Etliche Länder in Europa befin­den sich bereits wieder im Teil-Lockdown — ab heute ist es auch für England so weit. Die Lage in den Kranken­häu­sern spitzt sich bereits wieder deutlich zu.

Anders als in Deutsch­land wird auch der Handel für einen Monat lang zu bleiben — abgese­hen von Super­märk­ten und anderen als notwen­dig einge­stuf­ten Geschäften.

Die Englän­der sollen ihre Wohnun­gen bis zum 2. Dezem­ber nur noch aus trifti­gem Grund verlas­sen — etwa zur Arbeit, zum Sport, zur Erholung oder zur Pflege Angehö­ri­ger. Schott­land, Wales und Nordir­land machen ihre eigenen Regeln zur Virus-Bekämp­fung. Dort fuhr man bereits früher zeitlich begrenzt das öffent­li­che Leben weitge­hend herunter.

In England kam es am Mittwoch­abend zu gewalt­tä­ti­gen Ausein­an­der­set­zun­gen. In Mersey­si­de im Nordwes­ten des Landes­teils wurden Polizis­ten, die ein Treffen von Hunder­ten Menschen auflö­sen wollten, mit Feuer­werks­kör­pern attackiert. Die Feiern­den hätten nicht nur Einsatz­kräf­te bedroht, sondern mit ihrem Verhal­ten auch das Infek­ti­ons­ri­si­ko erhöht, so die Polizei.

In vielen engli­schen Städten, vor allem in der Haupt­stadt London, wurde noch einmal ausgie­big gefei­ert. Menschen­men­gen dräng­ten sich durch Straßen, viele Party­gän­ger waren betrun­ken. «Das ist wie Silves­ter hier», sagte ein Mann. Nach einer Massen­schlä­ge­rei in Südeng­land nahmen die Polizei von Sussex zwei Perso­nen fest.

Die Zahl der Todes­fäl­le von Corona-Infizier­ten stieg in Großbri­tan­ni­en am Mittwoch mit fast 500 Toten inner­halb eines Tages auf den höchs­ten Stand seit Mai. In den vergan­ge­nen zwei Wochen zählte das Land mit seinen rund 68 Millio­nen Einwoh­nern laut EU-Seuchen­be­hör­de ECDC rund 470 Fälle pro 100.000 Menschen.

Für den staat­li­chen Gesund­heits­dienst NHS gilt zudem nun die höchs­te Warnstu­fe. Man steue­re auf eine «ernste Situa­ti­on» zu, sagte NHS-England-Chef Simon Stevens. Im Nordwes­ten des Landes habe im Oktober bereits ein Viertel der geplan­ten Opera­tio­nen wegen Covid-19-Patien­ten verscho­ben werden müssen. Dies werde auch in anderen Regio­nen zuneh­men. Mit aktuell knapp 11.000 Covid-Patien­ten in den engli­schen Kranken­häu­sern sehe man in vielen Regio­nen bereits mehr Menschen in den Kranken­häu­sern als in der ersten Welle im April, sagte Stevens in einem BBC-Inter­view. Die betrof­fen Covid-Patien­ten könnten gebün­delt aktuell bereits 22 Kranken­häu­ser komplett füllen.

20.000 Patien­ten in den Kranken­häu­sern gelten nach Angaben von NHS England als obere Belas­tungs­gren­ze. Diese könne inner­halb weniger Wochen erreicht sein, wenn die Infek­ti­ons­zah­len nicht drastisch sänken, warnen Gesundheitsexperten.

Premier­mi­nis­ter Boris Johnson gestand am Mittwoch im Londo­ner Parla­ment, das über den Teil-Lockdown abstimm­te, Mängel am briti­schen Testsys­tem und bei der Nachver­fol­gung ein. Seine Regie­rung setzt nun große Hoffnun­gen auf Schnell­tests: So soll am Freitag in der beson­ders schwer betrof­fe­nen Stadt Liver­pool ein Pilot­pro­jekt starten, bei dem allen Bürgern Schnell­tests angebo­ten werden sollen.