FRANKFURT/MAIN (dpa) — Zuletzt waren die Erdgas­prei­se aufgrund der schnel­len Befül­lung der Gasspei­cher gefal­len. Der russi­sche Liefer­stopp durch Nord Stream 1 macht sich zum Wochen­start in den Preisen nun jedoch deutlich bemerkbar.

Der vorläu­fi­ge Liefer­stopp Russlands über die wichti­ge Pipeline Nord Stream 1 hat den europäi­schen Gaspreis am Montag nach oben schnel­len lassen.

Am Vormit­tag sprang der Preis des Termin­kon­trakts TTF für nieder­län­di­sches Erdgas um etwa 72,5 Euro auf zuletzt 281 Euro je Megawatt­stun­de. Das waren rund 35 Prozent mehr als am Freitag. Der TTF-Kontrakt wird häufig als Richt­schnur für das europäi­sche Preis­ni­veau verwendet.

Liefe­rung über Nord Stream 1 vorläu­fig ausgesetzt

Ausschlag­ge­bend für den Preis­sprung zum Wochen­start war, dass Russland seine Erdgas­lie­fe­run­gen über die Pipeline Nord Stream 1 bis auf Weite­res ruhen lässt. Als Grund gab der Konzern Gazprom am Wochen­en­de techni­sche Proble­me an. Vermu­tet wird aber, dass Russland den Westen im Ukrai­ne-Konflikt noch mehr unter Druck setzen will.

Dagegen waren die Erdgas­prei­se in der vergan­ge­nen Woche spürbar gefal­len. Auslö­ser war, dass die Auffül­lung der Erdgas­spei­cher in Europa schnel­ler als geplant vonstat­ten geht. In den Monaten zuvor waren die Preise jedoch sehr stark gestie­gen. Ende vergan­ge­nen Jahres hatte Erdgas noch weniger als 100 Euro je Megawatt­stun­de gekos­tet. Die Abhän­gig­keit Europas und Deutsch­lands von russi­schem Erdgas ist hoch. Seit dem Ukrai­ne-Krieg werden große Anstren­gun­gen unter­nom­men, um die Abhän­gig­keit zu verringern.

Kreml weist Schuld für Liefer­stopp dem Westen zu

Am Montag wies der Kreml die Schuld für die Einstel­lung der russi­schen Gaslie­fe­run­gen über die Pipeline Nord Stream 1 von sich und machte den Westen dafür verant­wort­lich. «Wir sehen endlo­se Versu­che, die Verant­wor­tung für das Gesche­hen irgend­wie auf uns abzuwäl­zen, wir weisen diese Versu­che katego­risch zurück und bestehen darauf, dass der kollek­ti­ve Westen — in dem Fall die EU, Kanada und Großbri­tan­ni­en — daran Schuld hat, dass die Situa­ti­on am jetzi­gen Punkt angekom­men ist», sagte Kreml­spre­cher Dmitri Peskow der Nachrich­ten­agen­tur Inter­fax zufol­ge am Montag.

Das sei keine «haltlo­se» Behaup­tung, beton­te Peskow. Die Aussa­ge beruhe auf konkre­ten Fakten zu den Turbi­nen, ihrer Repara­tur und ihrem Trans­port, so der Kreml­spre­cher. Er hoffe, dass die letzte verblie­be­ne Turbi­ne in der Kompres­sor­sta­ti­on Porto­wa­ja sich irgend­wie reparie­ren lasse, sagte Peskow.