FRANKFURT/MAIN (dpa) — Nach drei ergeb­nis­lo­sen Verhand­lungs­run­den greift die IG Metall zum Mittel des Warnstreiks. Einige Betrie­be der deutschen Metall- und Elektro­in­dus­trie sind bereits zum Beginn des Wochen­en­des betroffen.

Die IG Metall hat in der Nacht zum Samstag erste Warnstreiks in der deutschen Metall- und Metall- und Elektro­in­dus­trie begon­nen. Unmit­tel­bar nach Ablauf der Friedens­pflicht um Mitter­nacht legten Beschäf­tig­te in ausge­wähl­ten Indus­trie­be­trie­ben die Arbeit nieder, wie Gewerk­schaf­ter vor Ort berichteten.

Allein in Nordrhein-Westfa­len sollten am Samstag sechs Betrie­be jeweils für einige Stunden bestreikt werden. Beschäf­tig­te des Metall­ver­ar­bei­tungs­un­ter­neh­mens apt Extru­si­ons legten um 00.01 Uhr komplett ihre Arbeit nieder, wie Kati Köhler, Gewerk­schafts­se­kre­tä­rin bei IG Metall Köln-Lever­ku­sen, sagte. Gut 60 bis 70 Kolle­gen und Kolle­gin­nen waren dem Aufruf zum Warnstreik demnach gefolgt — darun­ter auch 15 bis 20 Mitglie­der der IG Metall Jugend, der Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on der Gewerkschaft.

Kundge­bun­gen deutschlandweit

Bei einer Kundge­bung in Hagen, am Stand­ort von Thyssen­krupp Hohen­lim­burg, nahmen nach Angaben des Gewerk­schaf­ters Jens Mütze knapp 150 Beschäf­tig­te teil. Vor Tor 3 des Miele-Werks in Biele­feld kamen um 00.01 Uhr gut 100 bis 110 Beschäf­tig­te zusam­men und legten die Arbeit nieder. Delega­tio­nen von anderen Betrie­ben aus Biele­feld und dem Altkreis Halle betei­lig­ten sich ebenfalls an der Aktion, wie die IG Metall mitteilte.

Im Tarif­ge­biet Nieder­sach­sen kamen vor den Toren der Clari­os Varta Hanno­ver GmbH nach IG-Metall-Angaben mehr als 150 Beschäf­tig­te zusam­men. Bezirks­lei­ter und Verhand­lungs­füh­rer Thors­ten Gröger sagte in einer Rede vor Ort: «All das wäre uns allen erspart geblie­ben, wenn die Arbeit­ge­ber sich am Verhand­lungs­tisch recht­zei­tig gerührt hätten. Aber deren Verwei­ge­rungs­hal­tung, mit uns ordent­li­che Tarif­ver­hand­lun­gen zu führen, hat diese Eskala­ti­on herbei­ge­führt. Wie lange und wie inten­siv dieser Konflikt geführt werden muss, liegt in den Händen der Arbeit­ge­ber­ver­bän­de. Wir sind bereit auch für länge­re Zeit aufs Äußers­te zu gehen!».

Bei einem Warnstreik im nieder­säch­si­schen Bersen­brück legten 230 Beschäf­tig­te der Firma Lear Corpo­ra­ti­on GmbH ab Mitter­nacht die Arbeit für einein­halb Stunden nieder, um für die Tarif­for­de­rung der IG Metall einzutreten.

Weite­re Aktio­nen waren in München und bei Thyssen­krupp Rassel­stein im rhein­län­di­schen Ander­nach geplant. In Baden-Württem­berg sollte in Neckar­sulm beim Autozu­lie­fe­rer Kolben­schmidt die Arbeit befris­tet ruhen.

Forde­rung: dauer­haft acht Prozent mehr Geld

Die Arbeit­ge­ber hatten in den bislang regio­nal geführ­ten Verhand­lun­gen jeweils Einmal­zah­lun­gen von 3000 Euro und zudem bei einer Laufzeit von 30 Monaten eine nicht bezif­fer­te Erhöhung der Lohnta­bel­len angebo­ten. Die Einmal­zah­lung soll steuer- und abgaben­frei direkt bei den Beschäf­tig­ten ankom­men. Die Gewerk­schaft verlangt hinge­gen für einen Zeitraum von zwölf Monaten dauer­haft acht Prozent mehr Geld für die rund 3,9 Millio­nen Beschäftigten.

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann hat die Arbeit­ge­ber aufge­for­dert, nachhal­ti­ge Lohner­hö­hun­gen anzubie­ten. «Es ist weiter unklar, wie die Entgel­te der Beschäf­tig­ten nachhal­tig erhöht werden sollen», sagte der Gewerk­schaf­ter dem «Handels­blatt» am Freitag. Hofmann ließ erken­nen, dass zunächst bis zur vierten Verhand­lungs­run­de, die am 8. Novem­ber in Bayern und Baden-Württem­berg beginnt, nur kürze­re Warnstreiks von einigen Stunden geplant sind.

Die Forde­rung nach 8,0 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten ist die höchs­te Forde­rung in der Metall- und Elektro­in­dus­trie seit dem Jahr 2008. Die erwar­te­te Teuerung kann damit nicht vollstän­dig ausge­gli­chen werden, so dass Gewerk­schafts­chef Hofmann wieder­holt staat­li­che Hilfen für die Haushal­te einschließ­lich einer Energie­preis­brem­se verlangt hat und zur Eile drängt.