RAVENSBURG (dpa/lsw) — Gemein­sam mit Klima­ak­ti­vis­ten hat ein Profes­sor einen Baum an der eigenen Hochschu­le in Weingar­ten besetzt. Nun freut er sich über erste Fortschrit­te bei seinen Forde­run­gen — gleich­zei­tig drohen ihm wegen der Aktion aber juris­ti­sche Konsequenzen.

Nach seiner Baumbe­set­zung an der eigenen Hochschu­le freut sich Profes­sor Wolfgang Ertel über erste Erfol­ge beim Klima­schutz, wegen der Aktion steht ihm aber wohl auch ein Gerichts­ver­fah­ren bevor. Weil er mit seinem unange­mel­de­ten Protest gegen das Versamm­lungs­ge­setz versto­ßen habe, habe die Staats­an­walt­schaft Ravens­burg einen Straf­be­fehl mit Geldstra­fe gegen Ertel beantragt, sagte eine Behör­den­spre­che­rin. Dagegen habe der Profes­sor Einspruch einge­legt, weshalb es aller Voraus­sicht nach zu einem Prozess kommen werde. Ein Termin stehe aber noch aus. Zunächst hatte die «Schwä­bi­sche Zeitung» darüber berichtet.

Der Leiter des Insti­tuts für Künst­li­che Intel­li­genz an der Hochschu­le Ravens­burg-Weingar­ten (RWU) hatte im Mai 2021 mit Klima­ak­ti­vis­ten einen Baum an der eigenen Hochschu­le besetzt. Die Betei­lig­ten hatten unter anderem gefor­dert, dass die Heizun­gen in den Hörsä­len nicht mehr perma­nent laufen, sondern intel­li­gent gesteu­ert werden. Er versu­che seit zehn Jahren, etwas daran zu ändern, hatte Ertel damals gesagt. «Aber die Anlagen laufen auch in den Weihnachts­fe­ri­en einfach durch. Ich bin immer geschei­tert und jetzt einfach frustriert.»

Nach der Baumbe­set­zung tat sich jedoch einiges. Zunächst rief Wissen­schafts­mi­nis­te­rin There­sia Bauer (Grüne) bei Ertel an — und das Minis­te­ri­um kündig­te an, «Optimie­rungs­po­ten­zia­le» beim Energie­ma­nage­ment an der Hochschu­le zu prüfen. Dann baute die RWU nach Angaben eines Sprechers eine intel­li­gen­te Heizungs­steue­rung in einem Gebäu­de ein, «um Einspar­po­ten­zia­le zu ermitteln».

Darüber hinaus soll die RWU dem Wissen­schafts­mi­nis­te­ri­um zufol­ge als eine von neun Hochschu­len im Land noch in diesem Jahr einen Klima­schutz­ma­na­ger bekom­men — vor allem, um Einspar­mög­lich­kei­ten bei den Gebäu­den nutzen.

«Mich stimmt das positiv, es ist bei uns im Haus Bewegung reinge­kom­men», sagte Ertel. «Das hat mich auch davon abgehal­ten, in den Weihnachts­fe­ri­en noch einmal auf den Baum zu klettern.» Dass ihm wegen seines Protests auch eine Geldstra­fe droht, sei dagegen «völlig unangemessen».