Viele Famili­en und Unter­neh­men leiden beson­ders unter der Corona-Pande­mie. Ihnen will die große Koali­ti­on nun unter die Arme greifen. Es geht um Milliardensummen.

BERLIN (dpa) — Die große Koali­ti­on will die negati­ven Folgen der Corona-Pande­mie für beson­ders Betrof­fe­ne mit neuen Hilfen abfedern.

Die Spitzen von CDU/CSU und SPD verein­bar­ten am Mittwoch bei ihrem ersten Koali­ti­ons­aus­schuss des Jahres eine milli­ar­den­schwe­re Unter­stüt­zung für Famili­en, Gering­ver­die­ner, Unter­neh­men, Gastro­no­mie und Kultur. Die SPD-Vorsit­zen­den Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans zeigten sich nach den rund fünfstün­di­gen Verhand­lun­gen ebenso zufrie­den wie Unions-Frakti­ons­chef Ralph Brink­haus (CDU) und CSU-Landes­grup­pen­chef Alexan­der Dobrindt.

«Wir haben sowohl für die Famili­en, für Menschen mit schwe­rer Einkom­mens­si­tua­ti­on, aber eben auch für die Gewer­be­tä­ti­gen und die Gastro­no­mie eine Menge rausge­holt», sagte Walter-Borjans. Das Wichtigs­te sei «ein Stück Hilfe» für Menschen, die in der Corona-Zeit unter Druck geraten seien. Es sei ein «sehr harmo­ni­scher Koali­ti­ons­aus­schuss» gewesen, beton­te Brink­haus. «Das zeigt also, dass in der Krise die Koali­ti­on durch­aus handlungs­fä­hig ist.» Dobrindt sagte, man habe in sehr guter Atmosphä­re beraten. «Das war nicht zwingend zu erwar­ten, weil man ja bei den einen oder anderen Äußerun­gen im Vorfeld schon das Gefühl hatte, dass man sich auch im Wahlkampf­mo­dus befin­den könnte.» Dieser Verdacht habe sich «so nicht bestätigt».

Die Beschlüs­se im Einzelnen:

KINDERBONUS: Famili­en erhal­ten wie schon im vergan­ge­nen Jahr einen Kinder­bo­nus. Der Zuschlag auf das Kinder­geld soll einma­lig 150 Euro betra­gen. Er wird mit dem steuer­li­chen Kinder­frei­be­trag verrech­net, aber nicht auf die Grund­si­che­rung angerech­net. Im vergan­ge­nen Jahr betrug die einma­li­ge Zahlung 300 Euro.

CORONA-ZUSCHUSS UND GRUNDSICHERUNG: Einen einma­li­gen Corona-Zuschuss von 150 Euro sollen nun auch erwach­se­ne Grund­si­che­rungs­emp­fän­ger bekom­men. Für plötz­lich in Not gerate­nen Selbst­stän­di­ge und Beschäf­tig­te mit kleinen Einkom­men wird der erleich­ter­te Zugang in die Grund­si­che­rung bis Ende 2021 verlängert.

UNTERNEHMEN UND VERLUSTRÜCKTRAG: Die große Koali­ti­on greift Unter­neh­men mit coronabe­ding­ten Verlus­ten stärker unter die Arme. Durch einen erwei­ter­ten Verlust­rück­trag können sie diese Einbu­ßen künftig in der Steuer­erklä­rung umfang­rei­cher als bisher mit Gewin­nen aus den Vorjah­ren verrech­nen. Vorge­se­hen ist, den Verlust­rück­trag zu verdop­peln — auf maximal 10 Millio­nen Euro bezie­hungs­wei­se 20 Millio­nen bei einer Zusammenveranlagung.

MEHRWERTSTEUER UND GASTRONOMIE: Beson­ders hart vom Lockdown betrof­fen ist die Gastro­no­mie. Noch bis Ende Juni gilt für Speisen in Cafés und Restau­rants ein verrin­ger­ter Mehrwert­steu­er­satz von 7 Prozent. Nur: Da die Gastro­no­mie seit Wochen geschlos­sen ist, nützt ihr dies nichts. Daher soll nun der vermin­der­te Satz bis Ende 2022 weiter gelten.

KULTUR: Das Rettungs- und Zukunfts­pro­gramm «Neustart Kultur» wird verlän­gert. Dazu wird ein Anschluss­pro­gramm mit einer Ausstat­tung von einer weite­ren Milli­ar­de Euro aufgelegt.

KOSTEN UND HAUSHALT: Nach SPD-Angaben können die neuen Hilfen ohne einen Nachtrags­haus­halt im bestehen­den Finanz­rah­men finan­ziert werden. Der Corona-Zuschuss für Empfän­ger von Grund­si­che­rung und der Kinder­bo­nus kosten den Staat demnach etwa 3 Milli­ar­den Euro, das Programm für die Kultur­bran­che 1 Milli­ar­de. Die gerin­ge­re Mehrwert­steu­er in der Gastro­no­mie schla­ge mit rund 3,5 Milli­ar­den Euro im Jahr zu Buche. Die Kosten für den erwei­ter­ten Verlust­rück­trag belau­fen sich nach Angaben von Finanz­mi­nis­ter Olaf Scholz (SPD) auf weniger als eine Milli­ar­de Euro. Das gehe aus den Schät­zun­gen hervor, die ihm vorlä­gen, sagte er am Donners­tag­mor­gen im Deutschlandfunk.