In einem gemein­sa­men Aktions­plan, der am Mittwoch bei den deutsch-spani­schen Regie­rungs­kon­sul­ta­tio­nen in La Coruña beschlos­sen wurde, setzen sich die beiden Länder für die Reali­sie­rung der Leitung namens Midcat zwischen Spani­en und Frank­reich bis 2025 ein. Später soll dadurch auch mit erneu­er­ba­ren Energien produ­zier­ter Wasser­stoff trans­por­tiert werden. Frank­reich stemmt sich bisher aller­dings gegen den Bau.

Bundes­kanz­ler Olaf Scholz (SPD) und der spani­sche Minis­ter­prä­si­dent Pedro Sanchez machten sich auf einer gemein­sa­men Presse­kon­fe­renz gemein­sam für die Reali­sie­rung der Pyrenä­en-Pipeline stark. «Ich werbe ausdrück­lich dafür, dass wir diese Verbin­dung schaf­fen», sagte Scholz vor allem mit Blick auf die Trans­port­mög­lich­keit für Wasserstoff.

Sanchez hatte bereits vor den Konsul­ta­tio­nen in der «Frank­fur­ter Allge­mei­nen Zeitung» betont, dass es bei der Leitung um die europäi­sche Versor­gungs­si­cher­heit gehe. «Das ist keine bilate­ra­le Frage, sondern sie betrifft die gesam­te EU. Angesichts des Krieges in der Ukrai­ne sollten nicht die Inter­es­sen Einzel­ner, sondern das europäi­sche Inter­es­se Vorrang haben.»

Scholz reiste mit seinem halben Kabinett zu den Regie­rungs­kon­sul­ta­tio­nen. In einem neuen Truppen­trans­por­ter der Bundes­wehr beglei­te­ten ihn acht seiner 16 Minis­ter, darun­ter Vizekanz­ler und Wirtschafts­mi­nis­ter Robert Habeck (Grüne), Finanz­mi­nis­ter Chris­ti­an Lindner (FDP) und Außen­mi­nis­te­rin Annale­na Baerbock (Grüne). Zum Auftakt des Treffens wurde Scholz vom spani­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Pedro Sanchez am Hafen von La Coruña mit militä­ri­schen Ehren empfangen.

Erdgas aus Spani­en — aber auch aus Portugal

Der Aktions­plan umfasst fast alle Politik­be­rei­che von Bildung und Forschung über Wirtschaft bis zu Vertei­di­gung und Sicher­heit. Sanchez sprach von einem sehr praxis­ori­en­tier­ten Dokument. Die Bezie­hun­gen beider Länder auf «sehr soliden Funda­men­ten» stünden.

Beson­ders große aktuel­le Bedeu­tung kommt der Passa­ge zur Energie­ko­ope­ra­ti­on zu. Die von Scholz und Sanchez befür­wor­te­te Midcat-Pipeline soll von Barce­lo­na über die Pyrenä­en bis zur Anbin­dung an das franzö­si­sche Netz im südfran­zö­si­schen Barbai­ra führen. In Spani­en ist die Röhre bis Hostal­ric 106 Kilome­ter südlich der Grenze fertig, in Frank­reich fehlen etwa 120 Kilome­ter. Das Projekt war 2017 wegen mangeln­der Wirtschaft­lich­keit abgebro­chen worden.

Das Erdgas, das durch die Röhre Richtung Norden fließen soll, könnten Spani­en und Portu­gal aus verschie­de­nen Quellen bezie­hen, da die beiden Länder zusam­men über insge­samt sieben Flüssig­gas­ter­mi­nals verfü­gen. Zudem gibt es zwei Pipelines zum Gaslie­fe­ran­ten Algeri­en in Nordafrika.

Es sind die ersten deutsch-spani­schen Regie­rungs­kon­sul­ta­tio­nen seit neun Jahren. An solchen Treffen nehmen auf beiden Seiten neben den Regie­rungs­chefs immer mehre­re Minis­ter teil. Die Bundes­re­gie­rung führt solche Konsul­ta­tio­nen regel­mä­ßig mit Partner­län­dern wie zum Beispiel Israel, Indien oder Itali­en durch. Früher – bis zur russi­schen Annexi­on der Krim 2014 – gab es sie auch mit der Regie­rung in Moskau.