Eigent­lich beginnt für die Narren im Südwes­ten am 6. Januar offizi­ell die fünfte Jahres­zeit. Nicht so in dieser Fastnachts­sai­son. Das hält aller­dings einige Narren nicht auf. Sie stäuben und wecken per Mausklick.

Weil die Corona-Pande­mie das Masken­ab­stau­ben und Karbat­schen­schwin­gen am Dreikö­nigs­tag unmög­lich macht, sind einige Zünfte zum Auftakt der schwä­bisch-aleman­ni­schen Fastnacht ins Inter­net ausge­wi­chen. Unter anderem befrei­ten die Abstau­ber Jörg Schlen­ker und Bärbel Noel in Frack und Fliege das Häs — das Narren­kos­tüm — der Narren­zunft Schwen­nin­gen vom Staub des Vorjah­res. Außer­dem weckte der Kübeles­markt Bad Cannstatt am Dreikö­nigs­tag seinen Brunnen­geist in einer künst­le­risch gestal­te­ten Aufzeich­nung für die Narren zu Hause.

Die Narren­zunft Rotten­burg (Kreis Tübin­gen) wollte die launi­ge Rede des Hofnar­ren auf ihre Inter­net­sei­te stellen, die Narren in Haslach verkün­de­ten ihr neues Fastnachts­mot­to online und in Weingar­ten (Kreis Ravens­burg) schnell­te die Plätz­ler­zunft auf priva­tem Grund die Fastnacht ein. Dabei knall­ten die Narren mit ihren langen Peitschen, die Karbat­schen genannt werden — jeder für sich. «Das war zumin­dest ein Hauch von Fasnet», sagte Betti­na Haider, die Spreche­rin der Plätz­ler­zunft. «Fastnacht kann man ja nicht absagen. Das ist keine Veran­stal­tung, sondern es ist ein Lebens­ge­fühl und ein Teil unseres Jahresablaufs.»

Größe­re Narren-Veran­stal­tun­gen waren angesichts der aktuel­len Corona-Lage sonst nicht geplant. «Es ist ein wirklich raben­schwar­zer Tag», schrieb die Verei­ni­gung Schwä­bisch-Aleman­ni­scher Narren­zünf­te (VSAN) auf ihrem Facebook-Konto dazu.

Bereits am 11.11. hatten sich Zünfte in Baden-Württem­berg kreativ auf die Fastnacht einge­stimmt. Versamm­lun­gen und andere kleine­re Aktio­nen gab es per Video­schal­te, Narren­mär­sche fielen aller­dings aus.

Die Fastnacht im Südwes­ten ist vorwie­gend tradi­tio­nell geprägt. Die Narren verkör­pern meist Figuren aus der Dorf- und Stadt­ge­schich­te sowie Fabel­we­sen und Tiere. Zum «Häs» tragen sie oft kunst­voll geschnitz­te Masken. Viele «Mäsch­ger­le» starten tradi­tio­nell mit dem Abstau­ben der Masken und des Narren­ge­wan­des. Andern­orts gibt es das obliga­to­ri­sche Ausru­fen der Fastnacht oder das tradi­tio­nel­le «Einschnel­len». An einigen Orten sind aber auch Einflüs­se des rheini­schen Karne­vals spürbar — mit Figuren wie Prinz und Prinzes­sin oder Tanzgar­de. Bälle, Umzüge und andere Versamm­lun­gen würden eigent­lich bis zum Ascher­mitt­woch (17. Febru­ar) folgen.