BRÜSSEL (dpa) — In Brüssel wird eine Strate­gie für die Unabhän­gig­keit von russi­scher Energie mit Spannung erwar­tet. Laut einem Entwurf setzt die EU-Kommis­si­on vor allem auf ehrgei­zi­ge­re Ziele für erneu­er­ba­re Energie.

Die Europäi­sche Union muss nach Analy­sen der EU-Kommis­si­on in den nächs­ten fünf Jahren zusätz­lich 195 Milli­ar­den Euro inves­tie­ren, um von russi­scher Energie loszukommen.

Mitte nächs­ter Woche wird die Brüsse­ler Behör­de voraus­sicht­lich ihren Plan vorstel­len, um die EU langfris­tig ohne fossi­le Brenn­stof­fe aus Russland mit Energie zu versor­gen. Dafür will die Kommis­si­on ehrgei­zi­ge­re Ziele für den Ausbau erneu­er­ba­rer Energien und beim Energie­spa­ren setzen. Das geht aus einem Entwurf hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Der Text kann sich noch ändern.

Ziel der Strate­gie ist es demnach, die Abhän­gig­keit von fossi­len Brenn­stof­fen aus Russland rasch zu verrin­gern, indem die Energie­wen­de voran­ge­trie­ben wird. Bis 2030 sollen daher 45 Prozent der Energie in der EU aus erneu­er­ba­ren Quellen kommen, statt wie bisher geplant 40 Prozent. Das würde die Kapazi­tät für saube­re Energie auf 1236 Gigawatt steigern, im Vergleich zu 511 Gigawatt heute — mehr, als im EU-Klima­pa­ket ursprüng­lich vorge­se­hen war.

Verbrauch um mindes­tens 13 Prozent senken

Die Anzahl der Solar­strom­an­la­gen soll sich dem Entwurf zufol­ge bis 2028 mehr als verdop­peln, auf 300 Gigawatt. Die Kommis­si­on setzt auch auf klima­freund­li­chen Wasser­stoff, der etwa aus Ökostrom produ­ziert wird. Bis 2030 sollen zehn Millio­nen Tonnen davon in der EU produ­ziert und weite­re zehn Millio­nen Tonnen impor­tiert werden.

Gleich­zei­tig wird vorge­schla­gen, den Energie­ver­brauch bis Ende des Jahrzehnts um mindes­tens 13 Prozent zu senken, statt wie bisher vorge­se­hen um 9 Prozent. Die Umset­zung der Ziele liege im großen Teil bei den Ländern, die etwa Gelder aus dem Corona-Aufbau­fonds für Refor­men nutzen könnten.

Insge­samt könnte die EU durch die Strate­gie pro Jahr etwa 80 Milli­ar­den Euro an russi­schen Gas-Impor­ten sparen, 12 Milli­ar­den an Öl-Impor­ten und 1,7 Milli­ar­den an Kohle-Impor­ten, so der Entwurf.

«Die Lehre aus der jetzi­gen Situa­ti­on muss sein, dass wir uns niemals mehr so abhän­gig von einem einzi­gen Liefe­ran­ten machen dürfen», kommen­tier­te der EU-Abgeord­ne­te Markus Ferber (CSU) den Entwurf im Vorfeld. «Die Kommis­si­on darf aber nicht nur langfris­ti­ge Strate­gien für die Diver­si­fi­zie­rung entwi­ckeln, sondern muss auch ganz konkret sagen, wie wir durch den nächs­ten Winter kommen.»

Der Entwurf ist Teil eines größe­ren Pakets, zu dem unter anderem auch eine detail­lier­te Solar-Strate­gie sowie neue Regeln für die Geneh­mi­gung von Ökostrom-Anlagen gehören wird. Auch weite­re Pläne für den Umgang mit den hohen Energie­prei­sen werden erwartet.