BAYREUTH (dpa/lby) — Satte 422 Euro hat sich ein Kunde in Bayreuth den ersten Haarschnitt nach dem Lockdown kosten lassen. Das Geld soll an die Bayreu­ther Tafel und ein Projekt für trauern­de Kinder gespen­det werden. «Er war glück­se­lig, dass die Wolle endlich runter konnte», erzähl­te Friseur Andre­as Nuissl, der die Idee für die Verstei­ge­rung des ersten Termins hatte, am Montag. «Wolle im wahrs­ten Sinne des Wortes — bei seinen Natur­lo­cken sah er aus wie ein Schaf.»

Im Oktober sei der 43-jähri­ge Handwer­ker das letzte Mal beim Friseur gewesen, sagte Nuissl. Bestimmt sechs Zenti­me­ter Locken habe er nun abgeschnit­ten. «Es ist ein unglaub­li­ches Gefühl, endlich wieder arbei­ten zu können.»

Friseu­re waren seit dem Lockdown vom 16. Dezem­ber geschlos­sen. Das Verbot wurde nach einem Bund-Länder-Gipfel zum 1. März aufge­ho­ben. Ein Haarschnitt ist nur mit Termin möglich. Kunden müssen eine FFP2-Maske tragen, Friseu­re mindes­tens medizi­ni­sche Gesichts­mas­ken. Außer­dem brauchen Salons ein Hygie­ne­kon­zept, dazu zählt auch der Mindest­ab­stand zwischen Kunden von 1,5 Metern.

«Wir sind immer noch in der Pande­mie», beton­te Nuissl. «Wir dürfen nichts überstür­zen und auf jeden Platz einen Kunden setzen.» Das habe auch sein Gutes — wegen der notwen­di­gen Pausen sei der erste Arbeits­tag nicht so stres­sig wie gedacht. Bis Ende März sei er aber komplett ausgebucht.

«Gerade eben habe ich einer Kundin die Haare geschnit­ten, die 500 Euro gespen­det hat», berich­te­te der Friseur. Rund 2000 Euro seien schon zusam­men gekom­men, Mitte März wolle er das Geld überge­ben. «Die Spenden­box lasse ich noch bis dahin stehen. Das ist auch ein guter Gesprächs­stoff für Kunden, dann reden wir nicht nur über Corona.»