Berlin (dpa) — Fachleu­te kriti­sie­ren schon länger die massi­ve Auswei­tung von Corona-Tests. Die Kapazi­tä­ten stoßen an ihre Grenzen. Das schafft auch Proble­me bei der Abklä­rung mögli­cher Infektionen.
In der Woche vom 10. bis 16. August hätten die teilneh­men­den Labore einen Rückstau von 17.142 abzuar­bei­ten­den Proben angege­ben, heißt es im aktuel­len «Epide­mio­lo­gi­schen Bulle­tin» des Robert Koch-Insti­tuts (RKI). 41 Labore hätten Liefer­schwie­rig­kei­ten für Reagen­zi­en genannt.

Die Proble­me könnten zu Verzö­ge­run­gen bei der Abklä­rung mögli­cher Sars-CoV-2-Infek­tio­nen führen — und damit auch bei der Einlei­tung von Schutz­maß­nah­men durch die Gesund­heits­äm­ter. «Es erscheint deshalb geboten, den Einsatz der Tests im Hinblick auf den angestreb­ten Erkennt­nis­ge­winn in Abhän­gig­keit freier Testka­pa­zi­tä­ten zu priori­sie­ren», so das RKI.

Die Zahl veran­lass­ter Tests war zuletzt immens gestie­gen, unter anderem wegen der Testpflicht für Reise­rück­keh­rer aus Risiko­ge­bie­ten. Waren es nach RKI-Daten in der Kalen­der­wo­che 31 vom 27. Juli bis 2. August noch rund 578.000, lag die Zahl zwei Wochen später schon bei mehr als 875.000. In der Woche vom 20. bis 26. April hatte die Zahl der Tests noch bei rund 364.000 gelegen.

Verbrauchs­ma­te­ria­li­en und Reagen­zi­en würden in den Laboren unter anderem wegen begrenz­ter Haltbar­keit nur für kurze Zeiträu­me bevor­ra­tet, hieß es vom RKI. Zudem bestehe bei einigen Produk­ten eine starke Abhän­gig­keit von einzel­nen Herstel­lern. Bei weiter steigen­der Testzahl und aufgrund von Liefer­eng­päs­sen bei weltweit steigen­der Nachfra­ge könnten sich die freien Kapazi­tä­ten der Labore in den nächs­ten Wochen reduzieren.

Beim Verband Akkre­di­tier­te Labore in der Medizin (ALM) war die massi­ve Auswei­tung der Corona-Testan­ge­bo­te schon früh auf Beden­ken und Kritik gesto­ßen. Angesichts begrenz­ter Kapazi­tä­ten sei geziel­tes statt anlass­lo­ses Testen nötig. Es komme nicht darauf an, jeden Politi­ker­wunsch zu erfül­len, hatte der erste Vorsit­zen­de Micha­el Müller vergan­ge­ne Woche gesagt. Am Ende drohten Ressour­cen für die Versor­gung Erkrank­ter, in Klini­ken und Pflege­hei­men sowie bei der Aufde­ckung von Infek­ti­ons­ket­ten zu fehlen. Der Verband hatte erklärt, dass bei Tests im medizi­ni­schen Umfeld eine Dauer bis zum Ergeb­nis von 24 bis 48 Stunden einge­hal­ten werde, es werde priorisiert.
Derzeit sind 250 Labore (Stand Kalen­der­wo­che 33) für die RKI-Testla­bor­ab­fra­ge oder in einem der anderen übermit­teln­den Netzwer­ke regis­triert und übermit­teln überwie­gend wöchent­lich. Da es Nachmel­dun­gen zu Tests der vergan­ge­nen Wochen geben kann, können sich die ermit­tel­ten Zahlen nachträg­lich jeweils ändern.