. Und ich garan­tie­re: Das Renten­ni­veau bleibt stabil und das Renten­ein­tritts­al­ter wird nicht weiter steigen», sagte Scholz der «Bild am Sonntag». Dies werde Bedin­gung für jede Koali­ti­on: «Ohne das wird es nicht gehen! Alle können sich darauf verlas­sen, dass eine von mir geführ­te Regie­rung genau das tut.»

Scholz muss sich weiter mit Durch­su­chun­gen im Finanz­mi­nis­te­ri­um im Zusam­men­hang mit Geldwä­sche-Ermitt­lun­gen ausein­an­der­set­zen. Am Montag tagt dazu der Finanz­aus­schuss des Bundes­ta­ges. Scholz hat mehre­re Wahlkampf­ter­mi­ne in Baden-Württem­berg und will laut Landes-SPD per Telefon­kon­fe­renz an der Sonder­sit­zung des Ausschus­ses teilnehmen.

CDU-General­se­kre­tär Paul Ziemi­ak sagte «Focus online»: «Ich erwar­te, dass Herr Scholz persön­lich im Bundes­tag erscheint, den Abgeord­ne­ten ausführ­lich Rede und Antwort steht und alle Vorwür­fe trans­pa­rent aufklärt.» Den Wahlkampf müsse Scholz für die Sitzung ruhen lassen. Der «Bild am Sonntag» sagte Ziemi­ak, sollte der Minis­ter nicht persön­lich dem Parla­ment Rede und Antwort stehen, wäre das «die nächs­te Entglei­sung». «Dann verschau­kelt er das Parlament.»

Ziemi­ak sagte «Focus online» weiter, es stehe im Raum, dass Scholz Wahlkampf­ter­mi­ne zugesagt habe, als der Termin für die Sonder­sit­zung des Finanz­aus­schus­ses festge­stan­den habe. Ähnlich äußer­te sich Unions­frak­ti­ons­vi­ze Andre­as Jung (CDU). Die SPD in Baden-Württem­berg und im Bund wiesen dies zurück. Die Termi­ne am Montag in Baden-Württem­berg seien seit Monaten geplant und würden bereits seit Wochen etwa mit Plaka­ten angekün­digt, teilte eine Spreche­rin von Scholz mit.