MADRID (dpa) — Affen­po­cken breiten sich schnell aus: Bereits in 75 Ländern wurden Fälle regis­triert. Beson­ders betrof­fen ist Europa — nun wurde der erste Todes­fall im europäi­schen Raum vermeldet.

In Spani­en ist der erste Todes­fall durch eine Affen­po­cken-Infek­ti­on regis­triert worden. Nach Angaben des staat­li­chen Fernseh­sen­ders RTVE und anderer spani­scher Medien handelt es sich gleich­zei­tig auch um den ersten Todes­fall in Europa.

Die infizier­te Person sei in der Region Valen­cia im Osten des Landes an der Krank­heit gestor­ben, teilte das Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um in Madrid am Freitag­abend mit. Die Weltge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on WHO hatte in einem Situa­ti­ons­be­richt zum aktuel­len Affen­po­cken-Ausbruch von Anfang der Woche insge­samt fünf Tote verzeich­net — alle in der Region Afrika.

Weite­re Infor­ma­tio­nen zu der in Spani­en ums Leben gekom­me­nen Person wurden zunächst nicht bekannt­ge­ge­ben. Spani­en ist eines der von der Krank­heit am stärks­ten betrof­fe­nen Ländern weltweit. Von den 4298 bisher im ganzen Land erfass­ten Infek­ti­ons­fäl­len hätten bisher nur 120 eine Kranken­haus-Einwei­sung nötig gemacht, hieß es.

Auch Brasi­li­en melde­te am Freitag einen ersten mögli­chen Todes­fall im Zusam­men­hang mit Affen­po­cken. Aller­dings habe es sich um einen Patien­ten mit anderen relevan­ten Komor­bi­di­tä­ten gehan­delt, teilte das Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um in Brasí­lia auf einer Presse­kon­fe­renz mit. Der Fall werde noch überprüft.

Verbrei­tung der Krankheit

Angesichts der schnel­len Verbrei­tung der Affen­po­cken hatte die WHO am vergan­ge­nen Wochen­en­de die höchs­te Alarm­stu­fe ausge­ru­fen. Der Ausbruch sei eine «Notla­ge von inter­na­tio­na­ler Tragwei­te», erklär­te WHO-General­di­rek­tor Tedros Adhanom Ghebrey­e­sus am Samstag in Genf. Die inter­na­tio­na­le Verbrei­tung der Krank­heit ist äußerst ungewöhn­lich. Bisher war sie im Wesent­li­chen auf sechs afrika­ni­sche Länder beschränkt.

Die WHO-Einstu­fung soll die Regie­run­gen der Mitglieds­län­der dazu bewegen, Maßnah­men zu ergrei­fen, um den Ausbruch einzu­däm­men. Sie sollen Ärzte und Klini­ken sensi­bi­li­sie­ren, bei Verdachts­fäl­len Schutz­maß­nah­men treffen und die Bevöl­ke­rung aufklä­ren, wie sie sich vor einer Anste­ckung schüt­zen kann.

WHO: «Notla­ge von inter­na­tio­na­ler Tragweite»

Nach Tedros’ Worten vom Wochen­en­de waren bis dahin bereits mehr als 16.000 Affen­po­cken-Fälle in 75 Ländern bestä­tigt worden. Beson­ders betrof­fen sei Europa. Im Gegen­satz zum Rest der Welt schät­ze die WHO hier das Infek­ti­ons­ri­si­ko als hoch ein, so der WHO-Chef. Aktuell konzen­trie­re sich der Ausbruch auf Männer, die Sex mit Männern hätten — vor allem wenn sie viele Partner hätten, hieß es. Tedros warnte die WHO aber vor einer Stigma­ti­sie­rung dieser Gruppen.

Die EU-Gesund­heits­kom­mis­sa­rin Stella Kyria­ki­des schick­te unter­des­sen einen Brand­brief an die zustän­di­gen Minis­ter der EU-Staaten. Die Europäi­sche Union sei das Epizen­trum entdeck­ter Fälle, hieß es in dem Schrei­ben vom Mittwoch. «Es ist keine Zeit für Selbst­zu­frie­den­heit, und wir müssen weiter zusam­men­ar­bei­ten, um den Ausbruch zu kontrollieren.»

Vor dem Hinter­grund der von der WHO erklär­ten Notla­ge sei es unter anderem wichtig, dass die EU-Staaten solide Syste­me zur Überwa­chung der Lage und zum Melden neuer Fälle hätten, schrieb Kyria­ki­des. Daran habe es zu Beginn der Corona-Pande­mie gefehlt. Eine effek­ti­ve Kontakt­nach­ver­fol­gung sowie gegebe­nen­falls Isola­ti­on könnten zudem dabei helfen, den Ausbruch zu kontrol­lie­ren. Am wichtigs­ten sei aber wohl die öffent­li­che Kommu­ni­ka­ti­on über Risiken. Diese solle verstärkt werden, «insbe­son­de­re um das Bewusst­sein zu schär­fen — ohne Panik oder Stigma­ti­sie­rung zu verursachen».