Böblin­gen (dpa/lsw) — Tierschüt­zern liegt Filmma­te­ri­al über Grausam­kei­ten in einem Schlacht­hof vor. Der Landrat verspricht Aufklä­rung. Das Amt steht aber selbst in der Kritik.

Schlä­ge und Tritte, Elektro­scho­cker, unpro­fes­sio­nel­le Betäu­bung — das sind nur einige der Vorwür­fe, die ein Tierschutz­ver­ein gegen einen Schlacht­hof in Gärtrin­gen erhebt. Soko Tierschutz beruft sich auf Filmma­te­ri­al aus den Monaten Juni und Juli, die ihnen vorlie­gen. Bei etlichen Übergrif­fen seien amtli­che Tierärz­te anwesend gewesen, teilte die Münch­ner Organi­sa­ti­on am Montag mit. Das Böblin­ger Landrats­amt versprach Aufklä­rung. Die Staats­an­walt­schaft ermittelt.

«Tieren werden beim Treiben regel­mä­ßig Holzstan­gen in den After gesto­ßen, Elektro­scho­cker werden hemmungs­los und illegal einge­setzt», hieß es bei Soko Tierschutz. Die Metzger schlü­gen auf die Köpfe und Schnau­zen von Tieren ein, Schafe würden an einem Bein durch die Halle geschleift, ein Ferkel aus dem Trans­por­ter gewor­fen. «Es ist entsetz­lich, zu sehen, wie eine Tierärz­tin zuschaut, wenn ein Schwein in die Betäu­bungs­box einge­klemmt wird, offen­sicht­lich nicht betäubt ist und sie selbst dann nicht eingreift, als der Schlach­ter das Tier bei Bewusst­sein abste­chen will», schil­dert Fried­rich Mülln von Soko Tierschutz die Aufnahmen.

Die Zustän­de sollen nun «schonungs­los» aufge­klärt werden, sagte am Montag der Chef des Landrats­amts Böblin­gen, Roland Bernhard. Der Film habe schockiert und sprach­los gemacht, es herrsche Erschüt­te­rung und Entrüs­tung, die Staats­an­walt­schaft ermitt­le bereits. Man müsse aber auch der Reihe nach vorge­hen, was die Vorwür­fe betref­fe. Das Amt könne nur stich­pro­ben­ar­tig kontrol­lie­ren, in erster Linie sei der Betrei­ber verant­wort­lich. Dieser war für eine Stellung­nah­me zunächst nicht zu erreichen.

Die tierschutz­po­li­ti­sche Spreche­rin der Grünen im Landtag, Thekla Walker, forder­te von Landwirt­schafts­mi­nis­ter Peter Hauk (CDU) eine schnel­le und lücken­lo­se Aufklä­rung. Dieser äußer­te sich ebenfalls: «Die entsetz­li­chen Bilder aus dem Schlacht­hof Gärtrin­gen, die wir seit dem Wochen­en­de kennen, haben nichts mit unserer Vorstel­lung von Tierschutz gemein. Wir haben die zustän­di­gen Behör­den vor Ort umgehend aufge­for­dert, die Vorgän­ge aufzu­klä­ren», sagte Hauk in Stutt­gart. Ausge­hend von den Erkennt­nis­sen der Behör­den würden das weite­re Vorge­hen festge­legt und entspre­chen­de Konse­quen­zen gezogen. «Beim Tierschutz gibt es keinen Rabatt», sagte Hauk.