CDU-Kandi­dat Frank Nopper setzt sich im Kampf ums Stutt­gar­ter Rathaus überra­schend deutlich von der Konkur­renz ab. In drei Wochen geht es dann ums Ganze. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen ist nicht in Sicht.

Der als unabhän­gi­ge Bewer­ber angetre­te­ne Sozial­de­mo­krat Marian Schrei­er beleg­te den dritten Platz (15 Prozent) vor Stutt­garts Stadt­rat Hannes Rocken­bauch vom Frakti­ons­bünd­nis SÖS/Linke (14,0) und dem offizi­el­len SPD-Kandi­da­ten Martin Körner (9,8). Insge­samt konnten 450 000 Wahlbe­rech­tig­te abstim­men, 14 Bewer­be­rin­nen und Kandi­da­ten standen zu Wahl. Der amtie­ren­de Oberbür­ger­meis­ter Fritz Kuhn (Grüne) trat nach acht Jahren an der Rathaus­spit­ze nicht wieder zur Wahl an.

Nopper zeigte sich zufrie­den mit dem ersten Wahlgang. «Ich bin hochzu­frie­den und glück­lich mit diesem Ergeb­nis, das mich bis zum zweiten Wahlgang bis in die Zehen­spit­zen motiviert», teilte er am Sonntag­abend mit. Nun starte man aus der Pole-Positi­on in die zweite Runde. «Mit diesem Ergeb­nis im Rücken werden wir mit ganzer Kraft aber auch mit Demut in die nächs­ten drei Wochen gehen.»

Die Grünen-Politi­ke­rin Veroni­ka Kienz­le rief indes andere Kandi­da­ten auf, sich ihrer Wahlkam­pa­gne anzuschlie­ßen. «Ich finde das Ergeb­nis nicht ganz so, wie wir es uns gewünscht haben, aber es ist gar nicht so schlecht», sagte sie im Livestream ihrer Partei. Sie sehe ihr Resul­tat und die Ergeb­nis­se der vor allem links­ge­rich­te­ten Kandi­da­ten als klaren Auftrag, auf die anderen Bewer­ber zuzuge­hen und beim zweiten Wahlgang in drei Wochen wieder anzutre­ten. «Ich möchte der Stadt ein anderes Gesicht geben», sagte Kienzle.

Wenn sich die links­ge­rich­te­ten Kandi­da­ten gegen Nopper verbün­den, könnte es Ende Novem­ber eng werden für den CDU-Kandi­da­ten. Der unabhän­gi­ge Kandi­dat Schrei­er ließ es am Abend offen, ob er sich in drei Wochen erneut zur Wahl stellt oder einen anderen Bewer­ber unter­stützt. Er wolle nun das Ergeb­nis in Ruhe auswer­ten und über die nächs­te Schrit­te entschei­den, sagte Schrei­er der Deutschen Presse-Agentur. Es sei sensa­tio­nell, dass eine unabhän­gi­ge Kandi­da­tur erfolgs­fä­hig sei. Man befin­de sich in «Schlag­di­stanz zu den Platzhirschen».

SPD-Kandi­dat Körner will nicht mehr am zweiten Wahlgang teilneh­men. Das teilte er der «Stutt­gar­ter Zeitung» mit. Der Chef der SPD-Gemein­de­rats­frak­ti­on räumte aber auch ein, es sei «sicher nicht optimal gewesen», dass mit dem Tenge­ner Bürger­meis­ter Schrei­er ein weite­rer Bewer­ber aus den Reihen der SPD auf dem Stimm­zet­tel gestan­den habe.

Die Wahlbe­tei­li­gung am Sonntag lag nach Angaben der Stadt bei rund 49 Prozent, das ist deutlich mehr als beim ersten Wahlgang vor acht Jahren (46,7 Prozent). Neben den direkt in den Wahllo­ka­len abgege­be­nen Stimmen hatten für die Wahl auch etwa 100 000 Brief­wäh­ler ihr Kreuz­chen gemacht.

Stutt­gart gilt als Stadt mit einer starken grünen Wähler­schaft, im Gemein­de­rat stellen die Grünen die größte Frakti­on, der Regie­rungs­prä­si­dent gehört der Partei an und alle vier Direkt­man­da­te für den Landtag gingen in der Stadt an die Grünen. Deshalb war mit einem stärke­ren Abschnei­den Kienz­les gerech­net worden. Bei der OB-Wahl ist der Druck auf die Partei nicht nur deshalb groß: Denn sollten die Grünen den Posten an der Rathaus­spit­ze in der Landes­haupt­stadt verlie­ren, könnte das auch als schlech­tes Vorzei­chen für die Landtags­wahl im März 2021 inter­pre­tiert werden.

In der Südwest-CDU freute man sich über das Abschnei­den Noppers. «Das sieht richtig gut aus», kommen­tier­te der CDU-Landes­vor­sit­zen­de Thomas Strobl das Ergeb­nis. «Erfah­rung, Kompe­tenz und Auftre­ten haben Frank Nopper ganz deutlich und absolut verdient auf den ersten Platz gebracht», beton­te Strobl. «Es war zu erwar­ten, dass es heute noch keine Entschei­dung gibt — ein so großer, deutli­cher Abstand von Frank Nopper auf die Kandi­da­tin­nen und Kandi­da­ten hinter ihm, das hatte freilich kaum jemand vorausgesagt.»

Die Spitzen­kan­di­da­tin für die Landtags­wahl 2021, Susan­ne Eisen­mann, sprach von einem starken Ergeb­nis für Nopper. «Aller­dings gibt es keinen Grund zum Übermut, das Rennen ist — wie erwar­tet — noch nicht entschie­den.» Jetzt gelte es, die nächs­ten drei Wochen dafür zu kämpfen, dass Nopper auch am 29. Novem­ber die Nase vorne habe.

Nach Einschät­zung von Landtags­prä­si­den­tin Muhte­rem Aras (Grüne) ist das Rennen für Kienz­le aber weiter offen. Im zweiten Wahlgang sei es für Nopper schwie­rig, noch mehr Wähler­po­ten­zi­al auszu­schöp­fen. «Ich glaube nicht, dass es ein Signal gegen grüne Politik ist», sagte sie. Anfang des Jahres war speku­liert worden, dass Aras für das OB-Amt kandi­die­ren könnte, doch sie vernein­te damals.

Die Oberbür­ger­meis­ter­wahl stand auch unter dem Vorzei­chen der Corona- Pande­mie. Zuletzt war vor Gericht bestä­tigt worden, dass die Wahl unter starken Aufla­gen statt­fin­den kann.