BERLIN (dpa) — Jetzt geht’s los. Das neue Bundes­ka­bi­nett beginnt mit der Arbeit. Eine Schon­zeit gibt es nicht: Schon am ersten vollen Minis­ter-Tag stehen Inter­na­tio­na­les und Corona-Beratun­gen an.

Viel Zeit zum Einge­wöh­nen hat die Ampel-Regie­rung von Olaf Scholz (SPD) nicht. Schon einen Tag nach der Verei­di­gung wollen die Minis­ter­prä­si­den­ten mit dem Kanzler über die drama­ti­sche Corona-Lage und das weite­re Vorge­hen beraten. Auch viele seiner Minis­ter haben schon Pläne — den straffs­ten Zeitplan aber hat wohl der Kanzler selbst:

Amtsüber­ga­ben

Im Kanzler­amt und vielen Minis­te­ri­en wurden am Mittwoch schon die Amtsge­schäf­te überge­ben — doch termin­be­dingt nicht in allen. So kehrt Scholz mittags noch einmal an seine alte Wirkungs­stät­te, das Finanz­mi­nis­te­ri­um, zurück und übergibt das Haus offizi­ell an seinen Nachfol­ger Chris­ti­an Lindner (FDP). Danach will er außer­dem dabei sein, wenn sein neuer Regie­rungs­spre­cher Steffen Hebestreit übernimmt. Den Twitter­ac­count @RegSprecher hat Vorgän­ger Steffen Seibert schon am Mittwoch frei gemacht — doch Hebestreit kündig­te an, dort erst ab Donners­tag selbst zu twittern.

Im Famili­en­mi­nis­te­ri­um übernimmt am Nachmit­tag außer­dem die Grünen-Politi­ke­rin Anne Spiegel von Chris­ti­ne Lambrecht, die zuletzt mit Familie und Justiz gleich zwei Minis­te­ri­en in ihrer Hand hatte. Auch das Justiz­mi­nis­te­ri­um übergibt Lambrecht am Donners­tag — an den FDP-Politi­ker Marco Busch­mann. In anderen Häusern, wie etwa im Wirtschafts­mi­nis­te­ri­um, gibt es die ersten Arbeitsgespräche.

Die Minis­ter­prä­si­den­ten­kon­fe­renz

Am Nachmit­tag wollen die Minis­ter­prä­si­den­tin­nen und Minis­ter­prä­si­den­ten der Länder mit Scholz unter anderem die Corona-Lage bespre­chen. Für Scholz ist das keine Premie­re: Auch bei den bishe­ri­gen Bund-Länder-Konfe­ren­zen war er in der Regeln dabei, zuerst als Vizekanz­ler und Finanz­mi­nis­ter, zuletzt auch schon mit tonan­ge­bend als designier­ter Kanzler. Ob neue Regeln zur Eindäm­mung der Pande­mie bespro­chen werden, ist offen. Auch Wirtschafts­mi­nis­ter Robert Habeck (Grüne) wird teilnehmen.

Kanzler auf inter­na­tio­na­ler Bühne

Vor dem Treffen mit den Minis­ter­prä­si­den­ten steht bereits ein Termin auf inter­na­tio­na­ler Bühne an. US-Präsi­dent Joe Biden veran­stal­tet einen zweitä­gi­gen Gipfel für Demokra­tie, an dem Scholz digital teilneh­men will. Es soll um Autori­ta­ris­mus, Korrup­ti­on und Achtung der Menschen­rech­te gehen.

Erste Reisen der Minis­te­rin­nen und Minister

Die neue Außen­mi­nis­te­rin Annale­na Baerbock (Grüne) ist schon unter­wegs: Noch am Mittwoch­abend ist sie zu Antritts­be­su­chen in Europa aufge­bro­chen. Zuerst steht am Donners­tag ein Termin in Paris auf dem Programm, dann zwei in Brüssel. Am Freitag geht es nach Warschau. Bespre­chen will sie unter anderem die Lage zwischen Russland und der Ukrai­ne, die Bewäl­ti­gung der Klima­kri­se und die Situa­ti­on an der polnisch-belarus­si­schen Grenze.

Auch Innen­mi­nis­te­rin Nancy Faeser (SPD) bricht zu ihrer ersten Reise auf: In Brüssel nimmt sie am Treffen der EU-Innen­mi­nis­ter teil. Dort soll es unter anderem um die Bekämp­fung der Organi­sier­ten Krimi­na­li­tät, Bedro­hun­gen im Bereich Migra­ti­on und Zusam­men­ar­beit bei der Terro­ris­mus­be­kämp­fung gehen.

Bundes­tag

Vergli­chen mit Reisen und Amtsüber­ga­ben ist das fast das Brot-und-Butter-Geschäft: Der Bundes­tag tagt. Wenn nichts Dringen­des dazwi­schen­kommt, nehmen die Minis­ter norma­ler­wei­se auf der Regie­rungs­bank an den Plenar­sit­zun­gen teil. Am Donners­tag steht unter anderem die Wahl einer neuen Bundes­tags-Vizeprä­si­den­tin auf dem Programm, weil die Grünen-Politi­ke­rin Claudia Roth Kultur­staats­mi­nis­te­rin wird. Außer­dem wird etwa über Wirtschafts­hil­fen in der Corona-Krise und die drohen­de Eskala­ti­on des Ukrai­ne-Konflikts debattiert.

Üblicher­wei­se hält ein neuer Bundes­kanz­ler bald nach seiner Verei­di­gung auch eine erste Regie­rungs­er­klä­rung im Bundes­tag — Scholz wird das aller Voraus­sicht nach aber erst in der kommen­den Sitzungs­wo­che tun.