GIESSEN (dpa) — Gewalt, Protes­te und mehr als zwei Dutzend verletz­te Polizis­ten waren am Samstag die Bilanz zum Eritrea-Festi­val in Gießen. Am Sonntag geht das Festi­val nach einer ruhigen Nacht und mit hoher Polizei­prä­senz weiter.

Nach massi­ven Ausschrei­tun­gen ist das Eritrea-Festi­val in Gießen am Sonntag fortge­setzt worden. Im Gegen­satz zum Vortag, als es bei Protes­ten gegen die Veran­stal­tung zu Ausein­an­der­set­zun­gen kam, war die Lage am Vormit­tag ruhig. Die Polizei war mit zahlrei­chen Kräften im Einsatz. Man sei «auf alle Eventua­li­tä­ten vorbe­rei­tet», sagte ein Sprecher. Doch wie in der Nacht sei es ruhig geblie­ben. Die Kontrol­len im Stadt­ge­biet seien fortge­setzt worden, es habe keine nennens­wer­ten Verstö­ße gegeben.

Gegner des Festi­vals hatten am Samstag Polizis­ten angegrif­fen und unter anderem versucht, auf das Festi­val­ge­län­de zu gelan­gen. Die Polizei setzte unter anderem Schlag­stö­cke und Pfeffer­spray ein. Nach Darstel­lung der Beamten wurden sie mit Steinen und Flaschen bewor­fen. 28 Polizis­ten wurden nach jüngs­ten Angaben verletzt. Es habe sich überwie­gend um Platz­wun­den, Bänder­ris­se oder Zerrun­gen gehan­delt. Der Polizei lagen keine Erkennt­nis­se über unbetei­lig­te Verletz­te oder Schwer­ver­letz­te in den Reihen der Festi­val­geg­ner vor.

Veran­stal­ter des Festi­vals ist der Zentral­rat der Eritre­er in Deutsch­land, der wegen seiner Nähe zu dem Regime in dem Land am Horn von Afrika als umstrit­ten gilt. In Eritrea regiert Präsi­dent Isayas Afewerki in einer Ein-Partei­en-Dikta­tur das Land. Meinungs- und Presse­frei­heit sind stark einge­schränkt. Auch Menschen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen haben wieder­holt von schwe­ren Missstän­den berich­tet. Schon im August 2022 war es bei der voran­ge­gan­ge­nen Veran­stal­tung zu gewalt­sa­men Ausschrei­tun­gen gekommen.

Gebrauch­te Armbän­der im Gebüsch

Nach Angaben der Polizei nahmen auf dem Festi­val­ge­län­de außer­halb der Innen­stadt bis nach Mitter­nacht rund 1700 Menschen an der Veran­stal­tung teil. Noch am Sonntag­mor­gen hielten sich dort einige hundert Perso­nen auf. Manche Festi­val­be­su­cher, an ihren Armbän­dern für die Einlass­kon­trol­le erkenn­bar, verlie­ßen bereits das Gelän­de. Andere wollten offen­bar nicht als Festi­val­be­su­cher bemerk­bar sein — gebrauch­te Bänder lagen zerschnit­ten im Gebüsch um die Messe­hal­le. Sicht­schutz­pla­nen verhin­der­ten an Zäunen den Einblick auf den Parkplatz und das Messe­ge­län­de. Das Festi­val sollte am Sonntag­nach­mit­tag enden

Angesichts der Gewalt­sze­nen und verletz­ten Polizei­be­am­ten hatte der hessi­sche Innen­mi­nis­ter Peter Beuth (CDU) die Bundes­re­gie­rung aufge­for­dert, den eritre­ischen Botschaf­ter einzu­be­stel­len. «Der eritre­ischen Regie­rung muss deutlich gemacht werden, dass eritre­ische Konflik­te nicht auf deutschem Boden ausge­tra­gen werden dürfen», sagte er. «Unsere Polizis­tin­nen und Polizis­ten sind nicht der Prell­bock für Konflik­te von Drittstaaten.»