WALLDORF (dpa/lsw) — Das bundes­weit einzig­ar­ti­ge Ausgangs­ver­bot für Katzen in Walldorf lässt aus Sicht der FDP im Landtag viele Fragen offen. So gebe es keinen ersicht­li­chen Grund für den Katzen-Hausar­rest zum Schutz der vom Ausster­ben bedroh­ten Hauben­ler­che ausge­rech­net in dieser Gemein­de, beton­te der FDP-Abgeord­ne­te Chris­ti­an Jung. Denn die Landes­re­gie­rung und ihren Behör­den hätten gar keine Zahlen über in den einzel­nen Kommu­nen im Südwes­ten leben­de Hauskat­zen, sagte Jung mit Blick auf die Antwort des Umwelt­mi­nis­te­ri­ums zu seiner Anfra­ge. Es liege ledig­lich eine Schät­zung aus dem Jahr 2009 vor, nach der sich in Baden-Württem­berg damals rund 900.000 Katzen aufhielten.

Die Maßnah­me des Rhein-Neckar-Kreises ist radikal: Katzen dürfen seit Mitte Mai und in den nächs­ten drei Jahren jeweils von April bis August nicht durch das Brutge­biet im Süden der Stadt strei­fen — es sei denn, sie werden an die kurze Leine genom­men oder bewegen sich nachweis­bar nicht in Berei­chen, wo sie zur Gefahr für die selte­nen Vögel werden können. Jung machte auf weite­re Feinde der raren Spezi­es wie Stein­mar­der oder Füchse sowie Krähen, Elstern und Störche aufmerk­sam. Die Allge­mein­ver­fü­gung des Kreises sei unver­hält­nis­mä­ßig, unter­strich der Libera­le aus dem Wahlkreis Bretten.

Nach Angaben des Minis­te­ri­ums zeigt ein Brut-Monito­ring aus dem Jahr 2021, dass in Walldorf jedes zweite Jungtier nicht überlebt. Hauskat­zen seien dabei «ein wesent­li­cher Risiko­fak­tor». Landes­weit existie­ren 63 Brutre­vie­re. Mehre­re Katzen­be­sit­zer haben bereits Wider­spruch gegen die Verfü­gung eingelegt.