JAKARTA/HONIARA (dpa) — Die Erde am pazifi­schen Feuer­ring gibt keine Ruhe. Zunächst bebt in Indone­si­en die Erde, einen Tag später in der Nähe der Salomo­nen. Während es in der Südsee eher glimpf­lich abläuft, bietet sich auf Java ein Bild der Verwüs­tung. Noch immer werden Dutzen­de vermisst.

Ein Erdbe­ben auf der indone­si­schen Haupt­in­sel Java hat rund um die Stadt Cianjur eine Spur der Zerstö­rung hinter­las­sen. Einsatz­kräf­te suchten am Diens­tag in Häuser­trüm­mern und unter Schlamm-Lawinen nach Dutzen­den Vermiss­ten. Mit Hilfe von Baggern und Mulden­kip­pern waren sie dabei, den Zugang zu Gebie­ten freizu­schau­feln, die durch Erdrut­sche von der Außen­welt abgeschnit­ten wurden. Bei dem Beben der Stärke 5,6 am Montag kamen weit mehr als 100 Menschen ums Leben, Hunder­te weite­re wurden verletzt.

Präsi­dent Joko Widodo besuch­te am Diens­tag das Katastro­phen­ge­biet und versprach finan­zi­el­le Hilfen für die Betrof­fe­nen. Insbe­son­de­re gelte es, die noch Verschüt­te­ten zügig zu bergen. Beim Wieder­auf­bau müssten erdbe­ben­si­che­re Baustan­dards angewen­det werden, da es in dem Insel­staat immer wieder zu Erdbe­ben kommen werde, warnte er.

Indone­si­en liegt auf dem pazifi­schen Feuer­ring, der geolo­gisch aktivs­ten Zone der Erde. Der Vulkan­gür­tel umgibt den Pazifik von drei Seiten. Regel­mä­ßig kommt es zu Vulkan­aus­brü­chen, aber auch zu hefti­gen Erd- und Seebeben.

Schwe­res Beben auf den Salomonen

Und die Erde am Feuer­ring gibt keine Ruhe. Am Diens­tag erschüt­ter­te ein schwe­res Erdbe­ben die Salomo­nen in der Südsee. Das Beben der Stärke 7,0 ereig­ne­te sich am Mittag (Ortszeit) in der Nähe der Ortschaft Malan­go in der Provinz Guadal­ca­nal in einer Tiefe von etwa 15 Kilome­tern. Eine Tsuna­mi-Warnung sorgte für Angst und Panik — jedoch wurde diese nach wenigen Stunden aufgehoben.

Berich­te über Tote oder Verletz­te sowie größe­re Zerstö­run­gen auf den Salomo­nen wurden zunächst nicht bekannt, lokalen Medien zufol­ge soll es aller­dings Schäden an Gebäu­den geben. Viele Menschen versuch­ten, von den Küsten weg in höher gelege­ne Gebie­te zu gelan­gen. Malan­go liegt weniger als 40 Kilome­ter südwest­lich der Haupt­stadt Honia­ra. Die Behör­den rieten der Bevöl­ke­rung, auch nach der Entwar­nung weiter vorsich­tig zu sein, da Nachbe­ben zu erwar­ten seien. Die Salomo­nen mit rund 700 000 Einwoh­nern liegen östlich von Neuguinea.

Hunder­te Schwer­ver­letz­te auf Java

In Indone­si­en war derweil die Verzweif­lung groß. Das Fernse­hen des Insel­staa­tes berich­te­te den ganzen Tag live aus dem Erdbe­ben­ge­biet. Zu den Opfer­zah­len gab es aber — vor allem wegen des Chaos im Zuge des Bebens — wider­sprüch­li­che Angaben. Während der natio­na­le Such- und Rettungs­dienst (Basar­nas) weiter von 162 Toten sprach, bezif­fer­te der Katastro­phen­schutz die Zahl auf 103. Die Behör­de sprach zudem von 31 Vermiss­ten. Die Zahl der Opfer könnte deshalb weiter steigen. Unter den Toten sind nach Angaben eines Behör­den­spre­chers der Stadt Cianjur Dutzen­de Kinder.

Die Kranken­häu­ser rund um Cianjur waren völlig überfüllt. Etwa 300 Menschen seien sehr schwer verletzt, erklär­te Henri Alfian­di, Leiter der natio­na­len Rettungs­diens­te. «Das sind Menschen, die so verletzt sind, dass sie nicht gehen können. Aber es gibt insge­samt zu viele Verletz­te, als dass man sie zählen könnte.»

Nach Angaben von Armee­chef Dudung Abdurach­man wurden am Diens­tag die Leichen von 14 Menschen gefun­den, die bei einem Erdrutsch infol­ge des Bebens am Montag verschüt­tet wurden. «Wir suchen noch nach mehr Opfern», sagte er. Ein ganzes Café sei von Erdmas­sen begra­ben worden. «Wir wissen nicht, ob sich irgend­je­mand daraus retten konnte.»

Das Erdbe­ben hatte sich am Montag­mit­tag (Ortszeit) etwa 70 Kilome­ter südöst­lich der Haupt­stadt Jakar­ta in einer Tiefe von zehn Kilome­tern ereig­net. Auch in der Millio­nen­me­tro­po­le schwank­ten die Hochhäu­ser. Schwe­re­re Schäden wurden hier aber nicht gemeldet.

Von Carola Frent­zen und Ahmad Patho­ni, dpa